Die Scheune (German Edition)
fast sagen, wir waren uns endlich mal näher gekommen!“
Ich dachte unwillkürlich an die unzähligen Flaschen Gin, die Johnathan ständig hinter dem Haus in der Glastonne gefunden hatte. Hatten sie zu dieser Einstellung beigetragen? War Dane ein Alkoholiker, der sich um den Verstand gesoffen hatte? Nein, er hatte den Gin als Beruhigungsmittel eingesetzt, sich regelrecht betäubt. Wie kalt musste man sein, um einem Menschen nach dem Leben zu trachten? Das Gesetz hätte seinen Vater doch kurzerhand aus dem Verkehr gezogen. Aber nein, Dane musste etwas Besonderes daraus machen. Da musste etwas in ihm gewesen sein, dass ihm Erregung geschenkt haben musste, wenn er daran dachte, wie amüsant es ohne Polizei werden konnte. Das war krank! Wie gut passte jetzt alles zusammen! Nie Durchschautes wurde durchschaubar. Die Treffsicherheit von Dane mit der Waffe war uns allen ein Rätsel gewesen, dabei war die Lösung so nahe. Unzählige Schüsse auf seinen Vater dienten ihm als beste Übung zur Sicherheit. Ich glaubte das alles nicht. „Du hast uns nie von deinem Vater erzählt. Warum nicht?“
„Sollte ich mein eigenes Todesurteil sprechen? Ich hatte genauso kriminell gehandelt wie er. Ich war keinen Pfifferling mehr wert. Was, wenn ich ihn getötet hätte? Ich gewinne ein Spiel und gehe in den Knast dafür? In den Knast für die Schmerzen meiner Kindheit? Nein! Nein! Dafür war mir die Sache viel zu ... zu heilig.“
„Warum, verdammt noch mal, hast du nicht alles abgebrochen, ehe es kriminell wurde?“
„Es war die Lust, die zählte. Die Lust, ihn zappeln zu sehen, ihn zu quälen.“
Ich ermüdete und wiederholte mich: „Aber du hättest doch einfach nur alles der Polizei erzählen brauchen.“
„Jim, die hätten mich doch in die Klapsmühle gesteckt! Du kennst mich immer noch nicht. Es war nicht der einfache Weg, den ich gehen wollte. Es war der Reiz, wie weit ich gehen konnte, wie weit er gehen konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Er liebte genau wie ich das Extreme. Ich glaube, es hat ihm genauso viel Spaß gemacht wie mir.“
Ja, dachte ich. Bis der Spaß einmal ein Ende hat. Mir kam plötzlich der Überfall auf der Palloma Street in den Sinn. Sollte auch dieser Fall damit zusammenhängen? „Was war auf der Palloma Street passiert? War das auch eins eurer Spiele? War das sein Schachzug?“ Ich verfluchte meinen bissigen Ton, doch genau damit hatte ich ihn erwischt. Ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Aus dem machtbesessenen Blick wurde plötzlich ein gequälter.
„Was?“, fragte er verwirrt nach.
Ich wiederholte meine Frage, nicht ganz so provokativ: „Na, auf der Palloma Street. Joan. Deine Vergewaltigung.“ Mir wurde etwas übel bei dem Gedanken.
„Ja“, flüsterte Dane. „Das war sein letzter Versuch.“
„Da stand bei dir bereits fest, dass du ihn beim nächsten Mal töten würdest?“
„Ja.“
„Wusstest du, dass dein Vater in Arizona im Gefängnis saß?“
Dane nickte.
„Warum saß er wirklich?“ Mir schwante Übles. „Hat er die drei Menschen getötet?“
Dane sah mich an. „Woher weißt du davon.“
„Na, Whiseman hat davon erzählt.“
„Was hat er erzählt?“
„Dass mit ihm noch eine weitere Person anwesend war. Warst du das?“ Ich sah ihm in die Augen, die sich meinem Blick zu entziehen versuchten.
Verflucht! In was war ich da hineingeraten? Ich traute mich nicht weiter zu fragen. Doch es ließ mir keine Ruhe. „Hast du geschossen?“
„Nein.“
Jetzt war mir klar: „Du hast ihn schießen lassen, nicht wahr? Aber du bist mit dem Geld des Geschäftsmanns abgehauen, stimmts? Und mit allen Unterlagen.“
Dane grinste.
„Dann warst auch du derjenige, der das Geschäft mit ihm eingefädelt hatte. Was war es? Hast du ihm das Running Horse zum Kauf angeboten? Für 250 000 Dollar? Und Johnathan dazu?“
Dane hörte mit diesem dämlichen Grinsen nicht auf. Es machte mich wahnsinnig.
„Wo ist das Geld geblieben?“
Dane sah hinüber zur Scheune und sagte: „Sieht doch gut aus, das neue Ding. – Weißt du“, sagte er weiter, „wenn ich in eine Sache einsteige, dann richtig oder gar nicht. Hast du je gemerkt, was um dich und Johnathan herum abgelaufen war?“
„Nein, hab ich nicht.“
„Hast du je gemerkt, dass ich abends vollkommen erledigt bei der Arbeit im Lokal war? Oder Hinweise auf einen Krieg gezeigt habe, der neben euch ablief?“
„Nein.“
„Und du zweifelst an meiner Genialität?“
Ich schwieg erschüttert. Dann fragte
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