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Die Schattenträumerin

Die Schattenträumerin

Titel: Die Schattenträumerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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behaupten, dass ich die letzten Tage nicht sehr geduldig mit dir gewesen wäre.«
    Mit feierlicher Miene legte sie das Necronomicon vor Francesca auf den Tisch. »Nun ist es so weit, dass du deinen Teil der Abmachung erfüllst.«
    »Du meinst, ich soll darin lesen?«, stieß Francesca entsetzt aus.
    Ihre Großmutter nickte. »Es gibt keinen anderen Weg. Wie du in den letzten Tagen herausgefunden hast, existiert eine Unzahl dieser obskuren Zauberbücher. Warum dachte dein Großvater, dass ausgerechnet das Necronomicon den Fluch aufheben kann? Kannst du mir das beantworten?« Ihre Stimme klang ungewöhnlich scharf und schneidend. »Nein, das kannst du nicht. Aber wir haben das großeGlück, dass wir dieses Buch in unserem Besitz haben und direkt darin nachforschen können.«
    »Aber vielleicht bringt uns Großvaters Notiz weiter?«, wandte Francesca flehentlich ein. »Ich könnte gleich morgen früh in die Bibliothek gehen und nach dieser ›Chronik des Unglücks‹ suchen.«
    »Von mir aus kannst du das gerne tun, aber jetzt wirst du im Necronomicon lesen. Wir haben schon genug Zeit verloren. In wenigen Tagen musst du wieder abreisen, bis dahin müssen wir das Rätsel gelöst haben.«
    Fiorella drückte ihr das Necronomicon in die Hände. »Schlag es auf!«
    Francesca sah auf das Buch hinab und schluckte schwer. »Ich kann das nicht. Tut mir leid, Nonna.«
    »O Madonna mia«, zischte Fiorella. Sie schien am Ende ihrer Geduld zu sein.
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit bemüht freundlicher Stimme fort: »Du musst es auch nicht halten, wenn es dir so sehr Angst macht. Weißt du was? Ich nehme es in die Hand, blättere um und du schaust mir dabei über die Schulter.«
    Ihr Vorschlag klang verlockend. Francesca war hin- und hergerissen. Sie wollte keinen Ärger mit ihrer Großmutter. Vielleicht hatte sie sogar recht – Francesca konnte sich nicht sicher sein, dass das Lesen in diesem Buch gefährlich war. Doch dann hörte sie wie ein Echo Baldinis Stimme in ihrem Kopf: Niemals lesen … Niemals lesen!
    Francesca hatte ihren Entschluss gefasst.
    »Nein, das mache ich nicht. Ich lese nicht in diesemBuch!« Ihre Stimme klang leider nicht ganz so selbstsicher, wie sie es sich gewünscht hatte.
    »Aber dann ist es völlig nutzlos für uns«, keifte Fiorella. »Wenn du nicht darin lesen willst, können wir es ja gleich der Polizei übergeben! Die interessiert es sicherlich brennend, warum du dieses Buch, das der Einbrecher höchstwahrscheinlich gesucht hatte, heimlich aus dem Antiquariat geschmuggelt hast.«
    Francesca riss entsetzt die Augen auf. Fiorella würde sie doch nicht etwa an die Polizei verraten? Wegen des Einbrechers tappten die Ermittler nach wie vor im Dunkeln und Francesca wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie sie reagieren würden, wenn sie von Francescas Diebstahl erfuhren. Ihre Probleme waren sowieso schon groß genug.
    Fiorella sah sie mit unergründlicher Miene an. »Francesca, du liest jetzt in diesem Buch!« Das war ein Befehl, keine Bitte.
    »Mir reicht es!« Wut wallte in Francesca auf. Sie hatte es satt, sich von Fiorella herumkommandieren zu lassen. »Du kannst das Rätsel um diesen blöden Fluch alleine lösen! Ich mache nicht mehr mit.«
    Sie sprang auf und ließ das Necronomicon achtlos zu Boden fallen. »Weißt du, so langsam kann ich Mama verstehen. Du bist nur nett zu mir, solange ich mache, was du willst. Meine Meinung interessiert dich überhaupt nicht. Du bist eine egoistische, störrische alte Frau!«
    Fiorella zog scharf die Luft ein. »Francesca!«, ermahnte sie sie mit strenger Stimme. »Wehe, du gehst jetzt! Du bleibst gefälligst hier und entschuldigst dich bei mir!«
    Francesca dachte nicht daran. Als Antwort ließ sie die Tür zu Fiorellas Zimmer mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss fallen.
    Francesca wälzte sich auf die andere Seite. Ihr Blick fiel auf Giannas Radiowecker. Es war schon nach ein Uhr! Stöhnend klopfte sie mit der Faust ihr Kopfkissen zurecht. Sie wollte nur noch schlafen. In eine unbeschwerte Traumwelt eintauchen, das Chaos in ihrem Kopf und ihre Schuldgefühle weit hinter sich lassen. Doch ihr schlechtes Gewissen umhüllte ihre Gedanken wie klebrige Spinnweben. Immer wieder musste sie an die harten Worte denken, die sie Fiorella entgegengeschleudert hatte. Was hatte sie nur dazu getrieben, in diesem Ton mit ihrer Großmutter zu sprechen? Allein wenn sie daran dachte, wurde ihr ganz schlecht. Wenige Minuten nach dem Vorfall hatte sie ihren

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