Die Schattensurfer (German Edition)
„Sansibar, du weißt, ich litt unter Disinformie. Leider habe ich dir diese grässliche Krankheit vererbt. Aber sie können dich heilen. Professor Brenius ist ein Genie. Von meinem früheren Leben mit Disinformie weiß ich kaum noch etwas. Ich habe fast alles vergessen. Das gehört zur Behandlung und das ist gut so. Lamrag hilf mir, ein offenes Leben zu führen und meine Gedanken mit der Gesellschaft zu teilen.“
„Hör auf deinen Vater, Sansibar. Nicht umsonst trägt er jetzt einen roten Kristall, fast schon lila, und wird von allen geachtet. Wir können auch dich heilen. Professor Brenius schafft das. Du musst nur mitkommen. Es ist nie zu spät.“ Doktor Tornham schob seine Füße ein wenig in Richtung Sansibar. Den Laserkescher ließ er nachlässig über den Boden schleifen, aber seine Hände hielten den Griff fest umschlossen. Sehnen traten auf seinem Handrücken hervor.
„Ruhe“, schnauzte Sansibar und ließ noch ein paar Krümel Zwieback durch ihre Finger rinnen. Sie pustete sie in Richtung Doktor Tornham.
„Papa, erinnere dich endlich an deine Vergangenheit! Du machst sie nicht ungeschehen, nur weil du sie verdrängst.“ Sansibar versuchte, ihren Vater mit Worten wachzurütteln, als stünde sie neben ihm. „Hast du Mama vergessen? Ihr orangefarbenes Lieblings-T-Shirt mit der lila Blume vorne drauf. Sie hatte es auf ihrer Flucht getragen.“
Herrn Arbanis Augen zuckten. Er sagte nichts.
„Mama und du, ihr wart Rebellen. Nachdem Mama in Sicherheit war, wolltest du mich auch rüberbringen, auf dem alten Scooter. Weißt du nicht mehr?“
Herr Arbani kaute auf seiner Unterlippe. Er schien nachzudenken, in seinen Erinnerungen zu kramen.
„Mama ist nicht tot. Sie lebt bei den Garmal-Sammlern in der Schattenstadt.“
„Es reicht, wir haben nicht ewig Zeit“, fuhr Doktor Tornham dazwischen. Seine Stimme klang schneidend. „Sansibar, wie hast du dich entschieden?“ Und wieder schob er sich ein paar Zentimeter näher an Sansibar heran. Nacho knurrte.
Sansibar starrte auf ihr TwaddleBand und flehte: „Papa, du musst Mama helfen. Sie braucht dich. Das Garmal macht sie kaputt.“
Herr Arbani sah seine Tochter ganz ernst an. Sein Mund zuckte. Er sagte nichts, sprach lange kein Wort.
„Papa“, drängte Sansibar.
„Lucilias T-Shirt“, stammelte er, „ja, ich erinnere mich: orange mit dieser Orchidee. Es war ihr Lieblings-T-Shirt. Sie trug es an jenem Abend, als sie ging.“ Herr Arbani schloss seine Augen und atmete ganz tief. Dann sagte er: „Bleib, wo du bist, meine kleine Sansibar. Ich bin gleich bei dir. Wir fahren gemeinsam zu Mama.“
„Herr Arbani, bitte nehmen Sie jetzt ihr Lamrag! Sie sind krank“, rief Doktor Tornham.
Mit einem fernen Lächeln blendete sich Herr Arbani aus. Sansibar zwinkerte ihm zu. Sie fühlte sich so leicht wie noch nie in ihrem Leben. Ihr Bauch kribbelte. Zusammen mit Papa würden sie es schaffen.
„Na gut, dann geht dein Vater eben auch mit“, sagte Doktor Tornham säuerlich. „Ich werde mich für euch einsetzen, damit man euch ausreisen lässt. Das bekomme ich schon hin. Und jetzt leg das Garmal bitte zurück in den Rucksack, Sansibar.“
Doktor Tornhams ceeBand piepste. Und dann noch einmal. Sansibar zuckte. Sie richtete ihre Faust auf ihn, ließ ein paar Krümel durch ihre Finger rinnen.
„Ganz ruhig, ich werde nur nachsehen“, sagte Doktor Tornham und drehte sein Handgelenk. Ein kurzes Lächeln zuckte über sein Gesicht, dann bemühte er sich um einen sachlichen Ton: „Wie ich vermutete hatte, sie haben Luan gefasst. Wenn die Sipos erst einmal hier sind, ist deine Chance vertan.“
„Glaub ihm kein Wort“, knurrte Kalawesi. „Niemals wird er uns gehen lassen. Wieso sollte er?“
„Ich stehe zu meinem Versprechen. Ich werde mein Bestes geben“, sagte Doktor Tornham. Nacho fletschte seine Zähne und schnappte nach ihm.
„Aus“, befahl Sansibar, doch ihre Stimme zitterte. Sie wusste, Doktor Tornham würde sie nicht gehen lassen. Es klang so schön einfach. Sie wollte es glauben. Eine andere Möglichkeit hatte sie nicht, jetzt wo Luan gefangen war.
„Vorsicht!“, schrie Kalawesi. Seine Augen quollen schier aus dem Kopf, der jetzt in der Farbe seines Samtanzugs glühte.
Sansibar spürte noch den Lufthauch des niedersausenden Laserkeschers. Es war zu spät auszuweichen. Sie fühlte das Netz aus glühendem Laser. Die Fäden legten sich eng um ihren Körper und beraubten sie jeder Bewegung
„Nacho!“, schrie Sansibar verzweifelt. Nacho
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