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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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würde sich jetzt in seinen Kindern vervielfältigen.
    Die Zukunft des jungen Haushaltes war sichergestellt. Die von Halg und seinem Vater betriebene Fischerei wies die schönsten Erfolge auf. Es sollte sogar in der Nähe Neudorfs eine Konservenfabrik eingerichtet werden, aus der die Produkte der Fischerei sich von der Insel Hoste über die ganze Welt verbreiten konnten. Aber selbst wenn dieses Projekt nicht zur Ausführung kam, so fanden Halg und Karroly auf der Insel genug Abnehmer, um nie in Geldverlegenheit zu kommen.
    Gegen Ende des Sommers erhielt der Kawdjer die Antwort der chilenischen Regierung auf seine Vorschläge bezüglich der Insel des Kap Hoorn. Die Antwort war ziemlich unbestimmt. Man verlangte eine Überlegungsfrist. Man wollte die Sache in die Länge ziehen. Der Kawdjer wußte zu gut in den diplomatischen Gebräuchen Bescheid, um sich über dieses Hinausschieben der Entscheidung zu wundern. Er wappnete sich denn mit Geduld und entschloß sich, diese diplomatischen Verhandlungen weiterzuführen, die in Anbetracht der Distanzen wohl nicht so bald ihren Abschluß erreichen würden.
    Dann wurde es wieder Winter und der Frost setzte ein. Die fünf Monate seiner Herrschaft brachten nichts Außergewöhnliches mit sich, es sei denn eine politische Agitation, die sich leise, aber bemerkbar in der Bevölkerung äußerte.
    Merkwürdigerweise war der Urheber dieser Erregung niemand anderer als Kennedy. Jedermann wußte, welche Rolle der ehemalige Matrose gespielt hatte. Der Tod Lewis Doricks und der Brüder Moore, die heroische Aufopferung Sands, die lange Krankheit Dicks und das Verschwinden Sirdeys konnten nicht unbemerkt bleiben. Der Vorfall war in seinen Einzelheiten bekannt, auch die fast wunderbar zu nennende Rettung des Kawdjer.
     

    Sie sausten im Galopp über die gefährliche Stelle hinweg. (S. 388.)
     
    Als Kennedy sich zu den anderen Kolonisten gesellte, wurde ihm kein sehr freundlicher Empfang. Aber nach und nach verblaßte der erste Eindruck, während durch ein eigentümliches Kristallisationsphänomen alle Unzufriedenen sich um ihn scharten. Sein Abenteuer war jedenfalls außergewöhnlich zu nennen. Er hatte eine gewisse Berühmtheit erlangt. Für die Mehrzahl der Hostelianer war er ein gemeiner Verbrecher, aber man mußte zugestehen, daß er ein Mann der Tat und zu energischem Vorgehen stets bereit war. Diese Eigenschaften machten ihn zum Führer der Malkontenten.
    Unzufriedene wird es immer und überall geben. Es ist noch niemandem gelungen, alle zufriedenzustellen; das blieb bis jetzt ein unausführbarer Traum. Daher gab es auch Unzufriedene in Liberia.
    Die Arbeitsscheuen bildeten natürlich den Kern dieser Gruppe, dazu zählten auch jene, die es auf keinen grünen Zweig gebracht hatten oder die nach einem mißglückten Versuch, sich aufzuraffen, mutlos die Flinte ins Korn geworfen hatten. Die einen und die anderen machten die Regierung für das Zusammenbrechen ihrer Hoffnungen und die darauf folgende Enttäuschung verantwortlich.
    Diesem ersten Kern gesellten sich die Freunde der Wortspiele, die Politiker hinzu, die dieselben Grundsätze predigten, denen seinerzeit der Kawdjer den Vorrang gegeben hatte, nur betrachteten sie dieselben von einem weniger erhabenen Standpunkte aus als dieser: die einen waren Kommunisten nach dem Beispiel Lewis Doricks, diese Kollektivisten, die das Evangelium eines Karl Marx und Ferdinand Beauval nachbeteten.
    Diese verschiedenen Elemente, so ungleichwertig sie waren, verstanden sich sehr gut aus dem Grunde, daß es sich bei ihnen nur darum handelte, Opposition zu machen. So lange es sich um bloßes Verneinen und Zerstören handelt, vertragen sich die Geister ausgezeichnet; erst wenn es zum Verteilen der Beute kommt, verwandeln sich die Feinde von gestern in unerbittliche Gegner.
    Jetzt herrschte aber vollkommene Übereinstimmung und diese äußerte sich in Agitationen, die sehr ungefährlicher Natur waren und sich vorderhand nur in Protestversammlungen äußerten. Viele Kolonisten nahmen an diesen Zusammenkünften nicht teil, höchstens hundert, aber sie machten Lärm für tausend und der Kawdjer mußte auf sie aufmerksam werden.
    Ohne sich im geringsten über diesen neuerlichen Beweis der Undankbarkeit der Menschen zu beunruhigen oder aufzuregen, prüfte er leidenschaftslos die vorgebrachten Beschwerden und fand dieselben in einem Punkte berechtigt. Die Unzufriedenen hatten recht, zu behaupten, daß der Gouverneur seine Würde von niemandem empfangen habe;

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