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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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bevor.«
    Bronzefarbene Brauen wölbten sich. »Groß? Was heißt das? In der Deutung gestern Abend zeichnete sich nichts dergleichen ab.«
    »Veränderungen sind eingetreten.« Timonides mied den Blick seines Gegenübers.
    »Veränderungen?« Sebastianus überlegte. »Die Soldaten«, sagte er und wandte den Blick in Richtung Ulrikas Zelt. Durch die Leinwand konnte er ihre Umrisse ausmachen, sie hin und her laufen sehen. Ein absonderlicher Gedanke zuckte in ihm auf.
    Die Soldaten …
    Es musste mit den Soldaten und dem Mädchen namens Ulrika zu tun haben. »Ich muss mein Volk warnen«, hatte sie gesagt.
    Was hatte sie damit gemeint? Warnen wovor? Er hatte angenommen, sie fahre nach Hause. Mehr hatte sie ihm ja auch nicht erzählt.
    Andererseits … in den vergangenen Wochen mal hier ein Wort, mal da eine Bemerkung. »Das Land meines Volkes erstreckt sich um ein verborgenes heiliges Tal, das halbmondförmig von zwei kleinen Flüssen umgeben ist. Im Herzen dieses Tals befindet sich ein Heiliger Eichenhain, in dem die Göttin Freia rotgoldene Tränen vergossen haben soll.« Und ein anderes Mal stolz: »Mein Stamm setzt sich aus Kriegern zusammen.«
    Wenn sich Sebastianus jetzt ins Gedächtnis rief, wie sie auf die Nachricht, Befehlshaber Vatinius sei in Colonia, reagiert hatte, warf das die Frage auf, ob es etwa
ihr
Volk war, das für die jüngsten Aufstände verantwortlich zeichnete. Waren
das
die Rebellen, die Vatinius ein für alle Mal unterwerfen sollte?
    Und diese Aufständischen – hielten sie sich im Augenblick in dem verborgenen Tal auf, von dem Ulrika gesprochen hatte?
    Sebastianus erhob sich. Mit wohlbedachten Worten wandte er sich an Timonides. »Alter Freund«, sagte er, »dieses große Ereignis, das mir, wie du sagst, bevorsteht – könnte es sein, dass ich jemandem von hoher Bedeutung begegnen werde?«
    Timonides zögerte. Wovon im Namen des Großen Zeus redete sein Meister da? Der alte Grieche hatte keine Ahnung, aber weil urplötzlich in den Augen seines Gegenübers Hoffnung, ja sogar freudige Erregung aufblitzte, beeilte er sich zu sagen: »Gewiss doch, so ist es«, und nachdrücklich zu nicken, auch wenn er sich für die Lüge und den Frevel schämte. Aber er hatte keine Wahl. Wenn die Götter ihn jetzt auf der Stelle tot niederstreckten, könnte er ihnen das nicht einmal verübeln. »Du wirst jemand ungemein Bedeutendem begegnen, der dein Leben verändern wird.«
    Sebastianus spürte, wie es ihn vor Erregung heiß überlief. Das konnte nur Gaius Vatinius sein, Befehlshaber von sechs Legionen! Wer sonst war in dieser Region bedeutender? Und ich habe Nachrichten für ihn, die nicht mit Gold aufzuwiegen sind. Ich kenne den Standort der barbarischen Aufständischen!
    Mit dieser Information wäre für General Vatinius der Sieg sichergestellt. Und Kaiser Claudius würde dem, der dies ermöglicht hatte, eine hübsche Belohnung zuteil werden lassen: das Kaiserliche Diplom für China.
    Ich werde sofort nach Norden reiten und dem General von einem verborgenen Tal berichten, das von zwei halbmondförmigen Flüssen umgeben ist …
     
    Rasch band sich Ulrika das Haar zusammen und griff nach ihrem Reisegepäck. Nein, bis Colonia wollte sie nicht warten. Sie musste sofort aufbrechen. Vatinius befand sich bereits hier, in dieser Gegend, und sie wusste von der Falle, in die er ihr Volk zu locken gedachte.
    Sie wählte für die Reise ein praktisches Gewand aus schlichter Baumwolle und eine darauf abgestimmte Palla. Während sie sich ankleidete, dachte sie an die unzähligen kleinen Boote, die sie ebenfalls auf dem Rhein gesehen hatte, an die hier ansässigen Kaufleute, die mit ihren Waren unter den Augen der römischen Galeeren den Fluss hinauf und hinunter pendelten. Da Ulrika ihre Sprache beherrschte und genügend Geld bei sich hatte, würde sie bestimmt einen von ihnen überreden können, sie zum gegenüberliegenden Ufer überzusetzen.
    Eigentlich sollte sie Sebastianus Gallus informieren, bevor sie heute in aller Frühe der Karawane den Rücken kehrte, überlegte sie, während sie Brot und Käse in Tücher wickelte. Nur lief sie dann Gefahr, dass er ihr die Erlaubnis verweigerte oder gar einem Bewacher den Auftrag erteilte, dafür zu sorgen, dass sie so lange unter dem Schutz von Sebastianus Gallus blieb, bis er sie, wie vereinbart, in Colonia absetzte.
    In Gedanken verabschiedete sie sich von ihm – bestimmt sah sie ihn nie wieder –, verließ ihr Zelt und lenkte ihre Schritte hinunter zum

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