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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Dschaggaland mit seinen saftigen fruchtbaren Matten und Hängen, die Königsstadt, das Volk selbst und der große, mächtige Berg standen greifbar nahe vor seinem inneren Auge.
    Das Wort, dachte er, das Wort, das heilige Ehrenwort, das er dem Pfeifer gegeben hatte, nie etwas über den Kilimandscharo zu verraten! Was war aus diesem Wort geworden? Der Schwarze riß sich vor Verzweiflung die Perücke vom Kopf.
    Aus all diesen Gesten entnahm Imi Bej, daß es ihm gelungen war, ihn zu übertölpeln.
Scheinheilig fragte er:
»Was hast du, Freund Ugawambi, ist dir nicht gut?«
    »Ja — ja — nein, ich — ich weiß nicht — ich weiß wirklich nicht, ob wir nach Nordwesten ziehen sollten. Du hast doch nie über das Ziel deiner Reise mit mir gesprochen.«
    »Mach dir keine Sorgen, die Richtung stimmt. Das weiß ich ganz genau.«
    »Aber wir werden auf eine starke Streitmacht stoßen«, warf Ugawambi hastig ein. Er wollte
retten, was noch zu retten war. »Die Wadschagga sind nicht Leute, die man einfach wegfangen
kann.«
»Wer?« fragte Imi Bej.
»Die Wadschagga, jene Leute, die im Dschaggaland wohnen.«
»Ah, Wadschagga heißen die. Das ist interessant.«
»Ja, interessant schon; aber auch sehr gefährlich.«
»Inwiefern?«
    »Der König der Wadschagga hat eine große Armee. Und die Bantu sind bei ihnen.« »Bantu? Bantu-Neger gibt es doch nur an der Küste.«
    »Ja, ja, das stimmt schon. Aber ein Stamm der Bantu ist zu den Wadschagga gezogen. Und diese
Bantu haben Feuerwaffen.«
Imi Bej pfiff durch die Zähne.
»Wie sind sie dorthin gekommen?«
    »Ich — das heißt, mein Massa und ich, wir haben sie dorthin geführt, damit sie dort in Ruhe und Frieden leben können.«
    Imi Bejs Gesicht war eitel Sonnenschein. Seit langem war er nicht mehr so guter Laune gewesen wie heute.
    »Was meinst du, wie lange es dauern wird, bis wir sie erreichen?«
    Ugawambi sah alles verloren. Wie war es nur möglich, daß er sein größtes Geheimnis so unvermittelt preisgegeben hatte?

    Imi Bej wußte nun, was er hatte wissen wollen. Sein Bedarf nach Unterhaltung war gedeckt. Der Satan überließ Ugawambi sich selbst und seinen Gedanken.

    70

    Der Pfeifer und Hassan jagten auf der Lavastraße nach Südosten. Links und rechts von ihnen war Urwald und Sumpf. Gegen Mittag dampfte die Gesteinsmasse, Regen und Hitze machten ein ebenso schnelles Weiterreiten unmöglich. Die Pferde waren so matt wie die Reiter.
    Es blieb ihnen nichts übrig, als eine Rast einzulegen. Diese ungewollte Muße nahm Hassan zum Anlaß, um ein paar Fragen an den Pfeifer zu richten, die ihm schon seit langem auf der Zunge brannten.
    »Wirst du mir böse sein, Sayd, wenn ich das Gebot der Höflichkeit durchbreche?« Der Pfeifer lächelte.
    »Ich glaube nicht, Hassan. Jeder Mensch ist berechtigt, auf Fragen, die er selbst nicht lösen
kann, Antwort zu heischen.«
Hassan war ein wenig verlegen.
    »Du redest eine ganz andere Sprache als die Menschen meiner Umgebung, obwohl du dieselben Worte gebrauchst«, erwiderte er.
    »Das mag wohl sein. Jeder redet seine Sprache, die Sprache, die ihm geläufig ist.«
    »Aber Abd el Ata zum Beispiel und all die anderen, sie reden die gleiche Sprache wie ich.« »Ihr seid ja auch mehr oder weniger in derselben Umgebung aufgewachsen. Du weißt, daß ich aus Frankistan komme. Die Anschauungen Frankistans und die Anschauungen des Morgenlandes sind nun einmal verschieden.« »So meinst du, daß die Franken weiser sind als wir?«
    »O nein«, lachte Michel. »Von weise kann überhaupt nicht die Rede sein. Sie sind so wenig weise wie ihr.«
    »Aber ihre Weisen sind weiser als unsere Weisen, nicht wahr?«
    »Ein Mensch ist entweder weise oder er ist es nicht. Wer könnte von sich behaupten, daß er
weiser sei als andere?«
»Ich glaube, ich könnte es von dir.«
»Du irrst, Hassan. Ich bin nicht weise.«
»Aber du bist anders.«
»Vermutlich auch anders als die anderen aus Frankistan.«
»Wer bist du eigentlich?«
    »Ein Arzt, ein Hekim, den das Schicksal in die Welt getrieben hat, weil die Unvernunft in seinem Vaterland regiert.«
    »Und so bist du ins Morgenland gegangen, weil du glaubtest, du würdest hier mehr Vernunft finden?«
    »Vernunft ist überall«, sagte Michel. »Aber überall ist auch Unvernunft. Du kannst nicht einfach den Standort wechseln, um der Unvernunft zu entgehen und zur Vernunft zu gelangen.« Hassan war ein aufgeweckter Junge; aber das Wortspiel, in das sich die beiden verfangen hatten, gefiel ihm nicht. Er wollte konkrete

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