Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
Vom Netzwerk:
Häuptling.
Und jetzt durchzuckte diesen ein furchtbarer Schreck.
    War nicht Taitscha auf dem Schiff, das soeben zum Kampf mit Hassan auslief? Was würde aus den beiden werden, wenn das Schiff versenkt wurde?
    Er hatte plötzlich Angst um seine Tochter. Im Eifer des Kampfes und im Taumel des
    bevorstehenden Sieges hatte er ihr Schicksal vergessen. Erst jetzt, nach vollbrachter Tat, wurde
er wieder daran erinnert.
Er blickte mit unruhigen Augen in die Runde.
Er starrte in die dumpfen Gesichter seiner Krieger.
Oberall war Ratlosigkeit.
    Nirgends konnte er einen Funken Hoffnung auf den versprochenen Sieg erkennen. Nur die Stimme des Alten kreischte weiter.
    »Wo ist sie? Sag uns wo sie ist, deine Tochter Taitscha! Sie wird mit untergehen! Sie wird ein Fraß der Fische werden, ein Futter, das du ihnen selbst vorgeworfen hast, hihihi!«
    Einer der Krieger deutete plötzlich hinüber zu dem brennenden Schiff. Tunatatschi folgte mit den Blicken der
    Richtung seines Fingers und erkannte zwei Gestalten, deren Umrisse sich deutlich gegen die Flammen abhoben. Diese Gestalten bewegten sich auf sie zu. Die vordere lief und zerrte die andere hinter sich her. Dann waren sie heran. Es waren Taitscha und Fernando. Der Häuptling stieß einen Jubelruf aus, und der Alte schwieg.
    »Siehst du nun, daß ich es richtig gemacht habe?« wandte sich Tunatatschi triumphierend an ihn. Aber der Alte dachte nicht daran, diese Meinung zu bestätigen.
    »Tragt mich nach Hause«, krähte er die beiden Krieger an, die ihn zuvor schon in den Kreis gebracht hatten.
    »Die Arbeit ist getan«, sagte Tunatatschi, der jetzt neben seiner atemlosen und völlig
    durchnäßten Tochter stand, »wir können uns alle zurückziehen. Meine Weisungen für morgen

    habe ich gegeben.«

    17

    Als es tagte, erwachte das erste Leben auf der »Trueno«. Nach dem Kampf mit Hassans Schiff waren die Männer dort vor Übermüdung zusammengesunken, wo sie gerade standen.
    Nur Ojo hatte unablässig nach dem Pfeifer gesucht, ohne ihn indessen zu finden.
    Es waren viele gefallen. Fast zwanzig Tote, darunter viele furchtbar verstümmelt, lagen auf den Planken.
    Jardín blinzelte in die ersten Strahlen der Sonne. Dann fielen seine Blicke auf Ojo.
    »Was suchst du, Diaz? Zählst du die Toten? Oh, diese Nacht war furchtbar, die schlimmste, die ich je erlebt habe. Ich werde sie nie vergessen.«
    »Der Señor Doktor —, ich suche den Señor Doktor«, heulte Ojo. »Jeden Winkel des Schiffes
habe ich durchstöbert! Nirgends ist er, es sei denn, er ist eine von den völlig zerschmetterten
Leichen.«
Jardín war aufgestanden.
    »Ich habe gesehen, wie sie ihn bedrohten«, sagte er. »Aber was dann war, weiß ich nicht mehr. Es ging alles durcheinander.«
    Immer mehr der schlafenden Gestalten reckten sich. Als sie wach waren, mußten sie sich erst
einen Augenblick besinnen. Dann standen sie unschlüssig an Deck herum. Niemand tat einen
nützlichen Handgriff. Es war alles so gleichgültig. Die »Trueno« sah aus, als sei sie durch einen
Tornado geschwommen.
»Was wird nun?« fragte Ojo den kleinen Jardín.
»Ich weiß nicht.«
    »Wir müssen den Toten ein anständiges Seemannsgrab geben und dann die »Trueno« wieder flott machen.«
    Trotz des großen Schmerzes um den totgeglaubten Pfeifer vergaß der spanische Riese auch in diesem Augenblick nicht, an praktische Dinge zu denken.
    Das Leben ging weiter. Und wenn es sein mußte, auch ohne den Señor Doktor. »Hast du Tscham gesehen oder Mutatulli?« fragte Jardín. »Mutatulli liegt dort.«
    Ojo deutete auf die Leiche des Häuptlings. Über dem Toten stand Karo, der Schäferhund, und leckte sein Gesicht. Von Zeit zu Zeit winselte er herzzerreißend.
    »Schrecklich«, sagte Jardín und wandte sich ab. »Tscham habe ich nicht gesehen. Hoffen wir, daß er in seiner Kabine ist.«
    Einige der ehemaligen Piraten lehnten mit sturen Gesichtern an der Refing und pafften dicke Qualmwolken vor sich hin.
    »Ole, ihr faulen Halunken, habt ihr nichts Besseres zu tun?« fuhr sie Ojo an. »Holt Segeltuch aus der Kammer und macht anständige Särge für die compañeros.«
    Die Burschen grinsten dämlich, kümmerten sich aber nicht um Ojos Befehle. Auch ein Anpfiff von Jardín brachte sie nicht in Bewegung.
    Ojo wartete eine Weile. Dann strich er vor ihnen entlang wie ein Tiger. In der nächsten Sekunde hatte er sich mit seinen mächtigen Fäusten je einen geschnappt, schüttelte sie und stieß sie mit den Köpfen gegeneinander, daß es krachte. Dann drehte

Weitere Kostenlose Bücher