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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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heraus sind. Später wird die Gegend vielleicht belebter, und wir hätten alle gegen uns; denn keiner würde begreifen, daß die Neger Menschen sind.« »Wer von uns soll denn am Feind bleiben?« fragte Tscham.
    »Ich«, erwiderte Michel. »Ihr werdet den Weg schon finden. Ihr könnt weiter hinten einfach
wieder auf die Lavastraße stoßen. Dann ist er nicht zu verfehlen.«
»Willst du mir einen Gefallen tun?« fragte Tscham.
»Gern«, antwortete Michel.
»Du hast schon so viel für uns getan. Ich konnte dir nur einmal beweisen, daß ich Mut besitze.
Darf ich hier bleiben, um die Jäger zu beobachten?«
Michel überlegte.
    »Gut, dann bleibt ihr beide. Ich reite allein zurück. Aber greift sie auf keinen Fall an, solange ich nicht da bin !«
    Ojo war einverstanden. Und Tscham freute sich. Das Wissen um die Nähe der wütenden
Sklavenjäger verursachte ein prickelndes Gefühl in ihm.
Michel ritt fort.
Ojo und Tscham blieben an der Meute.
»Sie scheinen keine Pause machen zu wollen«, meinte Ojo, als Mitternacht vorbei war. »Sind
grausame Burschen!«
Tscham hatte verstanden und sagte :
»Sí.«
    Als Abu Sef dann bei Tagwerden halten ließ, gähnte der Riese ein paarmal herzhaft. »Müde?« fragte Tscham.
    »Santa Maria, wie eine Katze, wenn sie hundert Mäuse gefangen hat! Nur nicht so satt.«
Tscham hatte zwar nur die Hälfte verstanden, machte aber die Geste des Schlafens und
radebrechte :
»Du schlafen, Diaz. Ich nicht müde. Ich — ich —«.
Er konnte nicht weiter.
Ojo war erfreut über den Vorschlag und antwortete:
    »Bueno, ich haue mich eine Stunde aufs Ohr. Wenn die Burschen aufbrechen, weckt Ihr mich!« Ojo nahm sein Pferd und drang ziemlich weit in den Wald ein. Der Lärm bei der Karawane war ihm zu laut. Als Abu Sefs Schüsse aufbellten, war er schon längst sanft entschlummert und träumte von einem Gasthaus, in dem die Weinbecher größer waren als der Wirt, der sie füllte. Tscham lag ganz vorn am Waldrand. Mit wachen Augen betrachtete er alles.
    »Schufte«, zischte er durch die Lippen, als er sah, wie die vier Neger, die die Verwundeten transportiert hatten, zusammenbrachen. Als dann Abu Sef gar zwei von ihnen erschoß, war es um seine Selbstbeherrschung geschehen. Er riß das Gewehr an die Wange. Der Pfeifer hatte ja verboten, zu töten. Und so zielte er nach den Beinen Abu Sefs.
    Vielleicht war das Licht noch zu schwach, vielleicht war er aufgeregt. Der Schuß jedenfalls verfehlte sein Ziel.
    Und dann ging alles so schnell, daß er erst wieder richtig zur Besinnung kam, als ihm Abu Sef mit den Fäusten ins Gesicht schlug.

    37

    Es war später Nachmittag, als der Pfeifer von seinem selbstgestellten Auftrag zurückkam. Dort, wo die Sklavenhändler Tscham überwältigt hatten, war das dichte Gestrüpp
    niedergetrampelt. Der Waldrand hatte keinen ausgesprochenen Urwaldcharakter. Michel, der die größte Strecke auf der Lavastraße zurückgelegt hatte, hielt sein Pferd an.
    Aufmerksam untersuchte er das Waldbodenstück, wo alles niedergetreten war. Der Regen hatte gänzlich aufgehört. Die Sonne stach mit doppelter Kraft, obwohl der Mittag längst vorbei war. Von der Kampf stelle führten die Spuren direkt auf die Schneise. Auf dem harten Gestein waren sie nicht mehr zu erkennen.
    Michel ahnte sofort, daß hier Schlimmes geschehen war. Dennoch machte er sich daran, einen weiteren Umkreis abzusuchen. Und so traf er auf den Fleck, an dem sich Ojo und Tscham getrennt hatten. Eine Fährte lief zum Kampfplatz, die andere waldeinwärts.
    Der Pfeifer brauchte ihr nicht lange zu folgen, als er plötzlich wohlbekannte Schnarchtöne vernahm. Er stutzte. Dann stahl sich ein Lächeln auf seine Züge.
    Es schien also doch nichts Ernstliches vorgefallen zu sein. Aber da war die Spur des anderen.
War sie vielleicht erst nachträglich entstanden? Oder war Tscham auf einem anderen Weg
hierher zurückgekehrt?
Nun, er würde gleich sehen, wie die Sache stand.
    Er drang noch ein paar Schritte weiter vor. Das Schnarchen wies ihm den Weg.Und da lag Ojo. Er hatte alle viere von sich gestreckt. Zwischen seinem Bart sah man die kleine Öffnung seines Mundes. Zwar lag er unter einem dichten Blätterdach; aber der Regen war doch hindurchgedrungen.
    Michel stellte mit einem Blick fest, daß er völlig durchnäßt war.
    »Unglaublich«, murmelte er, »und dabei solch einen Schlaf! Unglaublich!« Tscham war nirgends zu sehen.
    Des Pfeifers Lippen spitzten sich. Und mehrere Pfiffe schrillten. Sie mußten den stärksten Schläfer aus

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