Die Scheune (German Edition)
Jahren seiner Ehe getan hatte. Es war immer schon falsch, die Menschen an sich heran zu lassen – nach wie vor. Sie nutzten jede Gelegenheit, daraus eine Farce zu machen. Oh, wie er das verabscheute! Dabei liebte er Sarah so sehr. Wie nur konnte sie ihm eben eine solche Frage stellen? Was war übrig geblieben von ihrer Liebe zu ihm, die vor drei Jahren so traumhaft begonnen hatte? Hatte er nicht schon genug Niederlagen mit ihr durchgestanden? Sie wusste einfach zuviel von ihm, das war das Problem. Wortlos verschwand er unter die Dusche, wo er über eine Stunde mit Seife und Wasser seine Wut wegzuschrubben versuchte. Es gelang ihm halbwegs, zumindest soviel, dass er sich einigermaßen beruhigen konnte. Als er das Bad wieder verließ, lag Sarah schon im Bett. Er riskierte einen kurzen Blick zu ihr und sah die verwischten Tränen. Was war nur los mit ihnen? Das konnte doch nicht das Ende sein. Er durfte sie nicht verlieren. Er kniff seine Augen zusammen und sammelte alle Ruhe, die ihm noch geblieben war.
„Sarah“, begann er zittrig, „ich war mit Dane Eis essen. Er ist mir nachgelaufen, als ich raus ging. Mir war so heiß. Da sind wir Eis essen gegangen. Ich habe nicht daran gedacht, Bescheid zu sagen.“
Sarah sah nicht hin, als er mit ihr sprach. „Die ganzen zwei Stunden?“, fragte sie bissig.
„Ja, die ganzen zwei Stunden. Wir haben uns nur unterhalten“, antwortete Dane und musste schlucken, so sehr strengte ihn die Beherrschung an.
„Und warum hast du dich übergeben?“
Mit dieser Frage fühlte er seine Beherrschung schwinden. Ihm war die Ruhe im Haus plötzlich egal, die ganze Familie egal und auch sein Ton, den er Sarah gegenüber anschlug: „Weil mir das Eis nicht bekommen ist! Du kennst die Geschichte mit meinem Magen! Ich vertrage keine Milch, und ich wollte Dane nicht enttäuschen!“
Sarah schluckte. Gott, hilf mir, flehte sie innerlich. War es nun die Wahrheit oder seine Ausgebufftheit, dies als Vorwand zu benutzen? Sie versuchte, sich wieder zu beruhigen und seinen Worten einen Funken Wahrheit abzuringen. Es hörte sich alles wieder so verdammt logisch an! Vielleicht war wirklich etwas an seiner Entschuldigung dran, und sie war nur die Überreizte. Wer war hier eigentlich der Kranke? Sie oder er? Gewissensbisse begannen sie zu plagen, Dane in ein Schiff gesetzt zu haben, in das er nicht wollte und nicht passte. Sie musste umdenken; er paddelte doch schon seit Monaten gegen den Strom ihrer Missgunst. Wie konnte sie sein Vertrauen nur so strapazieren? Dane lebte alles immer so unerhört still aus; er schrie seinen Frust nie heraus. Wie konnte sie ihm das jetzt, wo er es endlich tat, zum Vorwurf machen? Er fasste sie nicht einmal an, wie es ihr früherer Mann fast täglich getan hatte. Er war so lieb und so beherrscht. Er versuchte, sie immer vor Streit zu bewahren. Was für ein feiner Mensch war er doch. Und doch forderte sie ständig das Gegenteil heraus. Sarah fühlte sich plötzlich hundsmiserabel. Sie fragte leise: „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?“
„Warum?“ Dane suchte die Antwort. Warum? Als er sie fand, brachte er sie nur schwer über die Lippen: „Weil ich mich eben nicht daran erinnern konnte.“
Sie musste weinen und nahm ihn in den Arm. Sie hatte ihm Unrecht getan. Er brauchte jetzt mehr denn je ihre Hilfe.
In der Nacht träumte er, dass die Krankheit seines Vaters in ihn gekehrt sei, worüber er sich im Traum ebenso unglücklich fühlte wie nach dem Erwachen glücklich, dass es eben nur ein Traum gewesen war.
Ihr dritter Tag in Denver war wieder furchtbar. Er hörte schon am frühen Morgen die Türglocke der Newshorns und dann ein lautes Gerede in der Küche. Ben Newshorn bot ihm nicht einmal mehr einen Gin an. Aber irgendwie nahm auch dieser Tag ein Ende, und der nächste Tag war ihr letzter.
Dane atmete erleichtert durch, als er den Koffer zum Chrysler brachte.
Zum Abschied kam ein Großteil der Familie noch einmal zusammen, und es endete in einem lauten Gerede und zahlreichen Umarmungen. Dane war in seinen Wagen geflüchtet. Er konnte das alles nicht mehr ertragen und sah von weitem seiner Frau zu, wie sie sich nur schwer von ihrer Familie lösen konnte. Er dachte daran, wie einsam es für sie auf der Farm wieder sein würde. Er musste sich etwas einfallen lassen, sonst wäre er innerhalb der nächsten Wochen wieder hier, und das würde ihn ganz gewiss um den Verstand bringen.
Ein Klopfen an seiner Scheibe holte ihn aus seinen Gedanken. Der
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