Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
Direktor.“
Gaby beugte sich vor. „Warum
hat Carola Simon gelogen?“
„Weil...“
Tim sprach nicht weiter, denn
die Serviererin kam: ein weißblonder Engel, der eigentlich Film-Star werden
wollte, aber noch nicht entdeckt worden war.
„Was darf ich euch bringen?“
Klößchen bestellte Kakao und
das HEISSHUNGER-BAGUETTE, den umfangreichsten Imbiß auf der Karte. Die andern
begnügten sich mit kleineren Portionen und tranken Espresso.
„Weil“, fuhr Tim dann fort,
„wir auf der richtigen Fährte sind. Absolut! Werner Simon kam in seiner letzten
Nacht mit dem Taxi nach Hause. Er wollte die unmittelbaren Nachbarn nicht
wecken. Weshalb nicht? Seine Rückkehr sollte nicht auffallen. Also hatte er was
zu verbergen. Fehlerhaft daran war, daß er doch gesehen wurde von dem
schlaflosen Opa. Simon traf Vorsichtsmaßnahmen, unzulängliche, wegen schlechtem
Gewissen. Für mich steht fest: Er war der zweite Gangster — der mit der hellen
Jacke. Der, welcher die Wertsendungen aussortierte.“
„Und wo sind die jetzt?“ fragte
Gaby.
„Da müßten wir die Witwe fragen
oder den Lederjacken-Typ. Sagen werden sie’s natürlich nicht. Und noch eine
Frage: Wo ist der Jeep? Bei Herrn Lederjacke, vermute ich. Denn der wollte den
gestohlenen VW wieder loswerden, weil er ihn nun nicht mehr brauchte. Er mußte
also ein anderes Fahrzeug haben: den Jeep. An den Kerl müssen wir uns halten,
dann sind wir ganz dicht an der Beute und damit an der Lösung des Problems.“
„Ob Lederjacke bei der Witwe
wohnt?“ meinte Klößchen. „Bestimmt nicht. Der Opa hätte es erwähnt. Seine
Senioren-Geschwätzigkeit macht vor nichts Halt.“
„Und?“ fragte Karl. „Wie finden
wir Lederjacke?“
„Wir müßten Ulanen-Weg Nr. 11
überwachen. Ist natürlich ein Mords-Aufwand und langweilig.“
„Ohne mich“, meinte Klößchen.
Gaby schnippte mit den Fingern
der linken Hand. „Die Beerdigung! Übermorgen wird Simon bestattet. Am dritten
Tag — so ist es im allgemeinen, falls die Friedhöfe keinen Aufnahme-Stop haben
wegen Überfüllung.“
Tim nickte heftig. „Das ist es,
Gaby! Die Beerdigung! Bestimmt wird Lederjacke seinen verstorbenen Komplizen zur
letzten Ruhe geleiten. Danach hängen wir uns dran an den Typ und ermitteln
seine Adresse. Wenn wir die dann durchsuchen, heimlich, finden wir die Beute.
Darauf wette ich.“
Die Serviererin brachte, was
bestellt war.
Klößchens HEISSHUNGER-BAGUETTE
war 30cm lang und vollfett belegt.
„Endlich was Herzhaftes“,
meinte Tims Budenkamerad, „nach der dünnen Mittagssuppe habe ich das nötig.“
Am Nebentisch sagte Gunzmüller:
„Er frißt und frißt und frißt... und platzt hoffentlich bald.“
Tim, mit dem Rücken zu ihm, drehte
sich um. „Er flennt und flennt und flennt, der Gunzmüller, wenn er eins auf die
Nase kriegt von mir.“
„Gib nicht so an!“
„Hast du schon mal den Boden
geküßt im Bistro Paris? Nein? Du machst es aber gleich.“
Gunzmüller quälte sich ein
Grinsen hervor und schätzte es plötzlich höher ein, mit seinen Kumpanen zu
reden.
Oskar stupste Tim mit der
Pfote.
Heh, gib mir was! hieß das.
Hunger!
Tim wußte, daß Gaby es nicht
gern sah, wenn ihr Vierbeiner gefüttert wurde bei Tisch. Andererseits...
Also unterlief er die
Hunde-Erziehung, pflückte unauffällig den Wurstbelag von seinem Sandwich und
fütterte Oskar unter der Tischplatte.
Er schmatzte lauter als
Klößchen.
„Ob die Beute im Jeep ist?“
überlegte Karl zwischen zwei Bissen. „Es muß doch einen Grund haben, daß Simon
mit dem Taxi heimkam und nicht mit seinem Wagen.“
Tim hob die Schultern.
„Vielleicht. Es gibt etliche Möglichkeiten. Wir werden es rausfinden.“ Er sah
zur Uhr. „Ich rufe nochmal im Krankenhaus an. Oliver könnte inzwischen da
sein.“
„Frag, wann wir ihn besuchen
sollen“, sagte Gaby.
Das Telefon, ein
Münz-Fernsprecher, war hinter der Tür, die zu den Toiletten führte.
Tim hatte die Rufnummer im
Kopf. Die Privatklinik von Professor Litzgreber meldete sich, und diesmal hatte
der Anruf Erfolg.
Oliver Kronschmidt war
eingetroffen und hatte — mit Hilfe seiner Schwester — ein Einzelzimmer bezogen.
„Tim! Klasse!“ Olivers Stimme
sprudelte. „Ich habe schon zweimal versucht, dich anzurufen. Wir müssen schnell
machen. Hanna kommt gleich zurück. Sie kauft Obst für mich ein und Fruchtsaft.“
„Mann, wie geht’s dir? Klingst
ziemlich gesund. Wieso schnell machen? Darfst du nicht telefonieren?“
„Ein Geheimnis, Tim!
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