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Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vergessen.“
    „Normalerweise nicht. Aber
durch den Sterbefall wurde vielleicht der vorgesehene Ablauf gestört. Wartet,
ich sehe mal nach. Wenn mich die Witwe entdeckt, kann ich ihr die Ausrede
andrehen.“
    Er gab Karl das Rennrad zum
Halten und lief zu der Einfahrt, die bei der Wellblech-Garage mündete. Deren
Tor wie auch das niedrige der Einfahrt waren geschlossen.

11. Wo ist der Jeep?
     
    Die Bleihfreyer-Straße ist
eingeklemmt zwischen hohen Häusern und wird durchflutet von benzin-abhängigen
Fahrzeugen. Sie fahren in beide Richtungen. Die Luft ist grauenvoll. Den
Gehsteigen hat man handtuchbreite Radwege abgerungen; und die Geschäftsleute
erstatten ihren Kunden die Parkgebühren, falls das Parkhaus benutzt wird — am
Ende der Straße: ein sechsstöckiger, häßlicher Betonbau — gleichwohl
unverzichtbar.
    Edgar Mürr stieg vom Rad und
lehnte es an eine Hauswand — dicht neben das Schild: FAHRRÄDER ANLEHNEN —
VERBOTEN
    Mürrs Gesicht war erhitzt. Er
war begeistert. Alles entwickelte sich nun zu seinen Gunsten. Der Komplize, mit
dem er hätte teilen müssen, war tot. Die Witwe ließ sich mit einem Fünftel
abspeisen. Schön blöd, dieser Werner Simon! Ohne seinen Betrugsversuch wäre es
bei fifty-fifty geblieben. Aber nun war er, Mürr, berechtigt, mit großer Hand
zuzulangen.
    Ein Fünftel? Er grinste. Woher
wollte die Witwe wissen, wieviel die Beute wirklich wert war? Nein, abspeisen
würde er Carola mit einem bescheidenen Anteil. Sie konnte froh sein, daß sie
überhaupt was bekam.
    Er betrat das Parkhaus.
    Wer zum Lift wollte, mußte erst
durch den Kassenraum. Dort konnte man am Automaten bezahlen: mit
Fünf-Mark-Stücken, Zehnern oder Zwanzigern. Außerdem saß ein Kassierer in
seinem Käfig aus kugelsicherem Glas, gelangweilt, den Blick auf einen tragbaren
Fernsehapparat gerichtet, wo gerade ein uralter Zeichentrickfilm abflimmerte.
    Mürr wollte zum Automaten und
den Parkschein einwerfen, sah aber das Schild: AUSSER BETRIEB
    Also bezahlte er an der Kasse —
für zehn Stunden. Demnach hatte Simon den Jeep in aller Herrgottsfrühe
eingestellt.
    „Habt ihr durchgehend
geöffnet?“ fragte Mürr.
    Der Kassierer, ein Jüngling mit
Pickeln und Schnurrbart, nickte.
    „Rund um die Uhr. Wir arbeiten
in drei Schichten. Aber ein Kollege ist krank. Jetzt muß ich zwei Schichten
machen. Seit Mitternacht hocke ich hier.“
    „Und der Automat ist kaputt.“
    „Seit einer Woche. Das macht ja
den Streß. 16 Stunden kassieren und rausgeben. Ich kann Geld nicht mehr sehen.
Aber um vier habe ich Feierabend.“
    Mürr ging zum Lift und fuhr in
den vierten Stock hinauf.
    Das Parkdeck war nur zur Hälfte
gefüllt: mit Fahrzeugen aus der Stadt und den umliegenden Landkreisen.
    Er ging an den Heckseiten
entlang und suchte die Box 463.
    Dort war sie.
    Mürrs Schritt stockte.
    War das wirklich 463?
    Kein Irrtum.
    Aber die Box war leer.
    Mürr biß sich auf die Lippen.
Hatte Carola gelogen? Hatte sie die Box verwechselt?
    Er begann zu suchen. Aber der
weiße Jeep war nirgendwo.
    Mürr hörte, daß es draußen zu
regnen begann. Hier war der Geruch von Beton, Blech und Öl.
    Und auf dem Boden der Box 463
lagen winzige Spuren von weißem Lack.
    Mürr stieg in den Lift, fuhr
hinunter und trat zu dem Kassierer.
    „Was nicht in Ordnung?“ fragte
der.
    Mürr schob einen 10-Mark-Schein
durch den Zahlschlitz.
    „Für Sie. Der lange Dienst muß
doch belohnt werden. Sagen Sie mal: So zwischen drei und sechs Uhr morgens —
ist da viel Betrieb?“
    „Nur freitags und samstags.“
    „Und letzte Nacht?“
    „Fast null.“
    „Sie können von hier aus die
Einfahrt sehen. Erinnern Sie sich an einen weißen Jeep? Der muß so gegen halb
fünf gekommen sein.“
    Der Jüngling nickte. „Exakt.“
    „Haben Sie den Fahrer bemerkt?“
    „Klar. Hier kommt doch jeder
vorbei, wenn er rausgeht. War ein großer Kerl. Ziemlich abgewrackt. Mir fiel
auf, daß seine Klamotten total mit Lehm verschmiert waren — als hätte er
Gartenarbeit verrichtet. Aber mitten in der Nacht? Ist doch komisch. Deshalb
erinnere ich mich an den. Abgeholt hat den Jeep dann weranders.“
    „Ach ja? Und wer?“
    „Keine Ahnung. Ich sah nur, wie
er rausfuhr. So gegen elf Uhr vormittags.“
    „Aber der Betreffende muß doch
hier bei Ihnen gezahlt haben.“
    „Klar. Aber da kam gerade ein
Pulk von Typen. Mindestens ein Dutzend. Jeder hatte es eilig. Unter denen muß
er gewesen sein. Irgendeiner. Ich weiß nur, daß es nicht der Typ mit den
lehmigen Klamotten

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