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Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Geld. Aber die
Postraub-Beute kann’s nicht sein. Die paßt nicht rein in die Tasche, sie hat
einen Müllsack gefüllt.“
    Mürr verschwand um die Ecke.
    „Verfolgen wir ihn nicht?“
fragte Klößchen.
    „Der ist uns sicher. Wichtiger
ist jetzt der Autodieb. Der wird gleich auftauchen und sich den Gepäckschein
herausangeln.“
    „Und dann?“
    „Er holt die Tasche, nimmt das
Geld und legt — falls er ehrlich ist — den unersetzlichen Gegenstand rein. Dann
gibt er die Tasche wieder ab bei der Aufbewahrung.“
    „Wie kommt Mürr an den
Gepäckschein?“
    „Sicherlich haben sie was
ausgemacht. Vielleicht wieder der Papierkorb. Das ist dann unser Moment. Da müssen
wir zugreifen.“
    „An dem unersetzlichen
Gegenstand“, nickte Gaby, „hängt das Geheimnis. Das Geheimnis um die
Postraub-Beute.“
    „Wir müssen auch auf die Tasche
achten“, sagte Tim. „Sie steht dort gut sichtbar im dritten Regal. Teilen wir
uns die Arbeit. Gaby und Karl, ihr geht näher ran ans Gepäck. Laßt die Tasche
nicht aus den Augen. Klößchen, wir beide bewachen den Papierkorb.“
    Die Zweier-Gruppen trennten
sich.
    Tim schlenderte zum
Ost-Eingang, wo eben eine Gruppe Hooligans hereinkam, gröhlend, Bierflaschen in
der Hand.
    Tim schritt durch den Haufen,
wobei einer ihn rempelte — aber mehr aus Versehen. Er war einen Kopf kleiner
als Tim und wäre, trotz der Verstärkung hinter sich, als erster zu Boden
gegangen mit blutender Nase.
    Klößchen hatte schon vorher einen
Umweg gemacht — Richtung Kiosk. Dort gab’s Schokolade.
    Tim postierte sich vor einem
ausgehängten Fahrplan, nur wenige Schritte vom Papierkorb entfernt.
    Klößchen kam mit einer großen
Plastiktüte, in der sich der Inhalt — zwei Tafeln Schokolade — kläglich
ausnahm.
    „Ich habe heute die falschen
Jeans an“, meinte er. „Zu enge Taschen. Da fällt mir die Schoko raus. Die Tüte
kann ich mir an den Gürtel hängen.“
    Tim hatte andere Sorgen.
    Der Papierkorb war gefüllt mit
Abfällen bis obenhin. Seit Mürr den Gepäckschein hineingeworfen hatte, war
etliches hinzugekommen - an Bananenschalen, Curry-Wurst-Papptabletts,
Sandwich-Zellophan, weggespuckten Kaugummis und Bierdosen, aus deren
Trinkschlitzen noch Restschaum quoll.
    Passanten und die Gammeltypen,
die auf jedem Bahnhof herumhängen, hatten den Abfall aufgetürmt — im
Vorbeigehen.
    Wie, überlegte Tim, will der
Autodieb den Schein fischen? Der Behälter müßte ausgeleert, umgekippt werden.
Aber dazu ist nur befugt der sogenannte Müllfacharbeiter.
    In diesem Moment nahte Gaby im
Laufschritt mit wehender Mähne.
    „Tim! Du glaubst nicht, was da
los ist. Dieser Jochen Ratzke — ja, Goldammers Schatzsucher — jobbt in der
Gepäckaufbewahrung. Aber im Hintergrund. Handlangerarbeit. Stapelt Koffer. Eben
hat er sich die blaue Tasche geschnappt. Aber heimlich, so, daß es der Kollege
vorn am Schalter nicht merkt.“
    „Ich schnall’ ab.“
    Sie liefen zu Karl, der sich
hinter einer Plakatwand versteckte, aber scharfäugig zu den hinteren
Gepäckregalen spähte. Dort stand Jochen Ratzke, bekleidet mit Bundesbahn-Arbeitskittel,
und machte sich zu schaffen an Mürrs blauer Tasche.
    „Ich hab’s genau gesehen“,
sagte Karl. „Er hat Geld rausgenommen, etliche Scheine. Er hat nachgezählt. Und
dann Sachen reingelegt, die er in einer Aktentasche hatte: eine Taschenlampe,
ein Stofftier — Katze, glaube ich — , einen kleinen Block und ein Journal. Kann
aber auch ein Bildband sein oder so was.“
    „Soll das“, fragte Klößchen,
„der unersetzliche Gegenstand sein?“
    „Scheint so“, meinte Tim. „Mehr
wissen wir, wenn wir alles aus der Nähe sehen.“
    Aber die Nähe blieb vorläufig
fern. Denn Ratzke stellte die Tasche ins dritte Regal zurück.
    „Er hat eine andere
Gepäckschein-Banderole am Griff angebracht“, sagte Karl.
    „Und natürlich einen neuen
Gepäckschein genommen mit entsprechender Nummer“, sagte Tim. „Jetzt ist klar,
weshalb der Schein im Papierkorb null Bedeutung hat. Ratzke ist der Autodieb
und führt Mürr hinters Licht. Immerhin scheint der Schatzsucher ehrlich zu
spielen. Mürr kriegt, wofür er bezahlt.“
    Sie beobachteten, wie Ratzke
einen Briefumschlag beschriftete, frankierte und etwas — den Schein, natürlich
— hineintat, bevor er zuklebte. Dann kam er nach vorn zum Schalter.
    Tim reagierte blitzartig und
dachte wieder mal fünf Längen, mindestens, voraus, riß Klößchen die Plastiktüte
vom Gürtel, ließ die Schoko zu Boden fallen und

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