Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Wirkung ihrer konzentrierten Meditation sein.
    Als sie sich anschickte, durch den steinernen Torbogen zurückzugehen, sah sie dort Zeroun stehen. Er lächelte, und da ging ihr ein Licht auf. »Der Magus, das bist du«, sagte sie.
    »Ja, der bin ich. Ich kam vor vielen Jahren hierher, war damals ein Teppichhändler. Wir waren unterwegs zum Tal des Indus, als meine Karawane hier Rast einlegte. Unerwartet früh fing es an zu schneien, weshalb wir – meine Familie und ich – hier überwinterten. Eines Tages wanderte ich in diesen Ruinen herum, als ich auf einen alten Geist traf, der mir sagte, ich sei für eine besondere Aufgabe hierhergeführt worden. Seither erteile ich allen, die auf der Suche nach Wahrheit sind, gute Ratschläge.«
    »Warum hast du uns gesagt, der Magus sei ein Mythos?«
    »Weil ich nicht verlorene Löffel wiederfinde oder die Zukunft deute. Ich musste mich vergewissern, dass du eine wahrhaft spirituelle Sucherin bist.«
    Sie lächelte. »Warum hast du mir nicht einfach gesagt, was ich tun soll? Warum hast du deine Weisungen als Zwiegespräch mit einem Fremden verschleiert?«
    »Weil die Wahrheit in jedem von uns liegt und man den Schlüssel nur in sich selbst findet; sie kann einem nicht mitgeteilt werden. Ich bin lediglich ein Wegweiser. Es liegt an dir, den richtigen Weg einzuschlagen.«
    »Darf ich dann wenigstens fragen, wo ich die Verehrungswürdigen finde?«
    »Finden kannst nur du sie, Ulrika, denn sie sind Teil deines eigenen Schicksals.«

28
    Die Karawane blieb nur wenige Tage; da sich ein früher Winter ankündigte, war dem Großkaufmann an einem raschen Aufbruch gelegen. Ulrika war es gelungen, sich einen Platz für die Reise in den Süden zu sichern. Sie wollte so schnell wie möglich zurück nach Babylon, um sich auf die Suche nach den Verehrungswürdigen zu machen.
    Und sie wollte da sein, wenn Sebastianus wiederkam.
    Während sie im Reiseumhang und mit geschulterten Bündeln ihre Unterkunft in den Ruinen verließ, musste sie feststellen, dass sich die Karawane bereits in Bewegung gesetzt hatte. Noch konnte man sie in Richtung Süden entlang der Straße ziehen sehen, die über tückische Gebirgspässe führte, ehe sie die friedliche Küstenregion erreichte. Um sich ihr noch anzuschließen, war Eile geboten.
    Als sie jedoch Veeda und Iskander wie zwei Verlorene am Feuer hocken sah, blieb sie stehen.
    Die beiden Freunde saßen unausweichlich an diesem Ort fest: Iskander, der sich an althergebrachte Traditionen von Rivalität und Rache klammerte, Veeda als Gefangene ihrer Liebe. Sie sind wie ich, durchzuckte es Ulrika. Sie wissen nicht, wohin sie gehören.
    Sie schaute auf die beiden, die über viele Wochen hinweg eng mit ihr verbunden gewesen waren. Eigentlich, überlegte sie, wäre es besser, wenn auch sie diesen Ort verließen. Nur hatte Ulrika keine Ahnung, wie sie sie davon überzeugen konnte. Iskander war derart besessen von der Idee, an den Feinden seines Stammes Rache zu üben, dass er für nichts anderes zugänglich war. Und Veeda, die keine Familie hatte, nichts, wohin sie gehen konnte, war dazu verdammt, bei ihm zu bleiben. Sie werden wohl für immer hier bleiben, dachte Ulrika. Irgendwann zu Stein erstarren wie diese als Reliefs abgebildeten Männer an den steinernen Mauern dieser toten Stadt.
    »Ich muss jetzt aufbrechen«, sagte sie und griff nach ihrem Medizinkasten. Ihr Lager hatte sich inzwischen in ein veritables Zuhause verwandelt, mit notdürftig zusammengefügten Holzwänden, der Fußboden ausgelegt mit Fellen und Häuten, und alles ausreichend gegen schlechtes Wetter abgedichtet. In diesem kleinen Lager hatte Ulrika geschlafen und gegessen und gelacht und geweint. Niemals würde sie diese Zeit vergessen.
    »Bitte verlass uns nicht«, sagte Veeda. Wie schön sie aussah! Bald schon würde sie nicht länger der übermütige Wildfang sein, sondern eine liebreizende junge Frau.
    Ulrika sah der entschwindenden Karawane nach. »Kommt doch mit, alle beide. Wir verlassen gemeinsam dieses Tal und suchen einen neuen Weg. Aber wir müssen uns beeilen.«
    Veeda fing an zu weinen, Iskander sträubte sich gegen dieses Ansinnen. »Was du verlangst, ist unmöglich, Ulrika. Ich bin meiner Familie gegenüber verpflichtet, ein für alle Mal Rache an meinen Feinden zu üben. Und ich habe die Verpflichtung, Veeda zu beschützen, denn durch mein Zutun ist ihr Stamm ausgelöscht worden.«
    Ulrika nagte an ihrer Lippe herum. Noch konnte sie die Karawane einholen …
    Aber ich muss

Weitere Kostenlose Bücher