Die Schattensurfer (German Edition)
kreisrunden Umriss im Dunkel auftauchen. Er wirkte noch enger als der Einstieg. Luan hielt sein ceeBand an die Verriegelung. Er konnte das Sicherheitssystem nicht finden.
„Mist“, schimpfte Luan. „Ich habe alle Kanäle abgescannt. Es muss ziemlich gut getarnt sein.“
Sansibar stand ratlos daneben. Von dem ganzen Sicherheitszeug hatte sie keine Ahnung.
„Drehen, du musst drehen“, japste Kalawesi.
Luan drehte sein ceeBand und wartete. Nichts geschah.
Kalawesi lachte. Luan sah ihn ärgerlich an. „Du hast gesagt, ich soll es drehen.“
„Nicht das ceeBand“, sagte Kalawesi. „Den Lukenverschluss musst du aufdrehen.“
„Dieses Rad?“, fragte Sansibar.
„Und wo gebe ich das Kennwort ein?“ Luan versuchte das Rad zu drehen. Es bewegte sich keinen Millimeter.
„Kennwort“, lachte Kalawesi, „gibt es keines. Das war damals nicht nötig, als der Versorgungstunnel gebaut wurde. Lass mich mal versuchen.“
Kalawesi packte das Rad mit beiden Händen. Dicke Adern traten an seinem Hals hervor. In der grünen Notbeleuchtung hatte Kalawesis Gesicht die Farbe von Tomatensuppe mit Spinat. Schweißperlen liefen über seine Stirn. Da gab das Rad quietschend nach. Kalawesi drehte es Zentimeter für Zentimeter, als würde er es erwürgen.
„Das hat seit Jahrzehnten niemand mehr geöffnet“, schnaufte Kalawesi. Er lehnte sich gegen die Luke und drückte sie mit einem Ächzen auf. Sansibar hielt die Luft an. In dem Raum dahinter stapelten sich Computer vom Boden bis zur Decke. Ein Gestrüpp von Kabeln verband die Rechner. Kein Lämpchen blinkte. In dem Raum war es totenstill, nicht ein einziger Lüfter lief.
„Die Computer sind uralt. Das ist alles Schrott“, stellte Luan fest.
„Das alte Rechenzentrum“, brummte Kalawesi. „Jetzt macht schon. Nach euch.“
Nacho sprang als erster aus der Versorgungsröhre. Luan folgte. Dann kletterte Sansibar aus der runden Öffnung, die einen guten Meter über dem Boden in das alte Rechenzentrum mündete. Sansibar landete weich in knöcheltiefem Staub. Flusen wirbelten auf. Sie kitzelten. Sansibar kniff sich in die Nase, um nicht zu niesen.
Das alte Rechenzentrum war eine riesige Halle, bestimmt zwanzig Meter hoch und groß wie ein Fußballfeld. In den raumhohen Regalen stapelten sich Abertausende von Computern. Dazwischen führten schmale Gänge hindurch und teilten den Raum in ein Schachbrettmuster auf.
„Wahnsinn“, staunte Sansibar. Mit dem Finger wischte sie eine Schlangenlinie in die verstaubte Vorderseite eines Computers.
„Das ist doch alles Müll“, sagte Luan.
„Könnt ihr mir das bitte abnehmen“, meldete sich Kalawesi, der seinen Kopf aus der Öffnung der Versorgungsröhre steckte. In der Hand schwang er den Rucksack mit Proviant. Sansibar stellte den Rucksack vor ihre Füße.
Kalawesi schob sich aus der Versorgungsröhre. Seine Schultern passten gerade noch durch den engen Ring. Doch dort, wo sein Bauch begann, schnitt der runde Metallreif ganz tief ein. Kalawesi zwängte sich noch weiter, aber dann blieb er stecken. Er kam weder vor noch zurück. „Helft mir doch“, rief Kalawesi ärgerlich.
Wie zuvor packten Sansibar und Luan Kalawesis Hände.
„Los!“, presste Kalawesi hervor.
Auf drei zogen Sansibar und Luan. Kalawesi bewegte sich nicht.
„Fester“, kommandierte er.
Sansibar und Luan stützten sich mit den Füßen an der Wand ab. Sie zerrten. Aber Kalawesi steckte fest.
Sein Kopf leuchtete auberginenfarben. Kalawesi strampelte und zappelte. Es half nichts. Schließlich musste auch er es eingestehen. Er kam weder vor noch zurück. „Dann geht ihr eben alleine zum Zentralcomputer. Ich warte hier auf euch.“
Luan strich über sein ceeBand, tippte etwas ein. Er holte tief Luft und sagte: „Ich übernehme das. Sansibar, du bleibst hier.“
„Aber …“
„Nacho und du, ihr müsst auf Kalawesi aufpassen.“
Sansibar nickte erleichtert. Von dem Technikkram verstand sie sowieso nichts. Nacho setzte sich neben Sansibar auf den staubigen Boden.
„Ich beeile mich“, rief Luan. „Das dauert keine Viertelstunde. Und wenn ich in einer halben noch nicht zurück bin, haut ihr ab.“
„Ja“, murmelte Sansibar, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie ihr das mit Kalawesi gelingen sollte.
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Luan um und rannte los. Sein Rucksack schlackerte auf dem Rücken hin und her. Den vierten Garmal-Beutel hielt er fest umklammert in den Händen.
„Viel Glück! Du schaffst es bestimmt“, rief Sansibar ihm
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