Die Scheune (German Edition)
seinem grausamen Spiel, in dem er seinen Vater zu einem dreifachen Mörder gemacht hatte. Alles in allem war es eine eindrucksvolle Schilderung, die volles Mitgefühl verlangte. Sarah hörte ihm geduldig zu, ohne ihn zu unterbrechen.
Und dann kam die Frage von Dane: „Was hältst du von der Idee, mit mir mein Elternhaus in Kansas anzuschauen?“
Sie war sofort irritiert, denn sie hatte gerade erst erfahren, dass er eine Farm in Kansas besaß. Jetzt erschien ihr alles zu schnell, und sie wandte sich von ihm ab. Alles war zu schnell.
Das war eine gewaltige Entscheidung, die er von ihr forderte. Es machte ihr Angst, dass er etwas verändern wollte, ihr Leben verändern wollte. Ihre Beziehung hatte doch gerade erst begonnen, und er ging schon den nächsten Schritt.
Er schwieg, als sich Sarah von ihm abwandte. War es richtig gewesen, sie jetzt schon zu fragen? Aber diese Farm reizte seine Gefühle, seit Sarah ihn auf den Gedanken gebracht hatte.
„Ich kann das nicht, Dane. Es ist zu schnell“, sagte sie schließlich.
Er war außer sich. „Sarah! Ich will die Farm nur mit dir anschauen ! Ich will sie nicht gleich beziehen ! Nur anschauen! “
Lüge! Lüge!, schrie das Loch.
Dane hörte es seit Wochen zum ersten Mal wieder.
Sarah wurde unsicher. Das hatte nicht nach Anschauen geklungen. Es hatte endgültiger geklungen. Oder hatte sie es falsch verstanden? War sie zu ängstlich geworden?
„Nur anschauen?“, fragte sie vorsichtig. Er nickte. „Nur anschauen. Nichts weiter.“
Dann nickte sie. Sie fiel ihm überwältigt um den Hals, so dass beide nach hinten in das weiche Gras fielen. Damit wusste er, dass er gewonnen hatte und lachte zufrieden.
1993. Glendale / Kalifornien.
Als Dane wieder heimkehrte, bemerkte Johnathan sofort, dass etwas nicht stimmte. Dane sah glücklich und bedrückt zugleich aus. Dann wurde er reserviert und still. Fing das Spiel schon wieder an?
„Jim hat vorige Woche seine Stelle im Medical Center gekündigt“, sagte Johnathan, als er im Türrahmen von Danes Apartment stand.
Ich hatte mich entschieden, in vier Wochen nach Santa Ana zu ziehen, um dort eine neue Stelle in einem kleineren Krankenhaus anzutreten. Ich hatte inzwischen eine Frau Namens Linda kennengelernt und wollte mehr Zeit für sie haben. Wie sollte ich Zeit für sie finden, wenn ich in einem Krankenhaus wohnte?
Dane zeigte sich nicht sichtlich berührt von meiner Entscheidung. Schließlich hatte er auch eine getroffen, die unsere Trennung veranlassen sollte. Nur Johnathan war standhaft geblieben. Er war der Leidtragende von uns allen.
Mit kleinen Bemerkungen ließ Dane seine Pläne langsam durchschauen. Doch Johnathan verstand schnell und machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Er musste daran denken, dass Dane vor fünfzehn Jahren mit der gleichen Entschlossenheit dieses Lokal mit ihm aufgebaut hatte.
Es waren gute Jahre mit Dane gewesen, mitunter die besten seines Lebens. Er hatte gewusst, dass es eines Tages auseinanderbrechen würde. Jetzt war der Tag gekommen, und er versuchte, es mit Fassung zu tragen. Er konnte Dane nichts verdenken, nach allem, was ihm passiert war. Aber musste es unbedingt sein Elternhaus sein? Musste es Kansas sein? War es nicht die Hölle, aus der er damals geflohen war?
Sie gingen auf die Suche nach einem neuen Partner für Johnathan. Es dauerte nicht lange, nicht einmal eine Woche, bis sie auf einen Interessenten stießen. Einige Straßen weiter löste sich ein mexikanisches Lokal auf. Der Besitzer, ein lustiger, etwas kleiner Mexikaner Namens Pedro Sachez, sprach sich für eine Übernahme aus. Er verkehrte öfters als Gast im Running Horse und kannte es. Er war Johnathan auch nicht fremd und nahm damit etwas von dessen Beklemmung.
Pedro Sachez war siebenundvierzig Jahre alt, intelligent und pfiffig. Johnathan mochte ihn vom ersten Gespräch an. Seine Bedenken wurden weniger, bis er schließlich Freude an dem Gedanken fand, mit Pedro zusammenzuarbeiten. Er ersetzte sicherlich nicht Dane, aber immerhin einen gewaltigen Teil seines Humors. So erlangte das Lokal wenigstens das Temperament wieder, was es einst ausstrahlte.
Dane arbeitete ihn sorgfältig in seinen Arbeitsbereich ein. Zu Johnathans Freude hatte sein kleiner Mexikaner ein überaus geschicktes Händchen dafür, und seine Vorliebe für Tequilla war auch willkommen. Verschiedene mexikanische Gerichte hielten willkommenen Einzug bei den Gästen, und es dauerte nicht lange, bis sich Dane auf die Abreise
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