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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in diese unerforschten Regionen zu wagen. Es sind richtige »Wilde«.
    Der Mangel einer geordneten Regierung, die herrschende Anarchie, die noch bis in die letzten Jahre durch die Feindseligkeiten der angrenzenden zivilisierten Staaten unterstützt wurde, haben der zügellosen Wildheit der Indianer und dem Räubertum Vorschub geleistet und es ungestraft gedeihen lassen. Wahrscheinlich wird es nun den jetzt befreundeten Republiken Chile und Argentina gelingen, dem Unwesen zu steuern. Aber es wird lange dauern und große Mühe kosten, in diesem ausgedehnten Lande mit seiner zerstreuten Bevölkerung, ohne alle Verkehrsmittel, Ordnung zu schaffen, wenn man außerdem bedenkt, daß die Patagonier seit Anbeginn der Welt stets in ungeschmälerter Freiheit gelebt haben.
    Dieser letzteren Klasse gehörten die auf der Insel Hoste gelandeten Indianer an. Schon aus dem Beginne dieser Erzählung hat man ersehen, daß die Patagonier Liebhaber derartiger Exkursionen in benachbarte Gebiete waren und oft hatten sie schon die Magalhães-Straße übersetzt, um die größte der Inseln des Archipels, das Feuerland, zu plündern. Aber so weit nach Süden hatten sie sich bisher noch nicht gewagt.
    Um zur Insel Hoste zu gelangen, mußten sie entweder das ganze Feuerland der Länge nach durchziehen und dann den Beagle-Kanal übersetzen oder vom amerikanischen Festland aus den Wasserweg durch die vielen Meeresstraßen benützen. Jedenfalls hatten sie auf diesem langen Wanderzug mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt; sei es, um sich auf dem Landweg mit Nahrung zu versorgen oder um die gefährlichen Meeresstraßen zu durchschiffen, wo sie unausgesetzt Gefahr liefen, ihre leichten Pirogen samt ihren Pferden scheitern zu sehen.
    Während des scharfen Galopps fragte sich der Kawdjer, was wohl die Patagonier bewogen haben konnte, mit ihren jahrhundertelangen Gewohnheiten zu brechen und diese weite Reise zu unternehmen. Die Gründung Liberias konnte ja allenfalls als Erklärungsgrund gelten. Vielleicht hatte sich der Ruf der neuen Stadt in die benachbarten Länder verbreitet, vielleicht hatte man ihr fabelhafte Reichtümer angedichtet. Die Phantasie der Wilden hatte sie dann noch vergrößert – kein Wunder, daß ihre Begierde erregt wurde.
    So ließe sich denn das Auftreten der Indianer vielleicht erklären. Trotz allem blieb die Kühnheit der Angreifer ein Grund des Staunens, und obwohl ihre unersättliche Raubgier bekannt war, war schwer zu begreifen, warum sie sich so weit hergewagt hatten und so vielen weißen Ansiedlern die Stirne bieten wollten. Es mußten geheime Ursachen mitspielen, die der Kawdjer nicht zu ergründen vermochte.
    Er wußte nicht, an welchem Punkte der Insel er den Feinden begegnen würde. Vielleicht hatten sie sich schon in Bewegung gesetzt Vielleicht hatten sie den Landungsplatz auch noch nicht verlassen. In letzterem Falle hatte er noch einen Weg von einhundertzwanzig bis einhundertfünfundzwanzig Kilometern vor sich. Die hostelische Straße gestattete keine große Entfaltung von Schnelligkeit, der Bau war leider noch recht mangelhaft, somit mußte der Ritt mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen. Am 10. Dezember war er frühmorgens aufgebrochen folglich konnte er erst am 11. abends an der Küste eintreffen.
    In einiger Entfernung von Liberia wendete sich die Straße, nachdem sie die Halbinsel Hardy durchquert hatte, nach Nordwesten; hier zog sie sich ungefähr dreißig Kilometer weit längs der Küste des Stillen Ozeans hin, dann drehte sie sich nach Norden, durchquerte die Insel ein zweites Mal je nach der Richtung der Täler und berührte, fünfunddreißig Kilometer weiter, den Tekinika-Sund, einen tiefen Einschnitt des Atlantischen Ozeans, der eine Seite der Halbinsel Pasteur begrenzt, die ein anderer großer Meereseinschnitt, der Ponsounby Sund, im Norden von der Halbinsel Dumas trennt. Dann vollzog die Straße verschiedene Windungen, überschritt den Engpaß der wichtigen Bergkette, die, aus Westen kommend, sich bis in die Ostspitze der Halbinsel Pasteur erstreckt, wandte sich dann wieder nach Westen in der Höhe des Isthmus, der die Halbinsel mit der Insel Hoste vereinigt Nach dem sie auch die höchste Stelle des Ponsounby-Sund berührt, bog sie nach Osten um, passierte, fünfundneunzig Kilometer von Liberia entfernt, den Isthmus der Halbinsel Dumas und verlief an deren Nordküste, die von den Wellen des Beagle-Kanales bespült wird.
    Dieser Straße mußte der Kawdjer folgen. Unterwegs vergrößerte sich

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