Die Scheune (German Edition)
Begehren genossen, aber noch mehr das Gefühl, wieder einmal seit langer Zeit von ihm geliebt zu werden. Der Zeitpunkt schien ihr anfangs etwas unpassend, aber danach fühlte sie, dass er so passend war wie nichts anderes in den letzten Wochen.
„Dane, wir werden es schaffen, ja?“
Er lächelte sie beruhigt an und trank den Tee. „Was auch passiert“, sagte er, „ich werde alles tun, um es nicht zuzulassen. Vielleicht handeln wir auch zu vorschnell, und alles löst sich in Wohlgefallen auf. Nächste Woche weiß ich mehr. Lass uns die Zeit bis dahin mit schönen Dingen verbringen. Wir machen Ausflüge. Was meinst du?“
„Ich habe mit meinem Vater gesprochen ...“, sagte sie, aber ehe sie den Satz beenden konnte, schrie er sie schon wieder an: „ Was hast du mit deinem Vater besprochen?“
„Dass wir zu ihm nach Denver kommen können! Ich hab' ihm nichts erzählt! Nur, dass wir Urlaub machen. Mein Gott, Dane! Hab' doch ein bisschen Vertrauen!“
Dane sah zur Decke und atmete tief ein. „Du hast Recht. Es tut mir leid. Verdammt, ich bin so gereizt.“
„Das ist verständlich, aber bitte verliere nicht den Glauben an uns. Bitte!“
Er beendete das Gespräch mit einem Kuss und ging erneut unter die Dusche. Hatte er vergessen, dass er vor einigen Stunden gerade geduscht hatte?
*
Die Tage wurden tatsächlich ruhiger. Dane las mal wieder ein Buch und schaute sich sogar den Motor seines Chryslers an. Sarah sah ihm mit Freuden vom Küchenfenster aus zu, wie er einen Ölwechsel machte und auch sonstige technische Dinge prüfte. Er wusch das Fahrzeug sogar und polierte den Lack mit großer Ausdauer auf Hochglanz. Die Newshorns sollten sehen, wie prächtig es ihrer Tochter auf der Gelton-Farm erging. Sie litt keinen Mangel. Sein verächtliches Spucken auf den Boden, während er den Wagen polierte, sah Sarah nicht. Wie hätte sie das auch sehen können? Sie bereitete selig ein asiatisches Menü zu – Danes Lieblingsessen.
Am Abend bestand Dane darauf, Sarah alleine nach Denver zu schicken, was sie überhaupt nicht akzeptierte und auch sehr bestürzte. Hatte er den Wagen nur für sie hergerichtet? All ihre Hoffnungen vom Nachmittag fielen zusammen, und sie leitete eine heftige Diskussion ein. Immer ging er in diese Extreme. Sie begann es zu hassen. Er schaffte es immer wieder, ihre schwer erarbeitete Zuversicht durch wenige Worte zum Teufel zu jagen, und sie fragte sich, wie Johnathan es fünfzehn Jahre lang mit ihm ausgehalten hatte.
Aber Danes Methode hatte ein Haken bekommen: In einer Ehe funktionierte so etwas nicht – und schon gar nicht bei Sarah. Sie liebte ihn dafür viel zu sehr.
Nach unerlässlichem Wortwechsel gab Dane nach und erklärte sich bereit, mitzufahren. Er war genervt und müde, doch er machte es ihr zur Bedingung, sich dieser Prozedur nicht länger als fünf Tage zu unterziehen.
*
Sie brachen in aller Frühe auf. Ihr neuer Wagen fasste weit mehr Gepäck als seine Corvette, so dass Sarah meinte, ihre gesamte Familie mit Geschenken beglücken zu müssen. Dane betrachtete kopfschüttelnd das ganze Gepäck und setzte sich kommentarlos auf den Beifahrersitz. Es war der Tag, an dem seine Laborergebnisse bei Dr. Carrouthers eintrafen.
Der Weg nach Denver war weit. Sarah war aufgeregt wie ein Kind. Sie freute sich sehr auf ihre Familie. Es tat ihr gut, wieder einmal fröhliche Menschen um sich zu haben. Dane konnte das Verlangen nicht mit ihr teilen. Seit die Heddons tot waren, war sein Verlangen nach Geselligkeit ganz verschwunden.
Die Fahrt schien kein Ende zu nehmen, und Sarah brauchte lange Pausen zur Erholung. Sie war die weite Strecke nicht mehr gewohnt und dachte, dass es auch Dane gut tun würde, sich mit ihr an einer Tasse Kaffee zu erfreuen. Aber auch da enttäuschte er sie wieder einmal. Ihm war weder nach Kaffee noch nach Tee oder Wasser zumute. Ein Gin hätte seine Schuldigkeit getan, den er sich nicht zu bestellen traute. Ihr Gespräch war nicht nur wortkarg, es war gar nicht vorhanden. Sie akzeptierte seine ablehnende Haltung und ließ sich nicht beirren. Eisern steuerte sie das Fahrzeug nach Aurora. Sie kamen gegen Abend in stickiger Hitze bei den Newshorns an. Dane graute es vor der Begrüßung, und er wurde nicht enttäuscht. Nach den üblichen Begrüßungsritualen suchte er den Weg zum Telefon und versuchte, Vernunft und Ruhe über seine Gereiztheit zu stellen. Angesichts der Tatsache, dass er endlich allein zu sein schien, wählte er zitternd
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