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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Tiere, Gemüsegärten. »Kommt mit und stärkt euch! Lernt andere Wanderer kennen! Ich verfüge über gemütliche Zimmer und kann euch mit mancherlei Neuigkeiten versorgen, aber auch mit Klatsch und Tratsch! Ihr wollt doch bestimmt nicht hier verweilen. Ein gruseliger Ort, und viele meinen, er bringe Unglück!«
    »Was ist denn dies für ein Ort?«, fragte Ulrika.
    »Bei den Einheimischen gilt er als die Stadt der Geister, obwohl er einst die Residenz der Kaiser war. Alexander der Große nannte ihn Persepolis. Für wiederum andere, die vor langer Zeit hier lebten, hieß er Shalamandar.«
    Dies hier sollte Shalamandar sein? Ulrika riss die Augen auf, sie konnte es nicht fassen. Hier gab es keine Teiche, ob kristallene oder sonst wie geartete. Nur Ruinen und Staub.
    »Kannst du uns sagen«, mischte sich Iskander ein, »wo wir den Magus finden?«
    »Den Magus?« Zeroun warf den Kopf zurück und lachte dröhnend. »Hält sich diese alte Legende noch immer? Es gibt keinen Magus. Er wurde vor langer Zeit von einem Scharlatan erfunden, der Leuten, die in Not waren, Geld abknöpfte und dann verschwand.«
    Ulrika senkte erschöpft den Kopf. Hier war nichts. Keine Kristallenen Teiche. Kein Magus. Niemand, der ihr einen Schlüssel schenkte. Und der Prinz, den sie retten sollte, war ein einfacher Mann aus den Bergen, der seine Stammesangehörigen bereits verloren hatte.

25
    Ulrikas Niedergeschlagenheit wurde schon bald von positiveren Gefühlen verdrängt. Immerhin hatte sie Shalamandar gefunden, der Ort, an dem sich ihre Eltern, Wulf und Selene, geliebt hatten. Der Beginn von Ulrikas Existenz, der Punkt, von dem aus sie ihrem neuen, wahren Pfad zu folgen gedachte.
    Auf der königlichen Terrasse, wo vor Hunderten von Jahren Achämeniden-Kaiser wichtige Würdenträger ausländischer Nationen empfangen hatten, jetzt aber nur noch Schlangen und Skorpione über den Kalksteinboden huschten, schlugen die drei ihr Lager auf. Iskander ging auf die Suche nach trockenen Ästen und Buschwerk, um daraus eine Unterkunft für Ulrika und Veeda zu bauen. Dann schichtete er das Lagerfeuer auf, betete zu Ahura Mazda, pries Zarathustra und bat ihn, das Herz seines demütigen Dieners mit Güte und Licht zu erfüllen, auf dass er Kraft finde, seine Feinde ein für alle Mal zu vernichten.
    Veeda streifte in den Ruinen herum, bis die Sonne den westlichen Horizont erreichte und lange Schatten über die goldene Ebene warf. Zwischen eingestürzten Mauern und geborstenen Säulen ging sie auf Entdeckungsreise, fuhr mit den Fingerspitzen über die Abbilder längst Verstorbener. Dabei trällerte sie in einer für die beiden anderen unverständlichen Sprache vor sich hin. Sie singe zu den Engeln, die hier wohnten, sagte sie.
    »Was hast du als Nächstes vor?«, fragte Iskander.
    In seinen schwarzen Augen spiegelte sich die Glut des Feuers. Ulrika ahnte, dass Iskander gehofft hatte, der Magus könnte ihm sagen, ob jemand aus seinem Volk überlebt hatte. »Ich werde hier meditieren«, sagte sie. »Denn selbst wenn dies hier ein Ruinenfeld ist, ist es doch ein besonderer Ort, und ich glaube, hier werde ich Antworten erhalten. Morgen fange ich damit an. Um zu fasten und meinen Geist zu reinigen, bin ich jetzt zu erschöpft. Sobald ich mich ausgeruht habe und konzentrieren kann, werde ich mich zwischen diese umgefallenen Säulen und eingestürzten Mauern setzen und die Große Mutter um Erleuchtung bitten. Vielleicht«, fügte sie mit einem aufmunternden Lächeln hinzu, »erfahre ich ja auch, wo etwaige Überlebende deines Stammes abgeblieben sind.«
    »Kannst du das denn?« Leise Hoffnung keimte in ihm auf.
    »Ich habe dir doch bereits erklärt, dass ich hierher wollte, um Antwort auf ein ganz persönliches Problem zu erhalten. Mit Hilfe von Visionen, die manchmal so klar und deutlich sind, dass ich sie nicht von Erinnerungen oder Träumen unterscheiden kann.«
    Iskander nickte. »Als du dieses Horn aufhobst …« Er fasste nach dem Talisman an seinem Gürtel.
    »… habe ich ein großes Feuer auf einem Berg gesehen. Und Menschen, die um dieses Feuer tanzten. Die Visionen kommen nicht immer, aber ich übe mich in einer speziellen Disziplin, die, wie ich hoffe, mir hilft, meine Gabe zu stärken und zu festigen.« Sie zog ihren Umhang enger um sich. »Was für ein Horn ist das eigentlich? So eins habe ich noch nie gesehen.«
    Mit Stolz und Ehrfurcht berichtete Iskander von einem Tier, das man Einhorn nannte. »Einhörner lebten vor unendlich langer Zeit, sind

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