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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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aufsteigen.
    „Quatsch!“
    „Ich weiß, bei dir ist alles Quatsch, was die anderen sagen.“
    Jetzt nahm Dane eine aggressive Haltung an.
    Ich ließ die Situation kurz wirken. Wir waren beide an einem Punkt angekommen, an dem wir uns fragten, ob wir noch Freunde waren. Vielleicht war unsere Aggression gut. Ich überlegte, was ich eigentlich wollte. Plötzlich hörte ich mich sagen: „Ich würde gerne woanders neu anfangen. Erst mal ein langer Urlaub und dann alles ganz neu.“
    Dane zuckte ratlos die Schultern. Seine Haltung entspannte sich wieder. Dann sagte er überraschend: „Ich würde Sarah gerne wiedersehen.“
    Ich schaute hoch. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, der Kontakt hätte sich längst erledigt, weil Dane kein Wort mehr über sie verloren hatte. In mir hellte sich etwas auf. Das war doch schon mal was. Es freute mich, dass Dane dieser Freundschaft eine Chance gab. Sie wären ein gutes Paar. Sarah bot sich geradezu ideal an, ihn zu führen. Sie war ruhig und geduldig. Sie würde ihm den Weg in ein neues Leben zeigen. Da war ich mir ganz sicher.
    „Warum fährst du nicht hin?“, fragte ich sofort.
    „Wegen Johnathan“, sagte er und trank ein weiteres Glas Gin. „Ich kann ihm nicht schon wieder alleine das Lokal überlassen. Nein, das kann ich nicht tun.“
    Dachte er dabei wirklich an Johnathan oder an den finanziellen Verlust, den das Lokal erlitten hatte?
    Ich nickte. Sie hatten sich beide in einem Dilemma von Pflichten festgefahren. So ist das eben manchmal im wahren Leben.
    Dane trank ein weiteres Glas. Die Flasche leerte sich.
    „Hör zu, Dane. Johnathan hatte das Lokal damals, als du im Krankenhaus warst, nur eine Woche geschlossen. Es würde doch funktionieren, richtige Betriebsferien anzukündigen. Für zwei oder drei Wochen. Dann setzt die Arbeit komplett aus, und Du könntest Sarah besuchen. Rede doch mal mit Johnathan. Und dann seht ihr weiter.“
    Dane schwieg und dachte nach. Er wirkte selbstverloren und übernachtete bei mir auf dem Sofa. Er fuhr mit der Corvette nicht alkoholisiert.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen sprach er Johnathan ohne Umschweife am Frühstückstisch an. Johnathan war entsetzt. Es machte ihm schon genug Angst, Dane in den letzten Wochen so anders zu erleben. Doch das, was er jetzt forderte, war nicht nur anderes, es war neu. Und undenkbar! Was sollte er mit Ferien? Er lehnte den Vorschlag rigoros ab, doch nachdem Dane sich bemühte, ihm die Hintergründe zu schildern, fand sein Vorschlag schließlich Gehör, und sie beschlossen, die Ankündigung heute noch an der Eingangstüre auszuhängen. Das Lokal sollte für zwei Wochen schließen.
    Johnathan musste sich in nächster Zeit an viel neues gewöhnen. Es war im Grunde egal, wann er damit anfing.
    Dafür blühte Dane auf. Er teilte Sarah am Telefon mit, sie besuchen zu kommen. Johnathan maß dem Ganzen eine gehörige Portion Misstrauen bei. Die Freude, die Dane fortan zeigte, machte ihn immer noch nicht zu dem, der er einmal war. In Johnathan braute sich ein ungutes Gefühl zusammen. Nicht so wie damals, als er Joan im Lokal sah. Diesmal war es Dane, der ihm Angst machte. Er konnte die Befürchtung nicht unterdrücken, dass die anstehende Veränderung größer werden würde, als er sich zu denken getraute.
    Er stand bedrückt am Fenster, als Dane einen Koffer in seine Corvette packte. Seine Gefühle zu ihm hatten sich merklich verändert; das alte Vertrauen war weg. Fuhr er wirklich zu Sarah?
     
    *
     
    Das Gefühl die Corvette auf dem Highway auf Höchstgeschwindigkeit zu jagen, gab Dane Gelton erstmals wieder das Gefühl von Macht über sich selbst. Er genoss die Fahrt und freute sich auf Sarah. Sie war immer noch eine Patientin der Klinik, doch ihr Aufenthalt näherte sich dem Ende.
    Die Anlage von Garden's Inn hatte an Schönheit nichts verloren. Die Blätter waren inzwischen herbstlich gefärbt, und es sah hinreißend aus. Und dann sah er sie, Sarah, und all seine Resignation der letzten Wochen verschwand. Er brachte den Wagen zum Stehen, stieß die Fahrertür auf und rannte auf sie zu. Sie fielen sich in die Arme und verschmolzen ineinander. Sie spürten die heiße Sehnsucht, die sie Wochen gefangen gehalten hatte und nun herauslassen konnten. Plötzlich hörte Dane von weitem seinen alten Namen Galloway.
    Dr. Roosevelt kam herbeigelaufen. Beide ließen voneinander ab, und Dane drückte dem Arzt reserviert die Hand.
    „Mr. Galloway! Wie schön, Sie hier zu sehen. Sie sehen gut aus! Wie geht

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