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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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meinen Freunden aus dieser Sackgasse in die Freiheit helfen.
    Sie seufzte auf. Ja, sie wusste, was sie zu tun hatte.
    Inständig hoffend, dass diese Karawane nicht die Letzte war, die vor dem Winter durch dieses Tal zog, stellte sie ihre Bündel auf dem Kalksteinboden ab und sagte leise: »Lasst mich euch helfen.«
    Sie nahm auf einer weichen Ziegenhaut Platz, überkreuzte die Beine, schloss die Augen, umklammerte die Kammmuschel mit beiden Händen und fing im Flüsterton zu beten an. Veeda und Iskander hatten ihr schon oft dabei zugesehen, wussten auch, dass Ulrika durch diese Meditation wunderbarerweise die Kristallenen Teiche erblickt hatte. Dennoch fragten sie sich, warum sie sich gerade jetzt, da sie doch unbedingt mit der Karawane hatte mitziehen wollen, diesem Ritual hingab.
    Schweigend warteten sie ab.
    Durch die Kammmuschel verankert und mit der glühenden Flamme, die ihr Inneres erfüllte, löste sich Ulrika von Angst, Ungeduld, Beklemmung und sogar von der Enttäuschung, nicht mit der Karawane aufgebrochen zu sein, bis ihre Seele frei war und Gaia vor ihr erschien. »Das war wohlgetan, Tochter, und mit deiner Entscheidung hast du die letzte Prüfung bestanden. Es wird keine weitere Karawane mehr vorbeikommen, auf den Gebirgspässen ist der Winter eingezogen. Dein Akt der Selbstaufopferung hat uns bewiesen, dass du der Gabe würdig bist. Und jetzt wirst du belohnt, denn wir wissen um die Fragen, die dein Herz erfüllen.
Schau hin!
«
    Alles um sie herum war plötzlich strahlend hell, Ulrika sah rosa Wolken, die in Flammen standen, goldene, Funken sprühende Explosionen, sanftes, blau leuchtendes Glühen. Wie muntere Schmetterlinge schwirrten diese verschiedenen Lichter um sie herum, zogen sie mit hinein in einen Rausch der Hoffnung und Freude, glitzernd, wie winzige Wassertröpfchen von einem Springbrunnen an einem heißen Sommertag. Immer mehr kamen hinzu, wirbelnd, emporsteigend, blass gelblich und rötlich schimmernd, erfüllten die Luft mit ihrem melodiösen Klang. Wesen aus kühlen Gold- und warmen Silbertönen. Die Farben des Regenbogens! Leuchtende Wunder!
    Ulrika stieß einen Schrei aus, als sie spürte, wie sich zarte gefiederte Flügel um sie legten, und mit der Berührung kamen ein solcher Friede, eine derartige Gelassenheit über sie, dass sie vor Freude weinte.
    Ich bin hagia. Ich bin sanctus
, raunten die gefiederten Flügel. Wir sind ewig, wir sind rein. Und wir sind immer bei dir, wachen über dich, beschützen dich …
    Und dann spürte Ulrika …
    Sie hielt den Atem an.
    Da war Etwas jenseits der Engel und der wohlwollenden Wesen. Ulrika versuchte es zu erreichen, zu verstehen. Aber sie konnte nicht. Unendliche Liebe durchströmte sie, intensive Wellen von Bestätigung und Mitgefühl.
    Und dann schwand alles, und sie wusste, dass sie dies nie wieder erleben würde.
    Als sie die Augen öffnete, blickte sie in zwei bleiche Gesichter, die sie besorgt anschauten. Sie merkte, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen, und brauchte einen Moment, um wieder durchatmen zu können.
    »Ich habe eine Botschaft für euch beide«, sagte sie, als sie sich wieder gefangen hatte. »Eine Botschaft, die euch den Weg frei macht.«
    Veeda und Iskander sahen sich verdutzt an. »Es war mir vergönnt«, fuhr Ulrika fort, »einen Blick in eine wundersame Welt zu tun, wie wir sie uns nur in unserer Phantasie ausmalen können. Veeda«, sie sah das Mädchen an, »ein Wesen namens Parvaneh hat zu mir gesprochen.«
    Veeda schnappte nach Luft und malte ein beschützendes Zeichen in die Luft. »Das ist ein Engel, ein sehr bedeutender Engel! Aber es ist verboten, den Namen von Engeln auszusprechen!«
    »Dieser Engel sprach zu mir und sagte, Teyla pflückt Blumen in den Marmorhallen von Kasha. Weißt du, was das zu bedeuten hat?«
    Veedas Augen wurden kugelrund. Sie presste die Hände an die Brust und sah Ulrika ungläubig an. »Teyla ist meine Mutter! Wie hast du das erfahren? Woher kennst du den Namen Parvaneh? Und Kasha! Nur mein Volk weiß von Kasha!«
    Ulrika wandte sich Iskander zu. In seinen traurigen Augen stand eine unausgesprochene Frage.
    Ulrika lächelte vorsichtig. »Die Wesen, die an diesem heiligen Ort wohnen, haben mir vieles gezeigt. Ich weiß jetzt, dass wir nicht sterben, dass das Leben ewig ist und der Tod nur eine Veränderung …«
    »Nein!«, schrie er und sprang auf. »Ich will es nicht hören! Asmahan lebt. Ich habe sie fünf Jahre lang gesucht, und wenn es sein muss, suche ich sie bis zum

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