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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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wissen.«
    Der Empfangschef rief nach dem Boy und trug diesem auf, Tinte und Federkiel beizuholen. Kapitän Weber nahm an einem der kleinen Tischchen Platz und schrieb. Mit unbeholfenen Fingern — ein alter Seemann ist kein Schreibkünstler — malte er verschnörkelte Buchstaben aufs Papier. Das Ganze war nicht länger als etwa zwanzig Zeilen; aber Kapitän Weber hatte immerhin eine Stunde dazu gebraucht.
    Dann kniff er den Zettel zusammen, stopfte ihn in ein Kuvert und klebte dieses zu. Als ihm der Empfangschef Siegellack und Hotelsiegel reichte, wußte er im ersten Augenblick nicht, was er damit anfangen sollte. Aber der weltgewandte Mann des Hotels entzündete einen Fidibus, träufelte Siegellack auf die Rückseite des Briefes und übergab dem Kapitän das Siegel, um es darauf zu drücken.
    Als Weber das Hotel verließ, wischte er sich mit einem riesigen Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    »Unsere Rückfahrt war vergebens«, sagte er zu Paulus. »Ich möchte wissen, wie wir deine
Dummheit jemals wieder gutmachen können.«
Paulus Krämer hatte seit Tagen eine Leichenbittermiene
    aufgesetzt. Er hätte sich am liebsten auf jeden Araber gestürzt, dem sie auf ihrem Weg zum Hafen begegneten. Seine Wut war unbeschreiblich. Er hatte sich geschworen, daß er, wenn ihm Imi Bej jemals in seinem Leben zwischen die Finger kommen sollte, diesem alle Knochen einzeln brechen würde.
    Kapitän Weber grübelte und grübelte. Aber er fand keinen Ausweg aus seiner mißlichen Lage. »Da hat man nun sein ganzes Leben lang noch keinen einzigen Pfennig veruntreut«, murmelte er vor sich hin, »und dann verliert man auf die dümmste Weise von der Welt Millionenwerte, die einem ein Landsmann anvertraut hat! Es ist, um aus der Haut zu fahren.«

    69

    Als Abu Sef und Imi Bej, der Satan, in Tanga das Schiff des Imam von Maskat verlassen hatten, verweilten sie nicht lange, sondern brachen am nächsten Morgen auf. Sie ritten an der Spitze eines stattlichen Jagdzuges, und es blieb daher nicht aus, daß sie ins Gespräch kamen. Abu Sef fixierte seinen Kompagnon von der Seite und fragte:
    »Wenn wir diese Richtung beibehalten, so kommen wir in das Stammesgebiet der Usamara. Die Usamara aber bringen nicht gerade die besten Preise auf dem Sklavenmarkt.« »Afrika ist groß«, antwortete Imi Bej.
    »Ah, du gedenkst also durch das Gebiet der Usamara hindurchzuziehen?«»Ich gedenke wenigstens nicht die übliche Route der Sklavenjäger einzuhalten«, erwiderte Imi Bej spitz. »Entschuldige, ich wollte dir keine Belehrungen geben. Aber ich habe im afrikanischen Busch meine Erfahrungen.«
    »Ich sagte dir bereits, daß es mir auf deine Erfahrungen nicht ankommt. Ich glaube wohl, daß Ugawambi ein ausgezeichneter Führer ist. Und ich möchte behaupten, daß er bessere Sklavenjagdgründe kennt als du.«
    »Sicher«, lachte Abu Sef, »er wird sie kennengelernt haben, auf dem letzten Zug mit dem
Weißen nämlich.«
»Eben«, antwortete Imi Bej.
    »Nun gut«, meinte Abu Sef mit erschreckender Offenheit, »ziehen wir zum Berg der bösen Geister. Vielleicht gibt es ihn wirklich, und vielleicht wohnen Menschen in seinem Schatten. Dann können wir eine Ausbeute machen, die ihresgleichen suchen soll.« Imi Bej krauste die Stirn. »Wer spricht vom »Berg der bösen Geister«?«
    »Oh, Imi Bej«, dröhnte der Baß Abu Sefs. »Ich sehe dir an, daß du etwas Besonderes vorhast, wovon du mir nichts sagen willst!«
    Dem mächtigen Bej wurde das Gespräch allmählich unbehaglich.
    Er hatte keineswegs die Absicht, seine Karten offen vor seinem Kompagnon aufzudecken. Abu Sef mußte bald abgehängt werden. Mochte er Sklaven jagen, soviel er wollte, dieser Dummkopf. Er, Imi Bej, würde märchenhaften Reichtum mit nach Hause bringen. In Gedanken sah er sich bereits auf dem Gouverneurssitz von Sansibar.
    Die Sklavenhändler kannten hier jeden Weg und Steg. Sie befanden sich in ihrem ureigensten Jagdrevier. Die Reise an der Küste machte ihnen keine Schwierigkeiten. Bis zu hundert Kilometer etwa waren sie schon auf ihren Zügen ins Innere des Landes gedrungen. Die eigentliche Mühsal würde erst dann beginnen. Die klimagewohnten Männer waren von Hitze, Regen und Fieber nicht unterzukriegen. Niemand von Imi Bej s Leuten wußte genau, was ihr Herr vorhatte. Einige allerdings ahnten, daß es sich bei diesem Zug nicht um den Fang von Sklaven handelte. Es waren die Männer, die nachts im Boot an die »Delphin« herangefahren waren, um jenem dummen deutschen Matrosen die

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