Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
Vom Netzwerk:
noch«, sagte Michel. »Habt ihr sie nicht gesehen?« Sie verneinten. »Vielleicht sind sie ihren Pferden nachgelaufen«, meinte Ojo.
    »Hm, das wäre möglich. — Hier, Diaz, nimm meine Büchse und decke uns. Wir werden mitten unter sie gehen, um ihnen die Waffen wegzunehmen. Komm, Tscham.«
    Tscham war zwar noch immer völlig erschöpft; aber er preßte die Lippen zusammen. Erstens wollte er sich vor Michel keine Blöße geben, den er von Tag zu Tag mehr bewunderte, und zweitens wollte er sich die Genugtuung nicht versagen, jetzt als Sieger zu seinen Peinigern zurückzukehren.
    So sprang er mit drohendem Gesicht hinter Michel her, direkt zwischen den am Boden liegenden Feinden durch, bis sie vor dem wimmernden Abu Sef standen. »Allah verdamme dich«, schimpfte der bärtige Kerl.
    »Das wird er bleibenlassen«, erwiderte der Pfeifer gelassen, bückte sich und zog dem Anführer Pistole und Messer aus der Schärpe.
    Auch Tscham begnügte sich damit, den Männern die Waffen abzunehmen und sie zu denen zu werfen, die Michel schon durch Tritte mit dem Absatz seines Stiefels unbrauchbar gemacht hatte.
    So gingen die beiden von einem zum anderen. Die meisten taten es ihrem Chef gleich und fluchten das ganze orientalische Schimpfwörterbuch durch. Manche flehten um Gnade. Der Pfeifer blieb völlig ungerührt.
    Ojo, der hinter seiner Deckung lag, beobachtete scharf. Diesmal schlief er nicht ein. Mit Bangen erkannte er, daß sich jetzt neue Wolkenfelder am Firmament türmten. Jeden Augenblick konnten sie sich vor den bleicher werdenden Mond setzen. Dann war die Sicht weg. Und noch immer fehlten zwei von der Bande.
    Diese beiden konnten gefährlich werden. Wenn sie klug waren und im Hinterhalt blieben, dann
hatten sie die Möglichkeit, die Freunde da vorn wie die Hasen abzuknallen.
Ojo blickte wie zufällig einmal nach rechts hinüber.
Da — was war das?
Tatsächlich, er hatte die Umrisse von zwei huschenden Gestalten erkannt. Sie verhielten in der
Bewegung und lauschten. Dann huschten sie weiter.
Ojo legte an und visierte.
Nur jetzt keinen Fehlschuß tun, dachte er.
    Aber das Ziel war schlecht. Der Mond hatte seine Leuchtkraft verloren.
    Ojo atmete ganz langsam und ruhig. Die schwere Muskete lag wie ein Spielzeug still in seinen mächtigen Händen.
    Dann setzte er sie vorsichtig, ganz vorsichtig, ohne das geringste Geräusch zu machen, wieder ab und — lachte vor sich hin.
    Die beiden kamen direkt auf ihn zu. Als sie ihn fast erreicht hatten, schnellte er vor ihnen auf, und ehe sie noch ahnten, was ihnen bevorstand, verspürten sie einendumpfen Schlag gegen die Köpfe und sanken ins Reich der Träume. Im Handumdrehen waren sie gefesselt.
    »Was ist da los?« fragte Tscham erschrocken, als plötzlich Ojos dröhnender Baß in einer weithinschallenden Lachsalve erklang. »Er wird doch nicht auf einmal übergeschnappt sein?« Die am Boden liegenden Verwundeten horchten ebenfalls auf. Das Gelächter klang schaurig in ihren Ohren. Viele überlief es kalt.
    »Qué hay?« rief Michel, »was ist los?«
»Ich habe sie, Señor Doktor«, kam die Antwort.
»Wen?«
»Die beiden, die noch fehlten.«
»Dann komm herüber und bring sie mit.«
»Sí, sí.«
    Die Araber rissen die Augen auf, als sie die bärtige Riesengestalt des Spaniers erkannten. Aber der Atem stockte ihnen, als sie sahen, wie er zwei durchaus passable Männer triumphierend über dem Kopf schwang.
    Für abergläubische Gemüter war es auch ein furchterregender Anblick.

    40

    Sie legten die Gefangenen alle in eine Reihe und banden ihnen die Hände auf den Rücken.
Laufen konnten sie ohnehin nicht; denn irgendwo hatte jeder eine tüchtige Wunde am Bein.
Unogi flüsterte seinem Vordermann zu:
»Das sind sehr mutige Männer !«
    »Vor allem aber gewalttätig! Wir werden es bei ihnen noch schwerer haben als bei Abu Sef.« Sie schwiegen betrübt.
    »Ob sie vielleicht auch selbst einige von uns behalten, vielleicht die Kräftigsten?«
    Es war der leise Schimmer einer Hoffnung, der Unogi diesen Gedanken eingab.
    »Das glaube ich nicht«, sagte der andere. »Wozu könnten sie uns brauchen?«
    »Es gibt viele Neger an der Küste, die keine Sklaven sind. Wenigstens erzählte das der Häuptling.«
    »Unogi hat recht. Ich habe auch davon gehört. Aber die freien sind entweder selbst Sklavenjäger oder Führer. Ich möchte keines von beidem sein.«
    »Immer noch besser als Sklavenarbeit! Wer weiß, wohin sie uns verkaufen werden!«
    »Es muß ein fernes Land sein. Sie verladen uns

Weitere Kostenlose Bücher