Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
Gerichtssaales erreicht, die Kennedy erbrach, während Dorick über die Sicherheit wachte. Nun entfernten sich auch die Brüder Moore und Sirdey blieb allein zurück. Der eine ging nach rechts, der andere nach links, nach wenigen Schritten blieben sie stehen. Von ihrem neuen Standort aus konnte der eine die Hauptfassade und den Platz vor dem Regierungsgebäude übersehen, der andere die Südseite, die Mauer, die das Gefängnis umgab, und die Straße, die diese von den übrigen Häusern trennte. Kennedy war gut bewacht. Bei dem leisesten Zeichen von Gefahr würde er gewarnt werden und konnte entfliehen.
Aber es ereignete sich nichts Verdächtiges. Der frühere Matrose konnte ganz unbesorgt arbeiten. Und sie war nicht schwer, diese Arbeit, denn das Schloß an der Türe des Gerichtssaales war nicht sehr fest.
Jetzt schlich Kennedy hinein, während Dorick an der Türe Wache hielt.
Man konnte in dem Saal absolut nichts unterscheiden. Kennedy rieb ein Zündhölzchen und zündete damit eine Kerze an. Er wußte, wohin er seine Schritte zu lenken hatte, Dorick hatte ihm seine Lektion sorgfältig eingeprägt.
Von den drei Wänden, die das Gemach, in das er eindrang, begrenzten, trennte die rechts gelegene den Gerichtssaal vom Gefängnis; hinter der linken Mauer lagen die vom Kawdjer benützten Räume und das Depot lag hinter der Wand, die ihm gegenüberlag.
Kennedy durchschritt den Saal in schiefer Richtung bis zur Ecke, die durch das Zusammentreffen dieser letzten Wand und derjenigen des Gefängnisses gebildet wurde. Das Gefängnis war jetzt leer, daher konnte ihn niemand hören. Hier blieb er stehen und beleuchtete die Stelle mit seiner Kerze, um zu sehen, was zu tun war.
Er lächelte befriedigt. Diese Wand zu durchbrechen war ein Kinderspiel. Das Haus war ja in den ersten Tagen fertiggestellt worden, die dem Staatsstreich des Kawdjer gefolgt waren, zu einer Zeit, wo es sich darum gehandelt hatte, schnell fertig zu werden, daher bildete diese Zwischenwand kein ernst zu nehmendes Hindernis. Sie bestand aus vertikalen Bohlen, die an ihrem Ende im Fußboden und an der Decke festgemacht waren; die Zwischenräume waren mit einem Gemenge von Steinen und Mörtel von minderer Qualität ausgefüllt, dessen Festigkeit nicht sehr groß war Das Messer Kennedys drang leicht in den Mörtel ein und die Steine waren bald aus ihren Löchern entfernt. Es konnte nur der Lärm, den sie beim Hinabfallen verursachen mußten. Grund zur Besorgnis geben. Deshalb löste sie Kennedy, sobald er sie gelockert hatte, sorgsam mit den Händen los und legte sie leise auf die Erde nieder.
In einer Stunde hatte er eine Öffnung geschaffen, die ihn der Höhe nach hätte durchlassen können, auch der Breite nach, wenn nicht ein Balken störend durchgegangen wäre, der entfernt werden mußte. Das war der schwerste Teil der Arbeit, die wieder eine volle Stunde in Anspruch nahm.
Von Zeit zu Zeit hielt Kennedy in seiner Beschäftigung inne und lauschte auf Zeichen von außen; alles blieb aber ruhig. Kein Warnungsruf der Wachen verkündete eine nahende Gefahr.
Als das Loch genügend groß war, stieg er in den anderen Raum hinüber; jetzt tauchten neue Schwierigkeiten auf! Sich zwischen all den Kisten und Säcken und Waren aller Arten, die das Depot anfüllten, geräuschlos zu bewegen, war keine leichte Sache. Da war die allergrößte Vorsicht geboten!
Wo hatte man die Pulverfässer versteckt?… Er konnte sie nirgends entdecken… Und doch mußten sie hier sein…
Er suchte und suchte. Langsam, auch die leiseste Bewegung überwachend, schob er sich zwischen den Kisten hindurch; manchmal war er genötigt, eine von der Stelle zu rücken, um sich den Weg frei zu machen.
Fast zwei Stunden verstrichen auf diese Weise. Die Wartenden draußen konnten die Verzögerung sicher nicht begreifen und auch er verzweifelte schon am Erfolg. Er war jetzt fieberhaft erregt. Die Nacht mußte bald weichen und der Tag zu dämmern beginnen. Sollte er fort müssen und von einem Beginnen abstehen, das die erbrochene Türe und das Loch in der Wand verraten mußten? Denn diese Schäden konnten nicht ausgebessert werden.
Müde vom erfolglosen Suchen wollte er wirklich schon den Rückzug antreten, als er endlich den Gegenstand seiner Anstrengungen entdeckte. Vor seinen Blicken lagen die Pulverfässer, fünf an der Zahl, wohlgeordnet neben einer Türe, die ins Polizeizimmer führte. Kennedy hielt den Atem an und hörte die Männer, welche die Nachtwache hatten, sorglos miteinander
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