Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
sah sich ärgerlich um, nahm dann wieder Platz unterm Dach.
„Ihm stinkt’s“, sagte Tim.
„Mir auch. So in der
Öffentlichkeit mag ich das Geschmuse nicht.“
„Wir bewahren den Anstand.
Außerdem spielen wir eine Rolle. Trotzdem ist es echt, was wir zeigen. Anders
wäre es peinlich. Wenn ich mir vorstelle, ich säße hier mit einem anderen
Mädchen — solange könnte ich die nicht im Arm halten.“ Gaby hob ihre dunklen
Wimpern. Blaue Augen lächelten ihn an.
„Jetzt geht er“, sagte Tim. „18
Minuten hat er gewartet. Hat wohl keine Geduld? Oder hat er einen Termin?“
Der Ganove ging mit schnellen
Schritten davon.
Sofort unterbrach Karl sein
Schachspiel — zur Verblüffung des Gegners, denn wieder war der
Gedächtniskünstler in besserer Position. Er trabte mit seinem Rad zu dem
Pärchen. Auch Klößchen rückte an.
Die Kids warteten, bis
Lederjacke vor dem Park-Ausgang die Straße überquerte. Dann folgten sie ihm.
Er sah sich nicht um. Seine
Haltung drückte innere Spannung aus. Hart trat er auf. Verkrampfte Schultern.
Die Arme pendelten zwar, schlenkerten aber geballte Fäuste.
Der Ganove hatte es nicht weit.
Verschwand dann in einem Haus, das ziemlich heruntergekommen aussah. Ein
Anstrich wäre dringend nötig gewesen, Fenster und Türen wirkten vergammelt.
Die Kids warteten an der
Straßenecke.
Klößchen lehnte sich an ein
Gartentor. Es gab nach, und Tims Budenkamerad purzelte rücklings auf einen
Steinplatten-Weg. Es sah komisch aus. Verletzt hatte er sich nicht.
Aber beim Haus lachte jemand.
„Willst du zu mir?“ rief eine
Mädchenstimme.
Könnte Willis Schwester sein,
dachte Tim.
Das Mädchen lehnte auf der
Fensterbank, mochte zehn oder elf sein, hatte rotblondes Kurzhaar und ein
freundliches Mondgesicht. Auf ihrer Schulter saß ein Papagei. Wunderschön war
er, überwiegend grün, aber auch etwas rot, blau und gelb.
Klößchen hatte sich umgedreht.
Ihm war sein Purzelbaum peinlich.
„Hast du eben gefragt?“ wollte
er wissen. „Oder dein Sittich?“
„Sittich? Du spinnst wohl.“
„Aber Willi!“ meinte Tim
vorwurfsvoll. „Das ist doch eine Blaustirnamazone.“
„Richtig“, rief das Mädchen.
„Sie heißt Cora und kann sieben Flüche.“
Cora spreizte das Gefieder.
„Duuu kannst mich mal!“ rief sie heiser.
„Du mich auch“, knurrte
Klößchen.
Tim lächelte zu der Kleinen
hinauf. Ihr Fenster lag im Hochparterre.
„Du hast einen wunderschönen
Papagei. Ich beneide dich.“
„Cora mag nur Frauen und
Mädchen, keine Männer. Die beißt sie. Mich will sie immer füttern.“
„Interessant“, sagte Tim.
„Wohnst du hier?“
„Klar.“
„Kennst du den Mann, der eben
vorbeiging? Ein Großer in Lederjacke.“
„Meinst du den aus der
Bruchbude dort?“
„Den.“
„Der gehört zur WG.“
„Wozu?“
„Weißt du nicht, was eine WG
ist — eine Wohngemeinschaft? Mein Vati sagt immer, diese Leute müssen weg. 13
Typen hausen dort, sind aber nicht miteinander verwandt und schon gar nicht
verheiratet. Gesindel, sagt mein Vati. Und betrunken sind sie oft.“
„Schrecklich.“
„Meiner Cora ist das egal. Sie
mag Männer sowieso nicht. Auch keine anständigen.“
„Weißt du, wie er heißt — der
Mann in der Lederjacke?“ erkundigte sich Tim bei der kleinen Informantin.
„Mürr.“
„Mürr?“
„Wie mürrisch ohne isch.“
In diesem Moment tauchte Mürr
wieder auf. Er trat aus dem Haus und schob das alte Tourenrad, das die Kids
bereits kannten.
„Wir müssen weiter“, rief Tim
der Kleinen zu.
Und die TKKG-Bande zog sich
schleunigst zurück.
22. In der Gepäck-Aufbewahrung
Mürr fuhr zum Hauptbahnhof.
Tim und seine Freunde folgten
dem Ganoven.
Auf dem Gepäckträger
transportierte er eine blaue Leinentasche. Sie sah aus wie Reisegepäck, schien
aber leer zu sein, fiel nämlich in sich zusammen.
Im Hbf war jetzt, am frühen
Nachmittag, viel los. Das erleichterte die Verfolgung.
Mürr ging zur
Gepäckaufbewahrung und hinterließ dort seine Tasche. Von dem Mann im
Arbeitskittel erhielt er den Gepäckgutschein.
Die TKKG-Bande stand in der
Nähe und beobachtete alles, auch als Mürr jetzt zum Ost-Eingang ging. Für einen
Moment verharrte der Ganove neben dem Papierkorb auf der linken Seite. Deutlich
sah Tim: Mürr ließ den Gepäckschein hineinfallen.
„Wir sind Zeugen einer komplizierten
Übergabe“, meinte der TKKG-Häuptling. „Mürr kauft wahrscheinlich den
unersetzlichen Gegenstand zurück. Und in der blauen Tasche ist
Weitere Kostenlose Bücher