Die Schattensurfer (German Edition)
nach Hause“, sagte Frau Mayhoff ganz ruhig und nahm Sansibar in den Arm. „Wenn der Hausdienst dein Stirnband findet, melden wir uns bei dir. Früher oder später findet er es bestimmt. Morgen oder übermorgen.“
Herr Kollgan grunzte.
„Danke“, atmete Sansibar auf, doch irgendwie meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Frau Mayhoff war viel zu nett, um sie anzuschwindeln.
„Brauchst du Hilfe für den Heimweg? “
Sansibar schüttelte den Kopf. „Hoffentlich findet der Hausdienst mein Stirnband bald“, sagte sie. Ihre Stimme zitterte vor Angst. „Dann gehe ich jetzt?“
Frau Mayhoff kramte in ihrer Tasche. Sie zog ein Päckchen Kaugummi heraus und hielt es Sansibar hin. „Möchtest du einen? Hilft gegen Übelkeit und gibt einen frischen Geschmack.“
Sansibar nickte und zog einen knallorangen Streifen heraus. Sansibar liebte Mangogeschmack. „Danke“, nuschelte sie und drehte sich zur Tür.
„Bis bald“, verabschiedete sich Frau Mayhoff. Herr Kollgan schnaubte nur.
Sansibar warf noch ein leises „Tschüss“ zu Mika hinüber. Doch der schien auf der roten Liege eingeschlafen zu sein. Leere Colabecher und drei Riesen-Burgerschachteln lagen im Abfalleimer. Mika schaukelte sanft auf dem virtuellen Schaum. Sansibar hörte noch einen leisen Rülpser, dann fiel die Tür hinter ihr zu.
Als Sansibar wieder draußen vor dem Kristallamt stand, atmete sie tief durch. Ihre Knie fühlten sich weich an wie nasse Semmeln. Sie war der Anpassung noch einmal entkommen. Natürlich wusste sie ganz genau: Ihr Problem war nur aufgeschoben, längst nicht gelöst.
„Na, wie war es?“, fragte Marella auf Sansibars TwaddleBand. Und als hätten sie sich abgesprochen, meldete sich auch noch Papa: „Meine liebe Sansibar, hast du es geschafft? Darf ich dir gratulieren? Das müssen wir heute Abend feiern.“
Sansibar wollte weder mit Papa noch mit Marella reden. Nicht jetzt. Sie wischte beide vom Bildschirm. Sie musste zuerst nachdenken und hatte so gar keine Idee, wie sie aus dieser Geschichte wieder herauskam. Wütend trat sie nach einer leeren Coladose.
19 UNERWARTETER BESUCH
Bis Mittag hatte Luan geschlafen. So weit hatten ihn seine Träume getragen. Die Melodie von Catch the Rainbow wollte nicht aus seinem Kopf verschwinden. Pfeifend schlenderte er in den Gemeinschaftsraum.
„Hallo zusammen, einen wunderschönen guten Rainbowmorgen“, rief Luan in die Runde. Keiner lächelte. Keiner blickte ihn an. Keiner grüßte zurück. Nele, Chris, Nick, Emil und Pablo sahen so ernst aus. Alle starrten an ihm vorbei. Luan drehte sich um. Dort am Tischende standen Marc Bodin und gleich daneben, Luan wollte seinen Augen nicht trauen, Kalawesi. Auf Kalawesis Schulter hockte Rüdiger. In den Vorderpfoten hielt die Ratte ein aufgerissenes Senftütchen.
Luan strahlte Marc an und sagte ganz lässig: „Hi Marc.“
Marc Bodin zischte ärgerlich. Kalawesi hob die Hand und zeigte an, dass Luan still sein sollte.
Was war los? Luan verstand nicht. Doch plötzlich kam ihm eine Idee. Die anderen sahen nicht ernst aus, sondern feierlich. Kalawesi war extra gekommen, um den vorzeitigen Sieg der Schattensurfer bekannt zu geben. Die anderen Teams konnten einpacken, gleich aufhören. Sie hatten sowieso keine Chance mehr. Kalawesi wollte so schnell wie möglich den RainbowRider fertigstellen. Luan stellte sich neben Pablo. Er bemühte sich, auch ein wenig feierlich auszusehen. Mit Würde wollte er das Lob in Empfang nehmen.
Kalawesi nickte ein einziges Mal, kaum zu bemerken, nur ein paar Millimeter. Aber als hätte Kalawesi den Befehl gebrüllt, zuckte Marc Bodin und trat einen Schritt vor. In schnodderigem Ton begann er: „Schattensurfer, mit sofortiger Wirkung seid ihr von dem Wettbewerb entbunden.“
„Was meint er damit?“, flüsterte Pablo.
Luan verstand auch nicht, was Marc sagte. Aber irgendwie klang Marc ganz anders als gestern. Wo war seine Begeisterung geblieben?
„Dass wir nicht mehr mitmachen dürfen“, zischte Nele zurück. „Wir sind aus dem Rennen.“
„Ruhe“, forderte Marc Bodin und blickte dabei so konzentriert auf den Tisch, als würde dort sein Text stehen. „Ihr habt das Ziel gründlich verfehlt! Eine neue Spitzenattraktion für den Lunapark solltet ihr entwickeln, nicht diesen Unsinn mit dem Brett! Ihr seid disqualifiziert.“
„Spinnst du, Marc?“, platzte Chris heraus und Nick fragte: „Was soll das?“
Marc Bodin kniff seine Augen genauso eng zusammen wie Kalawesis Ratte und sagte mit scharfer
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