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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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der Arm blutverkrustet, ein anderer humpelte. Als sie näherkamen, bemerkte Ulrika das Flackern in ihren Augen. Wie leichtsinnig von ihr, ihren eigenen Dolch außer Reichweite in ihrem Bündel verstaut zu haben!
    Sie wich zurück. Die Fremden raunten sich untereinander etwas zu, was sie nicht verstand. Nicht zu verkennen war jedoch, was sie beabsichtigten. Mordgier glühte in den Augen dieser Männer, die eine demütigende Niederlage überlebt hatten.
    Sie wich noch weiter zurück, stand bereits auf dem abschüssigen Boden, der hinunter zu dem kleinen Fluss führte. Die Sonne war verschwunden, Dämmerlicht umgab Ulrika und die fünf Krieger, die immer näherrückten. Sie konnte bereits ihren Schweiß riechen, die Narben alter Verletzungen und frische Wunden sehen. Die langen Bärte, blond oder rötlich, das widerspenstige Haar. Mit Blut und Dreck verschmierte Gesichter.
    Jetzt sonderte sich der Letzte, ein Riese mit breiter Brust und rotem Haar, von den anderen ab und kam, den von Zahnlücken klaffenden Mund zu einem anzüglichen Grinsen verzogen, im Bogen von hinten auf das junge Mädchen zu. Ulrika riss sich ihr Bündel von der Schulter und schleuderte es ihm mit aller Kraft entgegen. Der Krieger fing es hohnlachend ab und schmiss es beiseite.
    Sie griff nach einem abgebrochenen Ast, schwang ihn gegen ihre Angreifer, aber er wurde ihr entwunden und außer Reichweite geworfen. Sie versuchte auszuweichen, aber ein dritter Mann schnitt ihr den Weg ab. Sie kreisten sie ein. Sie alle im Auge zu behalten war unmöglich.
    Der Anführer hob sein Schwert, ebenso grinsend wie seine Kumpane, aber in seinen Augen funkelte nicht länger Mordgier, sondern eine Begierde anderer Art. Und schon wurde Ulrika von hinten an den Haaren gepackt. Sie schrie auf. Starke Arme legten sich um ihre Taille. Ulrika wehrte sich mit Händen und Füßen, versuchte zu beißen. Der Anführer umfasste ihre Fußknöchel. Ulrika verwünschte ihre körperliche Unterlegenheit, wand sich nach Kräften, versuchte, mit den Beinen auszuschlagen. Niemand hatte ihr je beigebracht, sich zu wehren …
    Sie warfen sie zu Boden und hielten sie fest. Der Anführer beugte sich über sie, nestelte an ihrem Gewand. Dann ließ er sich auf ihr nieder – und schaute sie plötzlich verdutzt an. Ulrika sah sein von Narben überzogenes Gesicht, seinen Blick, der sich kurz mit ihrem kreuzte, dann brach er auf ihr zusammen, drückte ihr mit seinem Gewicht schier die Luft ab. Die anderen waren bereits beiseitegesprungen, brüllten durcheinander. Ulrika stieß den bewusstlosen Mann beiseite, richtete sich auf – und sah, wie Sebastianus Gallus in heller Tunika und blauem Umhang aus dem Wald heranstürmte, das Schwert hoch erhoben. Wie benommen schaute sie zu, als die vier Krieger auf ihn losgingen, ihre Schwerter sich mit seinem kreuzten.
    Verzweifelt raffte sie sich auf, sah sich um nach etwas, was ihr als Waffe dienen konnte. Im Rücken des toten Mannes steckte der Dolch, den Gallus beim Heranstürmen geschleudert hatte. Sie zog ihn heraus und peilte ein Ziel an, aber die Männer bewegten sich zu schnell.
    Schon prallte Metall gegen Metall, doch gleichzeitig griff Gallus nach der Schließe seines Umhangs, streifte sich ihn von den Schultern und warf ihn über die Köpfe der Angreifer. Einer von ihnen verhedderte sich in dem Stoff und stürzte rückwärts zu Boden; die drei anderen kämpften weiter, griffen von allen Seiten an, aber geschickt parierte der Spanier jede Attacke der gegnerischen Schwerter.
    Mit einem Schrei stürzte sich Ulrika jetzt auf den Rothaarigen und rammte ihm Sebastianus’ Dolch in die Schulter. Er brüllte auf und fuhr herum, aber da hatte Ulrika die Waffe bereits wieder herausgezogen, sprang zurück, um außer Reichweite zu gelangen.
    Das Klirren der Waffen dröhnte ihr in den Ohren, während sie, getrieben von Wut und Angst und Selbstvorwürfen, erneut zustach und schrie. Tränenblind vor Zorn sah sie, wie unweit von ihr Sebastianus Gallus den Barbaren Widerstand leistete, wie sein Schwertarm immer wieder ausholte, wie er seine Waffe schwang, wie seine Gegner unter seinen Hieben taumelten und zu Boden gingen.
    Obwohl sie in der Überzahl waren, bot er ihnen Paroli, setzte sie unter Druck, wich geschickt Schlägen aus, um seinerseits Treffer zu landen und einen nach dem anderen zu Boden zu schicken, so lange, bis nur noch ein Gegner stand. Als Gallus ihn jetzt mit seinem Schwert bedrohte, um ihn in die Flucht zu schlagen, rappelten sich die

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