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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nachdem er sie seinem eigenen Willensakte verdankte, hatte er als Tyrann gehandelt.
    Der Kawdjer bedauerte nicht, die Freiheit unterdrückt zu haben. Damals hatten die Umstände kein Zögern zugelassen. Aber heute war die Lage eine andere Die Hostelianer hatten ihren Weg gemacht, jeder seinen Neigungen entsprechend und das soziale Leben ging seinen geregelten Gang. Vielleicht war die Bevölkerung jetzt reif genug für eine demokratische Verfassung, ohne daß sein Gewissen mit dem Vorwurf der Unvorsichtigkeit belastet werden konnte.
    Er beschloß, den Beschwerden Rechenschaft zu tragen und sich einer Wahl zu unterwerfen; gleichzeitig wollte er von den Wählern einen Rat von drei Mitgliedern bestimmen lassen, die dem Gouverneur in der Ausübung seiner Amtsgeschäfte zur Seite stehen sollten.
    Die Wahlversammlung wurde für den 20. Oktober zusammenberufen, in den ersten Frühlingstagen. Die Gesamtbevölkerung der Insel Hoste zählte mehr als tausend Köpfe, darunter zwölfhundertfünfundsiebzig großjährige Männer; nachdem aber die entfernt wohnenden Kolonisten nicht erschienen waren, gaben nur eintausendsiebenundzwanzig ihre Stimmen ab, von denen neunhundertachtundsechzig den Kawdjer wählten. Nun wurde zur Wahl der drei Mitglieder des Rates geschritten. Die Leute waren so klug, Harry Rhodes mit achthundertzweiunddreißig, Hartlepool mit achthundertundvier und Germain Rivière mit siebenhundertundachtzehn Stimmen zu wählen. Das waren überwältigende, unanfechtbare Majoritäten und die Oppositionspartei mußte ihre Niederlage einsehen.
    Der Kawdjer benützte die relative Freiheit seiner Bewegungen, die ihm durch die Mitwirkung des »Rates« geboten wurde, zu einer lang projektierten Reise. Er hielt es nicht für unwichtig, im Hinblick auf die Erfüllung seines größten Wunsches und die laufenden Verhandlungen mit Chile, den Archipel zu durchforschen und ganz besonders jenes Inselchen zu untersuchen, das der Gegenstand der Unterhandlungen war.
    Am 25. November segelte er mit Karroly auf der Wel-kiej ab, um am 10. Dezember mit endgültig gefaßten Entschlüssen, nach vierzehn Tagen nicht immer leichten Segelns, zurückzukehren.
    Als er landete, betrat ein Reiter die Stadt von der Nordstraße her. Er war über und über mit Staub bedeckt und es war leicht zu ersehen, daß er von weit her kam und ohne Unterbrechung geritten war.
    Er hielt vor dem Regierungsgebäude in demselben Augenblicke, als auch der Kawdjer dort anlangte. Er bekannte sich als Träger wichtiger Nachrichten und begehrte eine geheime Unterredung, die ihm sofort gewährt wurde.
    Eine Viertelstunde später war der »Rat« versammelt und Boten wurden auch allen Richtungen ausgesandt, um die Polizeileute zusammenzurufen. Noch war keine Stunde seit dem Eintreffen des Kawdjer verflossen, als dieser an der Spitze von fünfundzwanzig Reitern dem Inneren der Insel zusprengte.
    Der Grund dieser plötzlichen Abreise blieb nicht lange Geheimnis. Düstere Gerüchte verbreiteten sich gar bald, die besagten, daß die Insel Hoste von einem Heer Patagonier überfallen worden sei. Diese hatten den Beagle-Kanal übersetzt, waren an der Nordküste der Halbinsel Dumas gelandet und näherten sich nun Liberia.

Siebentes Kapitel.
Der feindliche Einfall.
    Das Gerücht sprach wahr, aber es übertrieb wie gewöhnlich. Während des Weiterwanderns von Mund zu Mund war aus der Mücke ein Elefant geworden. Die Horde Patagonier, welche, siebenhundert an der Zahl, vor vierundzwanzig Stunden an der Nordküste der Insel gelandet war, verdiente keineswegs die Bezeichnung »Heer«.
    Unter dem Namen »Patagonier« versteht man gewöhnlich die Gesamtheit aller in ethnologischer Hinsicht sehr verschiedenen Völkerschaften, welche in den südamerikanischen Pampas ein Nomadenleben führen. Die nördlichsten Stämme, die an die Republik Argentina grenzen, sind ziemlich friedfertiger Natur. Sie betreiben Ackerbau, leben in Dörfern und ihr Land weist selbst Städte von ziemlicher Bedeutung auf. Je tiefer man nach Süden kommt, desto mehr schwindet der friedliche Charakter. Die südlichsten Patagonier führen kein seßhaftes Leben und sind sehr zu fürchten. Meist leben sie von dem Erträgnisse der Jagd, sind kühne Reiter und ausgezeichnete Schützen.
    Die Sklaverei ist bei ihnen noch gang und gäbe und häufige Raubzüge versorgen sie stets mit neuen Sklaven. Es herrschen beständige Bruderkriege zwischen den einzelnen Stämmen und kein Reisender wird verschont, der so unvorsichtig ist, sich

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