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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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auf ihre großen, schwimmenden Häuser!«
»So werde ich die kleine Zapa nie mehr wiedersehen! Und sie war doch so tapfer! Ob sie tot ist?
Erstickt? Ich hätte bei ihr bleiben sollen!«
»Dann wärst du auch erstickt!«
»Ja, aber zusammen mit ihr! Sie war sehr mutig. Sie hielt länger aus als ich. Sie wollte mich
nicht hinauslassen. Und sie hatte recht. Aber wer denkt schon an die Folgen, wenn er im dicksten
Qualm liegt?«
Sie schwiegen.
    Nach geraumer Zeit stieß der Vordermann Unogi mit dem Fuß an. »Sieh da, sie kommen, um uns zu besichtigen!«
    »Sie werden nachsehen wollen, ob sie einen guten Fang gemacht haben. Ist der nicht
    fürchterlich, der mit den vielen Haaren im Gesicht? Seine Augen funkeln wie die einer Raubkatze !« Ojo, Michel und Tscham gingen von Leiter zu Leiter. »Wie wollt Ihr Euch mit ihnen verständigen, Señor Doktor?« »Ich habe mir von Ugawambi einige Worte beibringen lassen.«
    Um diese Tatsache zu demonstrieren, bückte er sich zu den Negern und fragte auf Kisuaheli : »Wer von euch heißt Unogi?«
    Die traurigen Augen der Schwarzen sahen ihn scheu an. Aber einer antwortete: »Unogi liegt weiter hinten.«
    Soviel von der Sprache verstand aber Michel nicht. Unentschlossen betrachtete er den Sprecher. Dann wandte er sich an Ojo :
    »Befreie den, der eben geantwortet hat. Er soll uns zu Unogi bringen.« »Wer ist das, Unogi?«
    »Der Mann von dem kleinen Mädchen, das wir getroffen haben, als wir an das Dorf kamen.« Ojo zog das Messer und zerschlug den Halssteg der Leiter.
    Der Neger dachte nicht anders, als daß der Schlag ihm gelte, und schrie in Todesängsten auf.
    Der riesige Spanier war — daran gab es keinen Zweifel — für jeden, der ihn nicht kannte, eine furchteinflößende Erscheinung. Aber als er dem Neger dann auch noch die Handfesseln durchschnitt, ließ dessen Angst nach.
    »Wo Unogi?« fragte Michel und bedeutete ihm, dorthin zu gehen, wo Unogi lag.
    Unogi bekam einen furchtbaren Schreck. Was wollte man von ihm?
    Ojo wiederholte seine Art der Befreiung. Auch hier wieder der Schrei, als sollte ein Tier geschlachtet werden. Und dann das Erstaunen, als Michel nur sagte : »Komm mit!«
    Sie gingen mit den beiden Negern zu jenem Platz, wo Abu Sefs Feuer noch immer schwelte.
»Setzen«, sagte Michel.
»So«, meinte er dann, »ich bringe Grüße von Zapa.«
    Unogi wurde aufgeregt. Ein Schwall von Worten ergoß sich über den Pfeifer. Der wehrte ab und sagte:
    »Ich kenne deine Sprache nicht. Ich habe Zapa getroffen. Ich habe die Worte gelernt, die ich jetzt sage. Wir kamen und haben euch befreit. Morgen früh seid ihr alle frei. Wir gehen zu euerm Kral zurück. Wir sind keine Sklavenjäger.«
    »Wir sollen frei sein«, schrie Unogi, »richtig frei wie früher und ich soll Zapa wiedersehen?« Michel war hilflos. Er hatte nur die Worte »frei« und »Zapa« herausgehört. Er nickte und wiederholte :
    »Ich bringe Grüße von Zapa. Ich habe Zapa getroffen. Morgen früh seid ihr alle frei. Wir gehen zu euerm Kral zurück. Wir sind keine Sklavenjäger.«
    Wieder sprudelte es aus Unogis Mund. Aber der andere Neger schien begriffen zu haben, daß die Männer nichts von dem verstanden, was er sagte. Er legte Unogi die Hand auf den Arm und sagte :
    »Es hat keinen Zweck, in unserer Sprache mit ihnen zu reden. Sie verstehen uns nicht. Sie haben nur die Worte gelernt, die sie eben sagten. Ich werde sehen, ob ich mich in Zeichensprache mit ihnen verständigen kann.« Erwandte sich, nachdem er Unogi zum Schweigen gebracht hatte, mit einer weitausholenden Geste an Michel. »Frei?« fragte er abermals und deutete auf alle Gefangenen. »Frei«, sagte Michel.
    Der Neger erklärte, ob er und Unogi jetzt darangehen könnten, den Brüdern die mörderischen Halsleitern abzunehmen.
    Statt einer Antwort überreichten ihnen Michel und Ojo ihre Messer.
    Sie betrachteten die Waffen neugierig. Sie hatten Stahl schon bei den Arabern gesehen, aber noch nie eine solche Klinge in den Händen gehalten.
    Zögernd erhoben sie sich. Sie schienen dem Frieden noch nicht ganz zu trauen. Aber als sie niemand störte und auch keiner Anstalten machte, nach dem Gewehr zu greifen, stürzten sie schreiend zu den anderen und sprachen mit wilden Gesten zu ihnen. Dabei fuchtelten sie mit den Messern in der Luft herum.
    Das Gebrüll der Befreiten verstärkte sich von Minute zu Minute. Zuerst machten die Schwarzen ein paar Freudenschritte. Eine Frauenstimme sang irgendwo im Hintergrund ein klagendes Lied. Die erschöpften

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