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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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es Ihnen?“
    Dane wollte auf den falschen Namen hinweisen, unterließ es jedoch. Er hatte keine Lust, die alten Geschichten aufzurollen.
    „Es geht so“, sagte er leise. „Ich wollte eigentlich Sarah besuchen.“ Er schaute sie an. „Gibt's hier in der Umgebung eine Möglichkeit zur Übernachtung?“
    Sarah freute sich. Er wollte länger bleiben.
    „Ach was, Sie sind mein Gast“, sagte Roosevelt kurzentschlossen. „Sie können hier ein Zimmer haben, wenn es Ihnen recht ist.“
    „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, aber ich werde es mir überlegen. Ich sage Ihnen nachher Bescheid.“
    Roosevelt nickte freundlich und sah Sarahs flehenden Blick. Sie wollte alleine mit Dane sein. Er war schließlich kein Patient mehr.
     
    Wo er in den letzten Wochen doch so wortkarg war, sprudelten die Worte plötzlich nur so aus ihm heraus. Er erzählte von seinen Problemen, die er in Glendale nicht mehr bewältigen konnte. Alles hatte sich seit dem Klinikaufenthalt verändert. Sarah erzählte von den neuen Patienten und dem neuen Pfleger, der Rhyan bei Weitem nicht das Wasser reichen konnte.
    „Wie geht es ihm eigentlich?“, fragte sie.
    „Als ich ihn das letzte Mal sah, hatte er furchtbar abgenommen. Ich habe ihn zum Vorsprechen bei Richter Slinger getroffen, der seinen Prozess führen soll. Es war schon komisch ihn wiederzutreffen.“
    Sarah nickte verständnisvoll.
    Bei Einbruch der Dunkelheit entschloss sich Dane, das Angebot von Dr. Roosevelt anzunehmen und in der Klinik zu bleiben.
    Es war merkwürdig, als er das Zimmer betrat, was seinem ersten Zimmer sehr ähnlich war.
    Als er mit offenen Augen im Bett lag, fragte er sich zum ersten Mal, was Sarah eigentlich in diese Klinik getrieben hatte. Und warum war sie immer noch hier?
     
    *
     
    „Wir haben uns nie über den Vorfall mit Deinem Vater hier unterhalten, Dane“, sagte Sarah am nächsten Morgen.
    Nein, hatten sie nicht.
    „Lass es ruhen“, wehrte Dane ab. „Ich bin nicht so, wie du denkst.“
    Sie spürte sofort seine Ablehnung. Also fragte sie behutsam: „Was denke ich denn?“
    „Dass ich gewalttätig bin.“
    „Bist du das nicht?“
    „Sarah, es war eine Situation, die sehr schwer zu verstehen ist.“
    „Dann erklär' sie mir.“
    „Das ist eine zu lange Geschichte.“
    „Du warst nicht nur gewaltsam, du warst grausam.“
    Dane spürte Unbehagen aufkommen. Für solche Gespräche war er nicht gekommen. So sagte er: „Ich hatte nichts mehr unter Kontrolle. Du kennst nicht die Zusammenhänge. Ich kann es nicht so einfach erklären. Da ist etwas zwischen meinem Vater und mir vorgefallen, was diese Auseinandersetzung unumgänglich machte.“
    Sie sah ihn an. Er fühlte sich aufgefordert weiterzusprechen: „Wenn ich mich nicht gewehrt hätte, hätte er mich umgebracht.“
    „Auseinandersetzung nennst du das? Du hast dich nicht gewehrt, du hast angegriffen.“
    „Er hat auf mich geschossen! Sollte ich ihm noch einen Schuss schenken?!“
    Sie spürte seine aufkommenden Aggressionen. Er fühlte sich aufgebracht und redete weiter: „Es war mehr als eine Auseinandersetzung! Es war ...“ Er nahm plötzlich ihre eingeschüchterte Haltung wahr und holte sich wieder zurück. „Ich kann es nicht mehr rückgängig machen.“
    Sarah senkte den Kopf. „Nein, das kannst du nicht.“
    Dane sah sie erwartungsvoll an. „Aber wir können jetzt und hier neu anfangen.“
    „Man kann nicht mit allem neu anfangen. Sicherlich mit so einigem. Aber manches ist so tief drin, dass es immer wiederkommen wird.“
    „Mein Vater wird nicht wiederkommen.“
    „Nein, dein Vater nicht.“
    „Sarah, bitte. Ich bin nicht zu dir gekommen, um dich mit meinen Problemen zu konfrontieren. Die sind jetzt vorbei.“
    Sarah war unnachgiebig. Sie war ein gebranntes Kind. „Nichts ist für immer vorbei. Alles wird wiederkommen.“
    „Mein Vater nicht, versteh doch!“
    „Ja, Dane, ich versteh, dein Vater nicht.“
    Dane spürte wieder Zorn in sich aufsteigen. So hatte er sich die Zeit mit Sarah nicht vorgestellt. So hatte er sich Sarah überhaupt nicht vorgestellt. Seine Stimme wurde wieder lauter: „Was willst du von mir hören?“
    Sie sah ihn an und blieb ruhig.
    „Was kann ich tun?“, flehte er.
    Es lag nicht in ihrer Absicht, sich wieder einem gewalttätigen Mann anzuvertrauen. Um das zu lernen, war sie hier in dieser Klinik.
    Er ging auf Distanz und sagte plötzlich: „Darf ich dich wenigstens wieder anrufen?“
    Jetzt war sie verwirrt. „Du willst wieder

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