Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Trunkenheit aus seinen Gliedern. Er überlegte einen Augenblick, ob er seine nun in der Falle sitzenden Komplicen warnen oder sich lieber stillschweigend verdrücken sollte. Kaum zu Ende gedacht, schob sich seine Gestalt schon lautlos tiefer in die Einfahrt hinein. Flucht! hieß seine Parole. Mochten seine Komplicen sehen, wie sie sich aus der Schlinge zogen. Minuten fiebernder Ungewißheit vergingen, dann hatte Jill Poloo einen Fluchtweg entdeckt. Über den Innenhof des neben der Imbißstube liegenden Hauses gelangte er an eine nicht allzu hohe Mauer. Er schaffte es mit Mühe, sie zu überklettern. Als er wieder festen Boden unter seinen Füßen spürte, vermeinte er seine Flucht geglückt; sein Gangsterleben konnte weitergehen.
*
Fast gleichzeitig mit den beiden Fahrzeugen, denen die Tecks der Kriminalwache entstiegen, gelangte Skip Ellebry wieder am Eingang der Imbißstube an. Er beobachtete, wie die Beamten nach ihren Dienstpistolen griffen, sie durchluden und wieder in den Rocktaschen verschwinden ließen, den Zeigefinger am Abzugshahn. Skip dachte: bis jetzt ist alles nach Wunsch verlaufen, wie aber nun weiter? Er bangte um sein Mädel. Was könnte geschehen, wenn es da drinnen zu einem Kugelwechsel mit den Gangstern kommen würde? Wie verhält man sich? Ungewißheit quälte ihn. Vor allem die Ungewißheit, wo sich das Girl, das er so sehr ins Herz geschlossen hatte, in dem Augenblick aufhalten mochte, in dem der Tanz dort drinnen losging.
Damn't, sie befand sich jetzt völlig ahnungslos zwischen zwei drohenden Feuern. Wie schnell konnte dabei ein Leben — ein kostbares Leben — ausgelöscht werden. Um Gottes willen — nein, Brita durfte nichts passieren!
Skip war nur noch von dem Willen beseelt, Brita aus dem Gefahrenbereich herauszubringen. Er eilte die drei Stufen zum Eingang herauf. Noch einmal warf er einen Blick auf die ihm nun folgenden Tecks, die ihn ja nicht kannten! Entschlossen hastete er in das Lokal hinein. Als er das Girl hinter dem Tresen hantieren sah, sprang er sofort hinzu. Er ergriff sein Mädel am Arm.
„Komm weg! Schnell weg hier!"
Ohne sich um die erstaunten Gesichter der am Tresen stehenden Gäste zu kümmern, zog er Brita bis hinter einen schützenden Pfeiler. Hier kaum angelangt, tauchten am Eingang die harten Gesichter der Tecks auf. Was sich nun ereignete, ging so blitzschnell, daß die Reihenfolge der einzelnen Geschehnisse schwerlich klar darzustellen ist.
Man hatte zunächst die sonore Stimme des Kommandeurs der Police-Truppe gehört:
„Police, alles bleibt stehen! Keine verdächtigen Bewegungen. Ich warne Sie, meine Männer schießen..."
Mitten in diese Worte hinein krachte unvermittelt ein Schuß. Der Detonation folgte für ein paar Herzschläge lang eine lähmende Stille. Alle Köpfe flogen herum zu der Stelle hin, von der der Schuß abgegeben worden war. Es war weder von dort in der Richtung zum Eingang hin, wo sich noch zwei Tecks der Kriminalwache aufhielten, noch von dem Tisch, an dem die Gangster saßen. Seitlich von beiden Richtungen, im Rahmen der Tür, die zum Hinterausgang führte, stand ein Mann mit der noch rauchenden Waffe in der Hand. Er hatte gefeuert, gefeuert auf Danny Sihangalor, der nun wie erstarrt auf seine Hand blickte, in der noch immer ein Schießeisen hing. Danny Shangalor hatte jedoch nicht mehr die Kraft, die Waffe hochzubringen.
Der Schuß des Mannes unter der Tür hatte seinen Oberarm durchbohrt, bevor Danny seine niederträchtige Absicht verwirklichen konnte, die Kriminalpolizisten umzulegen. Der Mann, der Dannys Verzweiflungstat verhindert hatte, war kein anderer als Kommissar Morry.
„Kommissar Morry!" entfuhr es dem völlig überraschten Skip Ellebry, und sein Ruf hallte von den Wänden wider.
Kommissar Morry schritt an den verdutzten Gesichtern der Herumstehenden vorbei, trat dicht an die beiden Verbrecher Danny Shangalor und Silvester Fulham heran und befahl seinen Leuten: „Abführen!"
Seine Worte wirkten ähnlich schneidend wie vorher das Aufpeitschen seines Schusses. Anschließend ordnete Morry an, die Ausweise aller übrigen Gäste strengstens zu kontrollieren.
*
Nachdem die beiden Gangster abgeführt waren, begannen die Menschen, die wie versteinert dagestanden hatten, sich wieder zu regen. Einige unter ihnen hatten es plötzlich sehr eilig, aus der Nähe des berühmten Kommissars zu kommen. Sie bemühten sich umsonst. Wer zweifelhafte Ausweispapiere oder gar keine besaß, mußte mitkommen. Draußen
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