Die Scheune (German Edition)
auf ein kleines Blatt Papier zu notieren. Erst als er Dane bemerkte, ließ er vom Schreiben ab und verschwand schnell im Labyrinth der Siedlung. Dane überkam ein großes Unbehagen. Wer war wohl an seiner Autonummer interessiert? Er hatte den Mann nie zuvor gesehen.
„Dane! Dane!“, schrie jemand hinter ihm. „Wo willst du hin?“
Dane sah sich erschrocken um und schaute in die blauen Augen eines kleinen, blonden Jungen. Der vierjährige Sohn von Sarahs Cousine Maggie war ihm gefolgt und rannte auf ihn zu. Sein Gesicht strahlte vor Neugier. Dane musste lächeln. Der Junge sprang ihm kichernd auf die Arme. Sein zarter Körper ließ ihn leicht wie eine Feder erscheinen.
„Ich wollte eigentlich ein bisschen spazieren gehen, kleiner Mann.“
Der Junge nickte. Er wollte mitgehen.
„Wie heißt du?“, fragte Dane. Er konnte sich die vielen Namen einfach nicht merken. Nicht einmal, wenn einer den gleichen Namen trug wie er. Und der war selten.
„Dane“, sagte der Junge, und es zuckte in den Augenwinkeln von Dane Gelton.
„Was?? Du heißt genau wie ich? Das ist ja ein Ding! Das müssen wir feiern. Willst du mit mir Eis essen gehen?“
„Oh ja!!“ Dane vernahm einen ohrenbetäubenden Freudenschrei und streichelte die zarte Wange des Kindes. Ein Sohn, durchfuhr es ihn. „Weißt du, wo es hier Eis zu kaufen gibt?“
„Ja, da hinten“, und der Kleine zeigte auf ein großes Haus am Ende der Straße. „Da hinter dem Haus gibt es tolles Eis, sag ich dir!“
„Prima, dann gehen wir doch mal dahin.“
Händehaltend schlugen sie den Weg zum Eiscafé ein. Dane überkam ein schönes Gefühl. Er spürte, wie sich die kleine Hand in seine bohrte und sah, wie das kurze, blonde Haar neben ihm bei jedem Schritt wippte. Dane genoss die Gesellschaft des kleinen Kerls als die willkommenste Abwechslung seit gestern Abend. Das Kind nahm ihm die Gereiztheit des ganzen Tages. Er dachte daran, wie schön es wäre, mit Sarah auch so ein Kind zu haben.
Man konnte kaum sagen, wessen Eis größer war, Danes oder Danes.
„Du?“, fragte der kleine Dane mit eisverschmiertem Gesicht, und der Große antwortete belustigt: „Ja, Dane.“
„Warum lachst du so wenig?“
Die Frage überraschte Dane. Dieser kleine Mann vor ihm schien ihn heute beobachtet zu haben. Und er hatte Recht. Dane schenkte dem Kleinen einen hochachtungsvollen Blick. Vier Jahre, dachte er. Eine erstaunliche Frage für einen Vierjährigen.
„Weißt du, ich habe mein Lachen diesmal nicht eingepackt, als ich hier zu euch kam. Es liegt noch zu Hause in Kansas in der Badewanne und muss gewaschen werden. Es war so schmutzig. Und jetzt bin ich eben ohne gekommen.“
Der Kleine schaute ihn irritiert an und fragte dann weiter: „Warum hast du es nicht schnell gewaschen und abgetrocknet? Dann hätte es doch mitkommen können.“
„Ja, das stimmt, aber weißt du, es war in letzter Zeit sehr böse, und da habe ich gesagt, dass ich es nicht mitnehmen möchte.“
„Wie kann ein Lachen böse sein?“
„Na dann, wenn es lachen soll und es nicht tut oder auch zur falschen Zeit lacht, weißt du? Es ist ein sehr ungezogenes Lachen.“ Dane versuchte, ernst zu bleiben.
„Wann lacht es denn nicht?“
„Ja, zum Beispiel immer morgens, wenn es Tante Sarah anlachen soll. Dann schimpfe ich, und es lacht trotzdem nicht.“
„Dann musst du ihm mal den Popo verhauen. Das hilft bestimmt, sagt Mama auch immer.“
Dane musste lächeln. Wenn alles nur so einfach wäre.
Sie verbrachten zwei schöne Stunden miteinander, und Dane fühlte sich aufgeheitert und entspannt. Der Kleine bohrte nicht in seinen alten Geschichten herum oder lockte ihn bewusst aus der Reserve. Sie unterhielten sich über Baseball, den Kindergarten und über eine Menge von leckeren Lieblingsgerichten. Nichts veranlasste beide zu irgendwelchen Meinungsverschiedenheiten oder Streitereien. Was hatte der Kleine den Erwachsenen doch voraus. Nur schade, dass es sich irgendwann einmal verlieren würde. Dane pickte vorsichtig in seinem Eis herum, während der Junge es mit vollen Löffeln in sich hineinschaufelte.
Es wurde Zeit nach Hause zu gehen. Dane schaute auf die Uhr und stellte erstaunt fest, dass es schon weit nach sieben war. Er winkte der Bedienung, um zu zahlen, als sein Blick die Ecke der Ironton Street streifte. Da stand er wieder! Der gleiche Mann, der eben noch an seiner Autonummer interessiert war. Dass er sie beim Eisessen beobachtet hatte, wusste Dane, als sich ihre Blicke trafen. Sie
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