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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erwiesen. Jetzt, nicht zuletzt durch Ihre Hilfe, werden wir zügig weiterkommen."
    Errötend wandte Brita ihren Blick von dem Kommissar ab. Ihre Hände spielten unwillkürlich und nervös mit einem vor ihr liegenden Bierdeckel. Sie waren vor Beglückung aufgeregt.
    Skips Hand legte sich beruhigend auf ihre schlanken Finger. Bevor er etwas sagen konnte, ergriff Morry wieder das Wort. Was er nun — mit einem listigen Lächeln in den Augenwinkeln — aussprach, war besonders auch für Skip verblüffend. Er sagte:
    „Miß, glauben Sie mir: ich habe nicht übertrieben. Ich bin mir nämlich sicher, auf welche Person Ihre Beschreibung zutrifft. Sie können es nicht ahnen — wenn mich nicht alles täuscht, sind die Stunden eines der furchtbarsten Verbrecher gezählt, nämlich des Napoleons von London."
    Skip blickte starr. War das zu fassen? Dieser „Feine" da vorhin, mit dem er an der Tür
    zusammengerannt war, das war die menschliche Bestie? Verdammt noch mal, er, Skip, hätte ja nur zuzufassen brauchen, und ein Mörder wäre zur Strecke gebracht gewesen! Aber — irrt sich Kommissar Morry wirklich nicht? Soviel Glück auf einen Haufen ist doch kaum zu fassen! No, Morry wägt seine Worte; er sagt eher zu wenig als zuviel.
    Skip gestand: „Ich bin platt, Herr Kommissar."
    „Verständlich!"
    „Und nun —?"
    Morry stand auf. „Nun haben wir keine Zeit mehr zu verlieren —"
     
    11
     
    Der Journalist Cary Broyders stach in dieser Nacht mitten hinein in die Hölle des verbrecherischen Lasters. Ziel seines nächtlichen Streif zuges war das riesige Gebiet der Isleof-Dock- anlagen.  
    Hier, in dieser Gegend, gedachte er, mit den Menschen Verbindung aufzunehmen, die seinen Vorgänger im Redaktionsstab der „Exclusive- Press" auf die heiße Fährte des berüchtigten „Napoleon von London" gebracht haben mußten. Irgendwo mußte es hier Menschen geben, mit denen sein ermordeter Kollege Browner in engem Kontakt gestanden hatte.
    Cary Broyders hatte schon mit Einbruch der Dämmerung sein Quartier an der Waterloo- Station verlassen, um sich ausgiebig zunächst im düsteren Hafengebiet südlich von Poplar umzutun. Für seinen Gang in das gefährliche Viertel hatte Cary Broyders sich hinreichend ausgestattet. Nicht nur seine Kleidung wirkte wie die eines echten Slum-Robbers. Er hatte auch die Warnung seines Kollegen Hank Duchess befolgt, sich geschickt genug zu bewaffnen. In der Innentasche seines Rockes war eine handliche 7,65er verstaut. Er wollte nicht das gleiche Schicksal wie sein Vorgänger erleiden. Hellwach strebte Cary Broyders den Isleof Dockanlagen zu . . .
    Aus den Gesprächen mit seinem Kollegen Hank Duchess war ihm bekannt geworden, daß Browner in dieser Gegend des öfteren zwei Lokale „bevorzugte", in denen er — nach seinen Schilderungen in der Redaktion — einige Burschen sitzen hatte, die gegen entsprechende Bezahlung das ausplauderten, was interessant genug schien. Journalisten müssen hier aber wachsam und — spendabel sein. Diese Gedanken lenkten Cary zur Cuba- Street, hier, wo gleich neben South-Dock eine verräucherte Bude mit dem Namen „Little Port" die Stammgäste anlockte. Nach der Besichtigung dieses Ladens wollte Cary das zweite vorgemerkte Lokal mit dem verheißungsvollen Namen: „Fortune" ansteuern. — „Fortune" stand in keinem Telefonadreßbuch. Es galt als besonders neckisch verschwiegen. —
    Cary Broyders wanderte lässig die Dockanlagen entlang. Die Nacht war wolkenlos. Hell glitzerten die Sterne auf die nicht überall friedliche Stadt hernieder. Je tiefer Cary nach Süden in den großen Themsebogen und in die darin befindlichen Dockanlagen vordrang, um so mehr nahm die Gegend den gefährlich drohenden Charakter an. Dunkler wurden die Straßen und Gassen. Die nackten Wände der Werftanlagen schoben sich zu beiden Seiten der Straße näher an die Fahrbahn heran.
    In der Cuba-Street quoll gelbliches Licht aus erblindeten Fenstern heraus. Über der gespenstischen Szenerie dieser Gegend hing ein starker Geruch von Teer und Fischen.
    Cary fühlte ein heftiges Kratzen und Beißen im Hals. Die dicke Luft legte sich wie ein eiserner Ring um seine Brust, er mußte sich erst an sie gewöhnen. Als er das Lokal betrat, brandete ihm ohrenbetäubender Lärm entgegen. Die Atmosphäre dieses primitiven Amüsierladens glich einem Rummelplatz. Dichter Tabaksqualm, Düfte von billigem Fusel und undefinierbarem Parfüm machten die Luft zum Zerschneiden dick. Cary mußte einen Hustenreiz

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