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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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Garagenwand hoch. Viel zu schnell. Viel zu weit. Schon war er über die Garage hinausgeschossen und flog einfach durch die Luft – das kiesbedeckte Dach weit unter sich. Luan zog die Beine an und drehte die Hüfte. Das Board schien an seinen Füßen zu kleben. Der Bersolmotor spuckte ins Leere. Luan hing kopfüber am Himmel. Es fühlte sich an, als würde sein Herz aussetzen. Doch nur für einen Augenblick. Dann näherte er sich in einem sanften Bogen der Straße. Er setzte wenige Meter neben Pablo auf. Luan fühlte sich großartig.
    Pablo jubelte: „Wahnsinn, Mann. Völlig abgefahren.“ Luan strich sich verlegen die Haare zurecht.
    „Bestimmt schaffen wir es auch über die Dunkle Mauer.“
    „Eigentlich beginnt die Mauer gleich dort drüben. Nur noch rechts durch die Gasse, aber das ist das Gebiet der Garmal-Sammler. Das riskieren wir nicht“, sagte Pablo.
    Sie fuhren ganz außen um das Gebiet der Garmal-Sammler. Luan erschrak, als er die Dunkle Mauer zum ersten Mal erblickte. Glasglatt sah sie aus. Ein Monster, das jeden Eindringling abwehren würde. Endlos zog sie sich nach links und rechts. Luan konnte nicht erkennen, wo sie anfing und wo sie aufhörte. Ein 50 Meter breiter Streifen vor der Mauer war platt gewalzt. Häuser, die an den Streifen ragten, waren einfach abgeschnitten und Zimmer in der Mitte durchtrennt worden.
    „Meine Güte, ist die hoch“, murmelte Luan ehrfürchtig und schwang auf seinem Skateboard ganz dicht heran. Mit Fingerspitzen berührte er die Mauer. Sie fühlte sich glatter an als Eis. Noch nie hatte er so etwas gespürt.
    Scheinwerfer bestrahlten die Mauer mit kaltem Licht.
    „Ob sie Überwachungskameras einsetzen?“, fragte Luan.
    „Keine Ahnung, das kann uns egal sein. Uns gibt es nicht mehr. Wir leben nicht in Mallinport. RUHL kann uns nicht finden“, sagte Pablo und zog seine Kapuze ganz tief ins Gesicht.
    Pablo nahm Anlauf. Er raste auf die Dunkle Mauer zu, beschleunigte immer weiter. Der Bersolmotor kreischte. Es sah aus, als wollte Pablo mitten durch die Mauer brechen.
    „Jetzt!“, schrie Luan.
    Im allerletzten Augenblick, Zentimeter vor dem Aufprall, kippte Pablo sein Skateboard. Er jagte die Dunkle Mauer hinauf, schoss über sie hinaus. Und schon war er dahinter verschwunden.
    Luan atmete tief durch. Das konnte er auch. Das war überhaupt kein Problem. Genau wie vorhin. Alles cool. Luan verdrängte den Klumpen in seinem Magen. Er gab einfach nur Gas. Schneller. Noch schneller. Jetzt das Board kippen. Und im nächsten Augenblick flog er die glatte Mauer hinauf. Er schoss hinüber. Er schwenkte sein Skateboard. Ruhig glitt er auf der anderen Seite hinab. Dort, wo Pablo schon auf ihn wartete.
    Mallinport. Sie waren in Mallinport. Sie hatten es geschafft. Zurück in Mallinport. So einfach war das also.
    Luan sah sich um. Auch hier war alles platt gewalzt und dahinter lagen graue Ruinen. Genau wie in der Schattenstadt.
    „Bist du sicher, dass wir in Mallinport sind?“, fragte Luan zögernd.
    „Klar, wo sollen wir sonst sein.“
    Scheinwerfer, hell wie in einem Fußballstadion, flammten auf. Luan kniff die Augen zusammen. Er konnte nichts mehr sehen. Er musste blinzeln. „Los weg hier! Sie haben uns entdeckt“, schrie Pablo und stieß sich mit seinem Skateboard ab. Er fuhr nicht zurück über die Mauer, dort, wo sie in Sicherheit wären. Nein, er raste in die entgegengesetzte Richtung auf die Ruinen Mallinports zu.
    Ein Lautsprecher flog wie ein Heiligenschein direkt über Luan und dröhnte: „Stehen bleiben. Waffe fallen lassen. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Sofort.“
    Eine Sipo-Sirene heulte auf. Da sah Luan sie kommen. Ein Trupp Sipos raste auf ihn zu. Mit ihren Pentussek-Scootern zischten sie durch die Nacht.
    Luan zögerte keine Sekunde. Er konnte Pablo nicht alleine lassen.
    „Waffe fallen lassen. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.“
    Luan gab Vollgas, hinüber zu den Ruinen, dort, wo Pablo in der Dunkelheit untergetaucht war.
    Die Sipo-Sirenen kreischten immer lauter. Und der blöde Lautsprecher klebte über ihm wie ein Magnet. „Waffe fallen lassen. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Sofort!“
    Wo hatte sich Pablo versteckt? Luan sauste an den Ruinen vorbei. Wie hungrige Monsterrachen starrten ihn aufgebrochene Türen und Fenster an. Pablo konnte überall hocken.
    „Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus. Sofort.“, verfolgte ihn der brüllende Lautsprecher und die Sipo-Sirenen dröhnten wie Kreissägen.
    „Hier bin ich“,

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