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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Bitte verzeih mir, dass ich dich in diese Situation gebracht habe. Aber es ging nicht anders.«
    »Wer sind diese Männer, die euch verfolgen?« Und tatsächlich erhielt sie diesmal eine konkrete Antwort.
    »Sie sind Feinde meines Volkes. Vor vielen Generationen entbrannte eine Fehde zwischen ihrem und unserem Stamm. Niemand weiß, wer damit anfing oder weshalb, aber das, was vorgefallen war, erforderte Rache, und natürlich musste daraufhin wiederum Vergeltung geübt werden. Rache bestimmt unser Leben. Ein endloser Kreis. Sobald wir uns an ihnen gerächt haben, suchen sie nach einem Grund, sich wieder an uns zu rächen. Seit Jahrhunderten geht das so. Es ist ein ewiger Kampf.
    Vor fünf Jahren allerdings kam es zu einem schrecklichen Zwischenfall. Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass Männer meines Stammes alles Maß verloren und eine Frau aus dem anderen Stamm vergewaltigten und töteten. Prompt erklärten sie uns den Krieg und schworen, uns vom Erdboden auszulöschen. Sie kamen in der Nacht. Wir hatten keine Chance. Ich war auf Wache in den Wäldern, gegen einen Feind, den ich nicht ausmachen konnte, und bei meiner Rückkehr fand ich mein Dorf dem Erdboden gleichgemacht vor und meine Leute abgeschlachtet. Als der andere Stamm erfuhr, dass ich noch lebte, hetzten sie mir nach. Das war vor fünf Jahren. Seither bin ich auf der Flucht.«
    »Und Veeda?«
    »Ich suchte Zuflucht in einem Dorf, dessen Bewohner ich nicht kannte. Sie waren freundlich und nahmen mich auf. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war der Überfall bereits im Gange. Meine Feinde hatten mein Versteck ausfindig gemacht. Sie fackelten die Hütten ab und metzelten die Bewohner des Dorfes nieder. Als ich das sah, gab ich auf. Ich ging hinaus und sagte: ›Hier bin ich, nehmt mich.‹ Sie ergriffen mich. Als ich dann begriff, dass sie sich nicht mit mir zufriedengaben, sondern vorhatten, das gesamte Dorf in Schutt und Asche zu legen, als Strafe dafür, mir Zuflucht gewährt zu haben, befreite ich mich und nahm den Kampf mit ihnen auf. Aber ein Einziger gegen so viele … Ich rannte in das Haus, in dem ich übernachtet hatte, und fand die Bewohner allesamt tot vor. Das heißt, inmitten der Leichen entdeckte ich Veeda. Um sie zu schützen, hatten sich ihre Eltern über sie geworfen. Ich entkam und nahm Veeda mit. Oben auf einem Hügel hielten wir an und schauten zurück auf die brennenden Hütten und die Toten. Die Stille, die alles einhüllte, sagte uns, dass jedwedes Leben in dem Dorf ausgelöscht worden war.«
    Seine dunklen Augen schienen nach innen gerichtet zu sein. Von einem rauen Seufzer begleitet, schloss er: »Ich habe meine Verfolger in jenes unschuldige Dorf gelockt. Ich bin verantwortlich für all diese Toten.«
    »Du hast nur versucht zu überleben«, sagte Ulrika leise und dachte an das grauenvolle Schlachtfeld in den Wäldern Germaniens. »Und du konntest nicht absehen, was sie vorhatten.«
    »Jetzt suche ich nach Überlebenden meines Stammes. Bestimmt sind einige entkommen und wahrscheinlich in den Osten geflohen. Deshalb interessiert mich dieser Magus, den du suchst. Vielleicht kann er mir sagen, ob von meinem Stamm noch jemand am Leben ist. Denn ehrlich gesagt ist es unerträglich für mich, dass ich, Iskander, Sohn von Scheich Farhad Aswari, der Letzte des edlen und uralten Stammes der Asghar sein soll.«
    Ulrika starrte ihn ungläubig an. War
er
der Prinz, dem zu Hilfe zu kommen ihr Auftrag war?

24
    Tagelang waren sie durch die Berge gezogen. Jetzt näherten sie sich der Stadt der Geister, die am anderen Ende des Gebirgspasses lag. Dorfbewohner und Bauern entlang des Weges hatten bestätigt, dass der Magus, dem Vernehmen nach ein ungemein weiser Mann, in jener verbotenen Stadt lebte.
    Zielstrebig schritten sie aus, bergan und immer höher in dichtes Waldgebiet, wo die Luft dünn und kalt wurde, wo freundliche wiewohl misstrauische Menschen auf ihren kleinen Besitz achteten und neugierig diese so ungleichen Wanderer beäugten: die junge Frau mit dem honigfarbenen Haar und den himmelblauen Augen, die Griechisch sprach, aber auch ein ganz passables Farsi; den wie ein Angehöriger eines Bergstamms in Tierhäute gekleideten dunkeläugigen jungen Mann, der hinsichtlich seiner beiden Begleiterinnen weder Ehemann noch Bruder zu sein schien, in sich gekehrt war und kaum sprach; schließlich das lebhafte junge Mädchen mit dem gewinnenden Lächeln, das nach Art der Menschen im Süden gekleidet war – ein bildhübsches Ding

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