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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Situation.
    Und als sich die ersten Segel blähten, brach das große Unglück furchtbar herein.
    Niemand, auch der Pfeifer nicht, hatte auf das geachtet, was an Land vor sich gegangen war. Vermutete man doch in keinem Fall eine Teufelei Tunatatschis hinter diesem Angriff. Niemand dachte an einen Privatkrieg. Jeder glaubte fest, daß eine Einheit der holländischen Flotte die Schiffe, die den Seeräuber Dieuxdonné hatten entkommen lassen, aufgestöbert hatte.
    Da donnerten die abmontierten Geschütze Hassans von den Hügeln herüber. Ihre Kugeln begnügten sich nicht allein mit der Zerstörung der Aufbauten und Masten, sondern fraßen sich in die Leiber der Schiffe und schlugen sie leck.
    Der Angriff kam so unerwartet, daß die Männer der Flottille zunächst wie erstarrt standen, bevor sie begriffen, was sich da abspielte.
    Niemand war auf den Gedanken gekommen, die Seitengeschütze feuerbereit zu machen. Es lag außerhalb des Begriffsvermögens, mit einem Angriff von den friedlichen Eingeborenen zu rechnen, und gar erst, daß diese über Geschütze verfügten. Ein solches kombiniertes Manöver forderte im allgemeinen mehr Kenntnisse, als man einem wilden Häuptling zugetraut hätte. Hinzu kam noch, daß niemand etwas von der Existenz eines vierten Schiffes geahnt hatte. Obwohl die Fahrzeuge unter dem starken Feuer lagen, drehten sie sich langsam um ihre eigene Achse in die Strömung. Als die »Mapeika« endlich soweit war, daß sie Fahrt gewann, schrie plötzlich jemand: »Wasser im Kielraum!« Da spürte man auch schon deutlich, daß sie zu sinken begann.
    Porquez mußte den Befehl abgeben, denn er war durch herumfliegende Splitter schwer verwundet worden.
    Don Hidalgo hatte noch die Geistesgegenwart, die »Mapeika« aus der Strömung zu bringen, um der »Dimanche« und der »Trueno« nicht die Ausfahrt zu versperren.
    Die Treffer in die »Dimanche« lagen vorläufig noch oberhalb der Wasserlinie. — Michel war zu Ojo gerannt.
    »Wir müssen zuerst die Geschütze auf dem Land niederkämpfen«, rief er, um den Lärm zu übertönen.
    Ojo nickte, und bald darauf feuerte die »Trueno« die erste Breitseite ab.
    Da stürmte Marina heran und schrie den Pfeifer mit überschlagender Stimme an:
    »Seid Ihr wahnsinnig? Wir können doch nicht hier stehenbleiben! Wir müssen ebenso wie die anderen schnellstens wenden, sonst sind wir verloren.«
    »Ich bin nicht wahnsinnig. Das Wichtigste ist, den Rückzug der anderen beiden zu decken. Wenn uns das nicht gelingt, ist es aus. Der Angriff von Land her ist im Augenblick am bedrohlichsten.«
    »Hahaha«, lachte Marina wild. »Da habt Ihr Eure lieben Eingeborenen! Die Hunde kümmern sich einen Dreckdarum, ob Ihr die Nüsse bezahlt oder nicht! Ihr seht ja, wie der Dank für Eure — Eure — ach was !«
    Sie wandte sich ab. Das Wort Dummheit hatte sie doch nicht über die Lippen bringen können. »Señor Virgen«, schrie sie, »laßt die »Trueno« wenden! Wir müssen hier raus!«
    »Nein! Nein!« schrie Michel dagegen. »Ihr verderbt unsere Feuerposition. Erst müssen wir den Gegner an Land niedergekämpft haben.«
    Die Steuerbordgeschütze feuerten wie rasend. Ojo hatte gut gezielt.
    Drüben schwieg einer nach dem ändern. Man hörte Schreie von Getroffenen.
    Aber Virgen gehorchte dem Befehl der Kapitänin. Er hatte Angst. Sollte er auf diesem dreckigen Eiland hier seinen letzten Atemzug tun?
    Als etwa ein Drittel der gegnerischen Kanonen nicht mehr feuerte, stellte sich die »Trueno« schräg und schuf sich so selbst einen toten Winkel.
    »Señor Doktor«, tobte Ojo, »schlagt den Steuermann tot ! Wir hätten es geschafft ! Aber nun ist es aus !«
    Michel rannte zu Virgen, das heißt, er wollte zu Virgen rennen; aber er kam nicht durch. Zehn Pistolen bedrohten ihn. Die Piraten hatten einen Kreis um ihren Steuermann gebildet und schützten ihn. Auch sie erkannten den Oberbefehl des Pfeifers nicht mehr an.
    »Weiter wenden, alle Segel setzen«, klang Marinas erregte Stimme von der Kommandobrücke
durch das Megaphon.
Michel schrie die Leute an:
    »Gebt den Weg frei, ihr Verrückten! Was ihr tut, ist Selbstmord!«
    Er griff nach einer der vorgestreckten Pistolen und zog den Mann daran zu sich nach vorn. Niemand wagte jedoch zu schießen. Aber einer war doch unbeherrscht genug, dem Pfeifer den Pistolenkolben über den Kopf zu schlagen.
    Kreise tanzten vor Michels Augen. Er sank schwer getroffen zu Boden.

    14

    Langsam schlagend entfalteten sich die Segel an den Masten. Der Bug des

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