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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Geschäfte gemacht. Und nun stellte ein aufdringlicher Kerl aus der Nachbarschaft ihr nach, und sie hatte niemanden, der sie beschützen konnte. Also habe ich dem Burschen einen Besuch abgestattet. Er wird sie nicht mehr belästigen.«
    Seine Worte erinnerten Ulrika an das, was Timonides ihr vor den Toren von Massilia erzählt hatte, als Sebastianus abends mit Geschenken in Richtung Stadt entschwunden war. »Mein Meister hat überall im Reich Freunde. Er kümmert sich um die, mit denen er Handel treibt. Sobald bekannt wird, dass dieser Mann oder jene Frau unter dem Schutz von Sebastianus Gallus dem Kaufmann und Händler steht, hat die betreffende Person von niemandem etwas zu befürchten.«
    Auf Ulrikas Frage, womit diese Leute Sebastianus entlohnten, hatte er gesagt: »Mit ihrer Freundschaft.«
    Als sie jetzt die fein gearbeitete Nadel in Händen hielt, war ihr, als sehe sie die Witwe, die sie ihm geschenkt hatte – eine hübsche Witwe, die nur mit Mühe die Geschäfte weiterführte –, und sie wusste, dass es stimmte, was der griechische Astrologe gesagt hatte: dass Sebastianus für seine Hilfe nichts weiter erbat als Freundschaft.
    »Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie.
    Sebastianus stocherte mit einem Ast in den Flammen herum. »Nachdem ich von meiner Gruppe getrennt worden war, begegnete mir eine alte Frau, die mir sagte, eine junge Römerin sei kürzlich hier vorbeigekommen. Sie sei allein unterwegs gewesen. Die alte Frau wies mich zu dem kleinen Fluss. Warum hast du die Karawane verlassen, anstatt zu warten, bis wir in Colonia sind?«
    »Ich wollte das Volk meines Vaters warnen.«
    Jetzt schaute Sebastianus doch auf. Seine grünen Augen reflektierten das Feuer. »Warnen? Wovor?«
    »Gaius Vatinius hatte einen Plan, der ihm einen sicheren Sieg verhieß.« Sie berichtete von dem Essen in Paulinas Villa, von der Strategie, mit der sich Vatinius gebrüstet hatte. »Aber ich bin zu spät gekommen.«
    Sebastianus, weiterhin um das Lagerfeuer bemüht, hörte aufmerksam zu. Über die Flammen hinweg sah er, wie blass Ulrika geworden war, wie sie zitterte. Was hatte sie alles ausgehalten! Sie war lange unterwegs gewesen, zu einem Vater, den sie gar nicht kannte, nur um dann zu erfahren, dass er tot war. Sie hatte ein mit Leichen übersätes Schlachtfeld gesehen und war selbst von Barbaren überfallen worden. Und dennoch klagte sie nicht.
    »Du bist sehr mutig«, sagte er.
    »Ich bin sehr leichtsinnig. Ich hätte getötet werden können. Wegen mir hättest
du
getötet werden können. Es tut mir leid.«
    »Immerhin hast du uns in dieser Höhle in Sicherheit gebracht. Woher wusstest du, dass diese Männer nicht hier eindringen würden?«
    Stumm schüttelte sie den Kopf, starrte auf ihre Hände.
    »Ich habe Proviant dabei«, sagte er und zog sein Reisebündel heran. »Du musst hungrig sein.«
    Sie gab keine Antwort, hatte ihm und dem Feuer den Rücken zugekehrt, spähte durch das Dunkel zum hinteren Teil der Höhle.
    »Was ist denn?«
    »Mir kam es vor …«, hob sie an, drehte sich dann wieder um und schüttelte den Kopf.
    Sebastianus zog grobes Brot und würzigen Käse aus seinem Beutel, schnitt mit seinem Messer Stücke davon ab und reichte sie Ulrika. Still aß sie, die Augen auf die Flammen gerichtet. Zwischendurch schweifte ihr Blick immer wieder zum Eingang der Höhle und dem Wald, der sich dahinter erstreckte. Sebastianus bemerkte den gehetzten Ausdruck in ihren weit aufgerissenen blauen Augen, so als sehe sie etwas, was gar nicht da war.
    Sie ist wieder auf dem Schlachtfeld, sagte er sich, auf der Suche nach ihrem Vater …
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte er. »Hierbleiben und nach Überlebenden der Familie deines Vaters forschen?«
    Sie zuckte zusammen, aus ihren Gedanken gerissen. »Ich weiß es noch nicht. Als ich Rom verließ, war ich überzeugt, hier Antworten zu finden. Inzwischen bin ich verunsicherter denn je.« Sie dachte an die Hüterin des Hains.
Du musst dorthin zurück, wo dein Leben begonnen hat.
»Ich weiß doch gar nicht, ob mich hier im Rheinland etwas oder jemand erwartet. Wenn ich aber nach Rom zurückkehre, werde ich wohl oder übel heiraten müssen.« Sie biss in das Brot, kaute. »Bist du verheiratet, Sebastianus Gallus?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich halte mich niemals lange genug an einem Ort auf, um ein guter Ehemann und Vater zu sein. Ich besitze zwar eine Villa in Rom, bin aber nur selten dort. Mit meinen Handelszügen bin ich oft viele Monate unterwegs. Das ist das

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