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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Marella.
    Quietschend wurde eine Klappe aufgeschoben. Sansibar konnte nichts erkennen. Das Haus lag im Dunkeln. Ein langes Vordach ragte heraus. Mehr sah sie nicht.
    „Verschwindet! Sonst erwischen sie euch“, krächzte eine alte Männerstimme.
    „Fahr endlich“, drängte Sansibar und drückte ihre Fersen in die Seiten des Scooters, als wäre er ein bockiges Pferd. Warum waren sie nicht viel früher umgekehrt? Das Salzwasser vom Schwimmbad rumorte in ihrem Magen.
    „Wie kommen wir auf die RUHL-Allee?“, rief Marella in die Dunkelheit. Doch als Antwort erhielt sie nur das Quietschen eines Türriegels.
    Zornig beschleunigte Marella den Scooter. Sie fuhr immer tiefer hinein in den Südlichen Kallweg.
    „Dreh bitte um. Ich will endlich heim“, sagte Sansibar.
    „Dort vorne ist alles hell beleuchtet. Das ist bestimmt die RUHL-Allee“, meinte Marella zuversichtlich und deutete geradeaus.
    Der Südliche Kallweg machte einen Knick. Dahinter leuchteten gleißende Scheinwerfer.
    Sansibar atmete auf. Selbst wenn das nicht die RUHL-Allee wäre, würden sie dieses düstere Viertel verlassen und ihr TwaddleBand hätte bestimmt wieder Empfang.
    Marella gab Gas. Sie legten sich in die Kurve. Das Licht blendete sie. Sansibar kniff die Augen zu. Marella bremste so abrupt, dass Sansibar nach vorne schlug und ihr Kopf gegen Marellas donnerte.
    „Wo sind wir?“, murmelte sie und rieb sich die Stirn.
    Wortlos schüttelte Marella den Kopf. „Ich weiß nicht.“
    Die Mädchen standen auf einem breiten Betonstreifen. Dahinter erhob sich eine dunkle Mauer. 20 Meter hoch und glatt wie Glas. Scheinwerfer bestrichen die Mauer. Der Betonstreifen davor war so sauber gekehrt, dass sich nicht einmal eine Ameise verstecken konnte.
    Sansibar sah nach links und rechts. Die dunkle Mauer zog sich schier endlos in die Nacht.
    „Was ist das für eine Mauer?“, fragte Sansibar.
    Marella schluckte. Sie rückte ihr Stirnband zurecht und wischte mit dem Ärmel über ihren Kristall.
    „Keine Ahnung“, sagte sie, „eine große Fabrik vielleicht?“
    Sansibar sah auf ihr Armband. Sie wischte darüber. Nichts als die Uhrzeit war zu lesen. Kein Empfang. Wieso hatten sie hier keinen Empfang?
    Da drückte Marella den Ellenbogen Sansibar in die Seite. „Wir bekommen Besuch“, raunte sie.
    Auf einem Scooter rasten zwei Sipos heran. „Bitte bleiben Sie stehen! Personenkontrolle!“, dröhnte der Lautsprecher. Das Blaulicht warf Farbflecke auf den makellosen Betonboden.
    Sansibar erstarrte vor Angst. Warum war Marella vorhin nicht umgekehrt? Warum musste sie unbedingt weiterfahren?
    Im nächsten Augenblick stoppten die Sipos neben ihnen. Ihre blau verspiegelten Brillen funkelten im Licht der Scheinwerfer. Das Lächeln der beiden schien wie in Harz gegossen. Mit Freundlichkeit hatte das nichts zu tun.
    Sansibar versuchte sich hinter Marellas Rücken zu verstecken.
    „Die Dunkle Mauer gehört zur verbotenen Zone! Ihr dürft euch hier nicht aufhalten. Wie heißt ihr?“, fragte der Sipo, auf dessen Trainingsjacke der Name Frank eingestickt war.
    „Marella Maier und das ist meine Freundin, Sansibar Arbani. Wir haben uns verfahren. Wir wollen nach Hause. Können Sie uns helfen, die RUHL-Allee zu finden?“
    Der andere Sipo hielt sein Lesegerät an Marellas Kristall. Dann kontrollierte er Sansibars TwaddleBand. Dort waren Sansibars Daten gespeichert.
    „Die Angaben sind korrekt. Sie sagen die Wahrheit.“
    Eine lila Strähne rutschte Sansibar vors Gesicht. Sie strich die Haare über ihr Ohrläppchen.
    „Wir suchen zwei Eindringlinge auf fliegenden Brettern. Sie haben die Mauer unerlaubt überquert. Habt ihr sie gesehen?“, fragte Frank.
    „Fliegende Bretter?“ stammelte Sansibar.
    „Nein“, sagte Marella „Ganz bestimmt nicht.“
    Die Sipos lächelten glatt. „Dann verlasst bitte sofort die Sicherheitszone. Das nächste Mal gibt es einen Eintrag im RUHL-Register. Biegt dort vorne links in den Weg neben der verlassenen Tankstelle. Ihr fahrt immer weiter geradeaus. Nach fünf Kilometern trefft ihr auf die RUHL-Allee. Und falls ihr die Eindringlinge doch noch seht, informiert uns! Verstanden?“
    „Jawohl“, sagte Marella und startete den Scooter.
    Sansibar kniff ihre Freundin in die Seite. Sie sollte sich gefälligst beeilen.
    Marella beschleunigte ruhig. „Ein Glück, dass wir die beiden Sipos getroffen haben“, sagte Marella, „sonst wären wir hier noch ewig herumgeirrt.“
    „Ich mag die Sipos nicht. Sie machen mir Angst“, gestand

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