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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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um.
»Was hast du?« fragte der Pfeifer.
    »Nichts, nichts. Ich hatte für einen Augenblick das Gefühl, als habe mich eine Kugel gestreift! Es war aber nichts.«
    Sie jagten weiter. Nach zwei Meilen wies der Pfeifer mit der Hand nach Süden, verlangsamte
den Ritt und drang in einen schmalen Pfad ein, der durch den Regen, der eben wieder einsetzte,
in kürzester Zeit einem reißenden Bach glich.
Sie verhielten die Pferde.
»Sauwetter«, brummte Ojo.
»Uns bleibt nichts übrig, als hier auszuhalten«, sagte Michel auf spanisch und wandte sich dann
Tscham zu, um auf englisch das gleiche zu wiederholen.
Aber Tscham winkte ab.
    »Ich weiß schon, mein Freund, was du mir sagen wolltest. Aber ich glaube«, lächelte er, »du brauchst in Zukunft nur noch die schwierigen Dinge zu übersetzen. Auf den Schiffen und bei unserem Freund hier habe ich Spanisch ganz gut verstehen gelernt. Nur das Sprechen fällt mir schwer.«
    »Großartig«, freute sich Michel. »Also paßt auf. Es ist natürlich klar, daß wir die Schwarzen
befreien müssen.«
Die beiden nickten bestätigend.
    »Bueno«, fuhr Michel fort. »Wir müssen dazu nacheinander alle Araber oder doch wenigstens den größten Teil von ihnen unschädlich machen. Wir werden also für ein oder zwei Tage ständig in ihrer Nähe bleiben und sie plötzlich beschießen. Aber nur in die Beine. Es darf keinen Toten geben. Ich denke überhaupt, daß wir das Gebiet hier ein wenig von den Sklavenhändlern säubern sollten. Aber das werden wir erst tun, wenn der Schatz geborgen ist.« Sie stimmten zu.

    35

    Abu Sef war nach dem Wegritt der drei wütend geworden. Mit der Peitsche in der Hand ging er von Leiter zu Leiter und schlug wahllos auf die Unterdrückten ein. Sein Zorn war aber nicht ganz frei von Furcht. Und wenn er seine Leute anblickte, so sah er mehr Furcht als Zorn in ihren Gesichtern.
    Sie mochten den »Rachegeist« wirklich für einen Gesandten Allahs halten. Der rätselhafte Mann hatte immerhin gedroht, sie zu verderben. Und seit sie wußten, was für ein Gewehr er hatte, würden sie nicht mehr allzu streng mit den Schwarzen umgehen. Das konnte, geschäftlich betrachtet, sehr unangenehm werden; denn je schneller sie die Küste erreichten und die Beute verkauften, um so eher konnten sie wieder aufbrechen, um neue zu machen.
    »Beim Barte des Propheten!« schrie Abu Sef die Treiber plötzlich an. »Wir müssen weiter! Steht nicht rum, ihr Faulpelze! Nehmt die Peitschen und jagt sie auf, die schwarze Brut!«
    Man kam seinem Befehl nach. Aber nicht gern. Die Peitschen wurden so gut wie gar nicht benutzt.
    Na wartet, dachte er, ihr könnt in Zukunft sehen, wie ihr euer Geld verdient. Ich suche mir andere. Und den ändern werde ich sagen, was ihr für Feiglinge seid ! Wütend knirschte er mit den Zähnen.
    Die Karawane setzte sich wieder in Bewegung. Fast eine Stunde war verloren. Die Neger hatten
sich so einigermaßen erholt, obwohl sie nichts gegessen hatten. Zu trinken spendete der Himmel
in überreichlichem Maße.
Unogi flüsterte seinem Vordermann zu :
»Was mögen das für Männer gewesen sein, diese drei?«
»Freundlich gingen sie mit den Schindern nicht um.«
»Ich dachte schon, sie wären gekommen, um uns zu befreien!«
»Zu befreien? Um uns diesen Schindern wegzunehmen und dann selbst zu schinden und zu
verkaufen! Der eine mit dem langen Bart sah noch viel schlimmer aus als der, den sie Abu Sef
nennen.«
Eine Stunde verging und noch eine.
    Abu Sefs Stirn umwölkte sich mehr und mehr. Es schien ihm, als kämen sie gar nicht vom Fleck. Die Neger gingen. Kein einziger Araber hob seine Peitsche, um sie zu schnellerem Lauf anzutreiben.
    Wieder eine Stunde. Der Regen wurde heftiger. Er fiel jetzt in großen Tropfen. Abu Sefs Turban wurde immer schwerer. Wie eine Zentnerlast, vollgesogen von Wasser, saß er auf seinem Kopf. Heute noch, vor Einbruch der Dunkelheit, hatten sie die Gefährten erreichen wollen, die mit den Pferden auf sie warteten. Es würde bei diesem Tempo einen halben Tag länger dauern. »Schejtan«, zischte Abu Sef vor sich hin. Er überlegte sich, daß sie auf diese Weise zehn Tage bis zur Küste brauchen würden statt fünf Tage. Zehn Tage aber bedeutete für die Sklaven : verhungern !
    Was aber hatte er davon, wenn sie verhungerten? Dann konnte er sie geradeso gut hier wieder laufen lassen. Also mußte man größere Pausen einlegen, um zwischendurch auf Jagd zu gehen. Dann würden fünfzehn Tage daraus werden. In fünfzehn Tagen hätten sie zwei Jagden

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