Die Scheune (German Edition)
zu spät. Nun hatte sie Dane wieder in den Bann gezogen. Sie barg Krankheit und Tod in sich, Dingen, nach denen Dane zu trachten schien.
Dabei war Dane nur auf dem Weg, Frieden mit seiner Vergangenheit zu schließen. Eben auf seine Art.
Sarah rannte heulend ins Haus.
Dane riss die riesige Scheunentür auf und warf die Reste des Tisches auf den Hof hinaus. Es war wie am ersten Tag auf dieser Farm. Er kehrte wieder in die Scheune zurück und ließ seinem Zerstörungswahn freien Lauf. Alles, was er am ersten Tag nicht hinausgeschafft hatte, würde er jetzt hinausschaffen. Er trat das Tor zum Schweinestall ein, hinter dem er einmal so erbärmlich verharren musste, hievte das zersplitterte Holz aus den Scharnieren heraus und warf es dem Tisch hinterher. Mit der Axt schlug er alles kurz und klein, was die Scheune nicht zum Einsturz bringen würde. Er raffte und wühlte das zerschlagene Holz auf dem Hof zusammen und versuchte es zu entzünden. Drei Versuche brauchte er, bis es zündete. Kurze Zeit später erleuchtete wieder ein gigantisches Feuer die Farm. Dane setzte sich schniefend dazu, geblendet von der Helligkeit der Flammen. Die starke Hitze brannte auf seiner Haut und versenkte die Haare an seinen Armen. Sein Gesicht war von Tränen schwarz verschmiert, die Haare klebten wirr um seinen Kopf. Die Hände schmerzten. Immer noch rann das Blut aus der Wunde an seiner rechten Hand und mischte sich mit dem Blut vieler anderer, kleineren Wunden.
Als das Feuer erlosch war es bereits tief in der Nacht. Vor ihm kräuselte sich die Asche, die sich durch den Wind in alle Richtungen verwehte. Ein Gefühl des Sieges stieg in ihm auf. Er hatte den ersten Kampf gegen diese Scheune gewonnen. Seine Kraft war für heute verbraucht.
Leise schlich er sich ins Haus unter die Dusche.
Sarah hatte dem Feuer vom Küchenfenster aus zugeschaut. Sie hatte seine Schreie gehört und seinen Schweiß auf den Boden des Hofes tropfen sehen. Seine Kraft war gigantisch. Sie musste sich die Ohren zuhalten, um dies alles zu ertragen und hatte gegen ihre Angst gekämpft. Sie war nach oben gerannt und hatte seinen Brief, den er einst so liebevoll an sie gerichtet hat, herausgesucht und gelesen. Gegen sie richtet sich meine Aggression und Wut, nicht gegen dich. Die Scheune, diese verfluchte Scheune hatte er gemeint.
Die Heddons riefen an, ob alles in Ordnung sei. Sie hatten Feuer gesehen. Sarah beruhigte sie. Dane würde nur Holzreste verbrennen.
Nichts war in Ordnung.
Sie hörte irgendwann in der Nacht die Dusche und fand ihn schließlich tief schlafend im Bett. Seine rechte Hand war in Toilettenpapier eingewickelt.
*
Dane Gelton wollte oder konnte sich an diesen Vorfall nicht mehr erinnern. Sarah war zum ersten Mal nach langer Zeit wieder verzweifelt. Was für ein Schauspiel war da gestern in der Scheune passiert?
Er braucht unbedingt Hilfe, dachte sie und sah seine tiefe Wunde an der Hand. Seine Anfälle waren wieder da. Sie wurden schlimmer. Widerstandslos ließ er sich von ihr verarzten und hüllte sich in Schweigen. Ihre Fragen blieben nur vergebliche Versuche, ihm helfen zu wollen. Er wollte weder Hilfe annehmen noch über über den Zwischenfall in der Scheune reden. Er wollte es auf seine Art erledigen.
Der Kaffee und das Frühstück taten ihm jedoch gut.
Wie geht es dir?, fragte das Loch.
Gut, antwortet Dane kurz angebunden.
Ist es nicht wunderbar, dass wir wieder zusammen sind?
Dane schwieg. Er dachte an Sarah.
„Wir sollten die Scheune abreißen lassen“, schlug Sarah vor und sah Dane erwartungsvoll an.
Er sah auf, erschrocken, als hätte sie ihm eine Todesnachricht überbracht.
„Du solltest nicht mehr hineingehen“, flehte Sarah weiter.
Hilfe!, schrie das Loch. Das darfst du nicht zulassen!
Dane sah zum Fenster hinaus, als hätte er ihre Worte nicht gehört.
„Ich habe doch nur weiter aufgeräumt“, sagte er tonlos. Das hatte er, in der Tat. „Sie muss doch aufgeräumt werden. Wir werden sie brauchen, für den Wagen, Holz und Gemüse und ...“
„Wir werden eine neue Scheune bauen lassen. Eine schöne, kleinere, die besser zu uns passt. Dieses alte Ding ...“
Sie will uns trennen!, schrie das Loch verzweifelt.
Dane erhob sich. Sein Kopf schmerzte. Er hatte heute viel zu tun. Er hatte Mr. Heddon versprochen, bei der Renovierung eines seiner Zimmer zu helfen. Und außerdem würde Mrs. Heddon gleich zu Sarah kommen, um mit ihr neue Gardinen für das Zimmer zu nähen. Es wurde
Weitere Kostenlose Bücher