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Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wetzte los wie der Teufel.
    Das Bahnhofspostamt war schräg
gegenüber, davor eine Sichtblende aus eilig hechelnden Reisenden.
    „Heh! Übergeschnappt?“ hörte er
Klößchens empörte Stimme hinter sich.
    Er rannte zickzack und
erreichte den Briefkasten, der briefschluckend vor dem Zweigpostamt stand.
    Niemand in der Nähe? Nicht
unmittelbar.
    Mit seinen breiten Schultern
verdeckte Tim, was er tat. Rasch schob er die Plastiktüte durch den rechten
Briefschlitz, so daß sie netzartig hinein hing. Die Finger in den Spalt. Innen,
rechts und links, hakte er den Rand der Tüte an den Blechkanten fest. Dauerhaft
haltbar war das nicht, aber dieses eine Mal mußte es gehen.
    Tim entfernte sich vom
Briefkasten, schlenderte eine Kurve und linste aus dem Augenwinkel.
    Da kam Ratzke, eilschrittig,
den Brief in der Hand.
    Tim timte (genau einteilen) seine Aktion.
    Gleichzeitig mit Ratzke näherte
er sich dem Briefkasten, aber aus anderer Richtung.
    Eine halbe Sekunde früher war
Tim da und stellte sich an die linke Seite, wo er die Klappe zum Briefschlitz
hob.
    Gegenüber tat Ratzke das
gleiche.
    „Hallo!“ sagte Tim. „Wir kennen
uns doch. Bei Goldammer sind wir uns gestern begegnet, nicht wahr?“
    Ratzke blickte auf und erkannte
Tim, zeigte aber keinerlei Begeisterung, hingegen der TKKG-Häuptling strahlte,
als träfe er einen lange vermißten Freund.
    „Tolle Sachen, die man da
kriegt in dem Altplunder-Laden, wie?“ Tim grinste.
    „Ja ja“, meinte Ratzke näselnd
und hatte seinen Brief eingeworfen, ohne genau hinzusehen, denn falsch machen
konnte man dabei eigentlich nichts.
    Die Klappe fiel zu.
    Tim knipste sein Grinsen aus.
    Ratzke wandte sich ab und ging
zurück, ohne dem netten, freundlichen, kontaktfreudigen Jungen einen weiteren
Blick zu schenken.
    Du Strizzi! dachte Tim.
    Er umrundete den Briefkasten
und mußte sich beeilen. Denn eine voluminöse Dame watschelte heran — ein
Dutzend Ansichtskarten in der Hand, fertig zum Einwerfen.
    Wieder deckte Tim den
Briefschlitz ab.
    Die Tüte hatte gehalten und
Ratzkes Brief aufgefangen.
    Tim zog sie heraus und war so
gepeppt von seinem erfolgreichen Trick, daß er der Dame den Briefschlitz
aufhielt, während sie ihre Karten hineinstopfte.
    „Danke, junger Mann! Sehr
freundlich.“
    „Gern geschehen, gnädige Frau.“
    Dann lief er zu seinen Freunden
zurück.

23. Markierter Trümmerbruch
     
    Sie blieben hinter der
Plakatwand, beobachteten und mußten warten. Endlich hatte Ratzke Pause —
jedenfalls schob er ab durch eine Tür im Hintergrund.
    Sofort stand Karl am Schalter,
legte den Gepäckschein vor und erhielt — bedient von einem anderen
Bahnfacharbeiter — Mürrs blaue Tasche, mußte allerdings eine — geringe —
Verwahr-Gebühr bezahlen.
    In einer anderen Ecke der
riesigen Bahnhofshalle machten sich die Kids her über den Inhalt.
    An der Taschenlampe war nichts
außergewöhnlich, der Notizblock leer, die Stoffkatze im Originalzustand. Da
hatte niemand eine Naht aufgetrennt und was reingefüllt.
    „Ein Freizeit-Atlas“, sagte
Tim. „Den kenne ich. Ist total detailgenau und übersichtlich wie ein klares
Gesicht. Gebietskarten — von unserer herrlichen Landschaft rund um die Stadt.
Karten, Leute! Lagepläne! Orientierungshilfen. Wenn’s ein Geheimnis gibt —
einen sogenannten unersetzlichen Gegenstand — , dann ist die Lösung hier drin.
Erinnert euch! Simon kam erst gegen Morgen nach Hause. Stunden nach dem
Überfall. Wo ist der herzkranke Mann inzwischen gewesen? Ich könnte mir denken,
er hat die Beute versteckt. Nicht in der Stadt, sondern außerhalb. Und hat sich
leiten lassen von diesem Atlas.“
    „Aber dann läßt er den Jeep im
Parkhaus stehen“, sagte Gaby, „statt nach Hause zu fahren. Braucht sogar ein
Taxi. Weshalb diese Umstände?“
    „Das ist der Knackpunkt“,
nickte Tim. „Gehen wir also davon aus: Die Beute ist nicht mehr im Jeep, auch
nicht bei Mürr, sondern irgendwo in der Landschaft versteckt worden — von
Simon. Wo? Das vermerkt er in diesem Atlas. Hat er, Simon, es seiner Frau
gesagt — bevor er stirbt? Offenbar nicht. Und dem Mürr auch nicht. Die beiden
haben keine Ahnung, wo sich die Beute befindet, wissen offenbar nur, daß der
Hinweis in diesem Atlas sein muß. Aber inzwischen ist es zur Katastrophe
gekommen, denn Ratzke, der Autodieb, hat den Jeep geklaut. Wenn wir uns diesen
vermutlichen Ablauf vor Augen halten, wird auch der Schlußpunkt begreiflich:
Mürrs verzweifeltes Bemühen, den Atlas zurückzukriegen —

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