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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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aber jetzt zu Boden gesenkt. Staubflusen, die das Lasernetz berührten, glühten kurz auf. Im nächsten Augenblick waren sie zu Asche verbrannt.
    „Sansibar, auch wenn ich nicht verstehe, wie man so egoistisch sein kann, mein Angebot steht: Ihr bekommt freies Geleit in die Schattenstadt.“
    Sansibar starrte Doktor Tornham feindselig an. Das war die einzige Art, seinem Blick zu widerstehen. Aber tief in ihrem Inneren versuchte sie längst, sich mit seinem Vorschlag anzufreunden. Zusammen mit Papa, Luan und Kalawesi dürfte sie in die Schattenstadt zurückkehren. Sie würde Mama wiedersehen und irgendwie würde es Mama schaffen, von diesem Garmal loszukommen. Irgendwie, ganz bestimmt.
    „Sansibar, du musst mein Angebot jetzt annehmen. Viel Zeit bleibt dir nicht. Wenn dich die Sipos erst einmal festgenommen haben, kann ich nichts mehr für dich tun. Dann ist es unwiderruflich zu spät. Leg das Garmal zurück in den Rucksack! Diese Droge ist viel zu gefährlich, um mit ihr zu spielen. Du weißt, was sie mit den Garmal-Sammlern in der Schattenstadt angerichtet hat. Im Übrigen denke ich nicht, dass dein Vater in die Schattenstadt mitkommen will. Er wird sein komfortables Leben in Mallinport nicht aufgeben. Er wird es nicht tauschen gegen ein Leben in Dreck und Gefahr. Frag ihn doch selbst! Lass ihn entscheiden, ob er an diesen grauenvollen Ort ziehen möchte.“
    Doktor Tornham wollte sie doch nur verunsichern. Natürlich würde Papa mitkommen. „Hab keinen Empfang“, gab sie unwirsch zurück.
    Doktor Tornham zog eine Augenbraue hoch. „Hier im Kristallamt ist der Empfang ganz ausgezeichnet. Du hast nur Angst vor der Wahrheit.“
    Sansibar hob ihr linkes Handgelenk vors Gesicht und berührte mit dem Kinn das TwaddleBand.
    In grellem Orange leuchtete eine Nachricht auf: „Sie wissen, dass ihr im Kristallamt seid. Passt auf! Nele. P.S. Kannst du mir verzeihen?“ Sansibar nickte. Dann wischte sie noch einmal mit dem Kinn über den Bildschirm. „Papa, melde dich!“
    Herr Arbani erschien auf dem Bildschirm. Seine schwarzen Haare standen unordentlich in alle Richtungen ab. Waren mehr graue darunter, als noch vor ein paar Tagen? Furchen zogen sich über seine Stirn wie mit einem Pflug eingegraben. Um die Augen lagen tiefe Schatten. So bedrückt hatte Sansibar ihren Vater noch nie gesehen. „Mein Kind, was machst du denn?“, jammerte er. „Ich will dir doch nur helfen. RUHL ist die großartigste Erfindung der Menschheit. Gemeinsam sind wir stark. Es tut kein bisschen weh, leere Gedanken abzugeben. Du bemerkst es nicht einmal. Es ist mühelos und leicht.“
    Doktor Tornham lächelte wieder. Auf Zehenspitzen wippte er auf und ab.
    Wie Lava in einem Vulkan kochte Wut in Sansibar hoch. Papas Sätze klangen wie von Doktor Tornham kopiert.
    „Papa, ich habe Doktor Tornham als Geisel genommen.“
    Herr Arbani riss die Augen auf. Sein Atem flatterte. Er keuchte: „Mein Kind, warum zerstörst du dein Leben, wirfst es einfach weg?“
    „Nein, ich zerstöre es nicht. Wir fangen gemeinsam neu an. Doktor Tornham lässt uns in die Schattenstadt ziehen, zu Mama. Ich habe sie gesehen“, Sansibar konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken. In Gedanken war sie mit Mama und Papa längst wieder zusammen.
    „Ich werde mein Bestes geben, damit ihr in die Schattenstadt ausreisen dürft“, warf Doktor Tornham ein und kontrollierte den Sitz seiner Frisur.
    „In die Schattenstadt?“ Papas Mund zog seine Mundwinkel nach unten. „In diesen Sumpf des Egoismus. Dort, wo jeder nur an sich denkt. Die Zukunft der Schattenstadt liegt einzig in ihrem Untergang.“
    „Papa, wach endlich auf! Erinnerst du dich nicht an früher? Du warst ein Rebell, damals, als du mit mir in die Schattenstadt fliehen wolltest. Damals, als uns die Sipos angehalten hatten. Es tut mir so leid, dass ich dich verraten habe. Sie haben dich ins Korrekturhaus gebracht und mich ins Waisenhaus zu den Häppy Kidz gesteckt. Kannst du dich wirklich nicht mehr daran erinnern? Versuch es! Ich flehe dich an.“
    Sansibar starrte ihren Vater auf dem winzigen Bildschirm an. Ihr Gesicht glühte. Die Schweißperlen schienen auf ihrer Stirn fast zu verdampfen. Sie wischte mit dem rechten Arm, den sie immer noch auf Doktor Tornham gerichtet hielt, eine lila Haarsträhne aus der Stirn.
    „Pass auf Tornham auf. Lass ihn nicht aus den Augen!“, knurrte Kalawesi.
    „Papa, erinnere dich! Bitte!“, flehte Sansibar.
    Herr Arbani schnaufte laut. Seine Gedanken schienen zu gären.

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