Die Scheune (German Edition)
komplett ad acta“, sagte ich. „Es wird jetzt keinen Prozess mehr geben. Vielleicht wusste Rhyan doch mehr, als wir vermuteten und hatte Angst. Wie sagt man so schön: Das war's.“
Dane fühlte sich gut. Die Sache mit der Spritze hätte nicht sein müssen.
„Wie geht es dir?“, fragte ich neugierig, um das Thema zu wechseln.
„Im Moment oder überhaupt?“
„Überhaupt. Im Moment geht es mir auch beschissen.“
„Ich denke, dass sich etwas verändern wird. Was und wie weiß ich noch nicht.“
Sarah kam die Treppe hinunter und sah Dane bei Mrs. Buit am Telefon. Schon das alleine beunruhigte sie irgendwie. Dane sah besorgt aus. Er führte kein entspanntes Gespräch. Auch, dass er sich wegdrehte, als er sie kommen sah, behagte ihr nicht. Sie ging forschen Schrittes auf ihn zu.
„Sarah kommt, Jim. Wir sprechen später. Ich komme in drei Tagen nach Hause. Grüße Johnathan von mir. Sag ihm, ich freue mich auf ihn.“
Noch ehe sie ihn erreichen konnte, legte er den Hörer auf und zwang sich ein gequältes Lächeln ab. Sie nahm seine Nervosität wahr. „Du schaust so komisch aus. Was ist passiert?“
Dane griff nach ihrem Arm und zerrte sie aus der Hörweite von Mrs. Buit. „Sarah, ich habe gerade eine sehr schlimme Nachricht erhalten.“
Sarahs Augen weiteten sich. „Was ist los?“
„Jim hat mich gerade angerufen. Rhyan ist tot. Er hat sich in der Zelle erhängt.“
Sie war auf alles Mögliche gefasst, aber dass es Rhyan betraf, den sie so gemocht hatte, schockierte sie zutiefst. Sie wollte etwas sagen, aber sie sah nur mit einem betretenen Blick zu Boden. Sie spürte seine Hand an ihrer Wange. Seit Dane in diese Klinik gekommen war, hörten die Grausamkeiten nicht auf.
Beiden war der Appetit vergangen. Sie tranken nur Kaffee und redeten nicht miteinander. Dane war durcheinander. Heute sollte eigentlich ein ganz besonderer Tag werden. Sarah sollte von seiner Vergangenheit erfahren, zumindest einen Teil davon. Auf jeden Fall hatte Rhyan nicht in diesen Tag gehört. Er ärgerte sich, dass er es ihr erzählt hatte. Die Nachricht von seinem Tod brachte ihre Gefühle sichtlich durcheinander. Sie war nicht mehr belastbar. Das ärgerte ihn noch mehr. Er war wütend, während sie traurig war. Danes Plan fiel ins Wasser. Sie teilten Roosevelt die Nachricht von Rhyans Tod mit und schlichen wie nasse Katzen durch das Klinikgelände. Dane versuchte, mit Sarah zu trauern, aber es war ihm unmöglich. Er fand es äußerst anstrengend, sie so still neben sich ertragen zu müssen. Sie musste lernen, dass das Leben mit ihm kein Zuckerschlecken war.
In der folgenden Nacht schlief er wieder unruhig. Wollte er mit Sarah wirklich leben? Was konnte sie überhaupt ertragen? Hatte das Loch recht, dass sie Gift für ihn war?
*
Sarah fröstelte es am nächsten Morgen. Dafür kam Dane frohgelaunt die Treppe hinunter. Er sah kurz zu Mrs. Buit. Sie war beschäftigt und hatte keinen Anruf für ihn. Das war auch gut so.
Er hatte sich in dieser Nacht genau überlegt, was er Sarah erzählen konnte und was nicht. Er organisierte in der Küche einen Picknickkorb und begleitete sie zum Wagen.
„Wohin geht's? Was hast du vor?“, fragte Sarah. Dane lächelte sie nur an.
Es trieb ihn in die Einsamkeit, die er brauchte, um das zu regeln, was für ihn einmal von größter Bedeutung werden sollte. Er fand ein entlegenes Waldstück und stellte seinen Wagen unter eine alte Eiche. Dann öffnete er ihr wohlerzogen die Beifahrertür.
„Was hast du vor?“ Sarah war ungeduldig wie ein Kind. Sie genoss seinen Einfallsreichtum jeden Tag aufs Neue und hoffte so inständig, dass er anders sein würde, als ihr erster Ehemann. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart wie eine Blume, die ihre Blüten entfaltete.
„Sarah?“, fragte Dane leise. Sie sah ihn an und dachte, nein, lass es nicht vorbei sein. Und er sagte zu ihr: „Ich glaube, es ist an der Zeit, dir zu erzählen, was alles passiert ist. Damit du verstehst warum ich so bin.“
Mit diesen Worten war ihr klar, dass sich nun vieles verändern würde. Aber auch, wie ernst er es meinte.
Dane erzählte von seiner schlimmen Kindheit, seiner anstrengenden Jugend, der Krankheit seiner Mutter und seinem erfolgreichen Lokal mit Johnathan. Ende. Es klang wie die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionären, schockierend, hinreissend und beeindruckend. Er erzählte nichts von seinem Kontakt zu seinem Vater in Glendale und nichts von seinen dunklen Gefühlen. Und schon gar nicht von
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