Die Schattensurfer (German Edition)
kleinlaut.
„Wie ist das nun mit meiner Idee?“, fragte Nele und sah triumphierend in die Runde.
„Nicht schlecht“, meinte Chris.
„Könnten wir so machen“, sagte Emil und auch Nick stimmte zu.
„Ich würde gerne einen Motor in das Skateboard einbauen“, mischte sich Luan in die Diskussion.
„Was soll das denn jetzt?“, fuhr ihm Nele über den Mund. „Hier geht es um mein Labyrinth mit den Wandernden Wänden.“
„Was für ein Labyrinth?“, fragte Luan.
„Die Besucher müssen den Weg durch mein Labyrinth finden. Allerdings wandern die Wände hin und her und machen es richtig schwierig, herauszufinden. Das ist das perfekte Vergnügen, das niemals aufhört“, gab Nele schnippisch zurück.
Luan beschloss, nichts mehr zu sagen und einfach zuzuhören. Er hatte keine Ahnung, wieso ausgerechnet ein Labyrinth das perfekte Vergnügen sein sollte.
In der ersten Pause stahl sich Luan in den Hof hinunter und suchte nach einem brauchbaren Motor, einem, der noch gut in Schuss war. Auf keinen Fall durfte der Motor zu groß sein. Er musste auf dem Skateboard Platz haben.
Das war gar nicht so einfach. Die meisten Motoren, die er fand hatten die Größe einer Bierkiste. Das ging auf keinen Fall. Er wollte die Suche gerade aufgeben, da entdeckte er in einem vergammelten Kühlschrank einen kleinen Benzinmotor, ein richtig antikes Stück. Der würde passen. Luan nahm ihn mit, um ihn zu zerlegen und zu reinigen. Hoffentlich lief er danach wieder.
Nele und die anderen waren ziemlich sauer, als Luan sich den ganzen Nachmittag in sein Zimmer verkroch. Er schraubte, bohrte und programmierte und vergaß völlig die Zeit. Natürlich reichte ein Nachmittag nicht aus. Aber stolz präsentierte Luan am Abend ein erstes Ergebnis: Ein knatterndes Skateboard. Der kleine Motor trieb die Räder über einen Gummiriemen an.
„Mit der Computersteuerung bin ich noch nicht so weit gekommen. Nur der Balancereaktor funktioniert schon einigermaßen. Man kippt nicht mehr so leicht um. Das ist im Moment das Wichtigste. Was haltet ihr davon?“, fragte er begeistert in die Runde.
„Stinkt furchtbar“, meinte Nele. „Und jetzt lass uns damit in Ruhe. Wir arbeiten an einem großen Projekt für den Lunapark und du beschäftigst dich mit Kinderbasteleien.“
„Ich dachte, wir könnten das Skateboard für den Lunapark …“
Chris zeigte ihm einen Vogel.
„Dieser ratternde Rasenmäher, das ist doch kein Vergnügen“, mischte sich auch Nick in das Gespräch.
„Ist ja auch noch nicht fertig. Nur so als Prototyp, als Idee“, verteidigte sich Luan. „Das Ding wird noch richtig gut werden.“
„Gähn“, sagte Chris und Emil nickte.
„Kommt wenigstens mit. Lasst es uns gemeinsam ausprobieren. Ich verspreche euch: Wenn nur einer das Ding blöd findet, schmeiße ich es auf den Müll und programmiere euch die Wandernden Wände. Von mir aus sogar rennende Wände.“
„Hmm, das klingt fair“, sagte Pablo.
„Na gut.“
„In Ordnung.“
Die Schattensurfer gingen hinaus auf die Straße. Behutsam wie einen kostbaren Kristall setzte Luan das mattgraue Skateboard auf den Asphalt. Er startete den Motor. Ein Stottern, ein Schlucken, ein Husten, dann sprang der Motor an. Er röchelte heiser, aber er lief.
„Wer will mein Skateboard als Erstes ausprobieren?“, fragte Luan. Sein Gesicht glühte vor Aufregung.
Chris schüttelte den Kopf: „Ich traue dem Ding nicht.“ Nick und Emil duckten sich hinter Chris. Luan schluckte. Wieso wollte es keiner versuchen?
Da trat Pablo auf die Straße. „Klar, ich probiere es gerne aus.“
Vorsichtig stieg Pablo auf und stieß sich ab.
Der Motor heulte. Das Skateboard schoss mit einem Affentempo davon. In wildem Slalom jagte es über die Straße. Und Pablo stand ganz lässig drauf, locker in den Knien, als wäre er schon immer auf rasenden Brettern durch die Stadt gefahren. Mühelos dirigierte er es um Blechtonnen, verbogene Verkehrsschilder und Autowracks. In einem wahnwitzig engen Schwung flitzte er in die nächste Querstraße und war aus dem Blickfeld der anderen verschwunden.
Chris, Nick, Emil und Nele glotzten Pablo mit offenen Mündern hinterher.
Luan fühlte etwas wie warmen Wüstenwind durch seinen Bauch fahren. Der Balancereaktor funktionierte besser als erwartet.
Aus der anderen Richtung kam Pablo zurück. Scharf bremste er ab und sprang vom Skateboard. Seine Haare standen wie gebogener Draht nach hinten. Er wischte sich Tränen ab, die ihm der Fahrtwind aus den Augen gedrückt
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