Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
getroffen. Ein Mann wand sich am Rande der Straße in Todeszuckungen und zwei Pferde lagen am Boden; eines mit durchschossener Brust, das andere mit gebrochenem Bein.
Fünfhundert Meter weiter hielt die Patagonier eine hohe, aus Baumstämmen aufgetürmte Barrikade auf; während sie diese aus dem Wege schafften, fielen wieder mehrere Schüsse von der Felswand und ein drittes Pferd wälzte sich in seinem Blute.
Zehnmal hatte man, und stets mit Erfolg, diese Taktik befolgt, da erreichte der Vortrab des patagonischen Heeres den Isthmus. An dieser Stelle, wo sich die Straße bedeutend verengte, konnte an eine ernstliche Verteidigung gedacht werden. Vor einer höheren und dichteren Barrikade, als die vorhergehenden waren, fiel ein wahrer Kugelregen auf die Reiter nieder; sie wichen zuerst zurück, gaben dann auch eine Salve auf die Feinde ab und drangen wieder bis zur Barriere vor, die ungefähr Hunderte niederzureißen bemüht waren. Der Kugelregen prasselte aufs neue über den Weg, die Stelle war unhaltbar. Die ersten, die sich zu weit in die gefährliche Zone vorgewagt hatten, lagen tot auf der Erde; das gab ihren Gefährten zu denken und die Horde hielt zögernd still.
Die Hostelianer konnten sie in ihrer ganzen Länge überblicken; sie bedeckte fast sechshundert Meter der Straße. Einzelne Reiter galoppierten von einem Ende zum anderen, als ob sie Befehle des Anführers weitertrugen.
Jedesmal, wenn einer der Reiter sich der Spitze der Kolonne näherte, wurde ein neuer Versuch gemacht, die Barrikade zu entfernen; und jeder Versuch wurde aufgegeben, sobald ein fallender Mann oder ein totes Pferd einen neuen Beweis für die Gefährlichkeit der Stelle lieferte.
So vergingen die Stunden. Endlich war es den Patagoniern abends gelungen, die Barrikade umzuwerfen, jetzt bildeten die unaufhörlich in ihre Reihen einschlagenden Kugeln das einzige Hindernis. Da faßten sie einen verzweifelten Entschluß. Sie sammelten sich und sausten im Galopp über die gefährliche Stelle hinweg. Drei Männer und zwölf Pferde blieben auf dem Platze, aber der Trupp war vorübergekommen.
Nach fünf Kilometern hatten die Räuber eine freie Stelle erreicht, wo sie die Nacht zuzubringen gedachten. Die Hostelianer gönnten sich keine Ruhe, sondern zogen sich vorsichtig von ihren Posten zurück, um am nächsten Morgen wieder schußbereit auf einem anderen Verstecke zu stehen. Der Tag war ein guter. Er kostete den Eindringlingen dreißig Pferde und fünf Männer, während von den Kolonisten nur einer leicht verwundet war. Die unberittenen Feinde zählten nicht. Sie waren schlechte Fußgänger, mußten zurückbleiben und waren leicht zu überwältigen.
Der folgende Tag verlief wie sein Vorgänger. Gegen zwei Uhr nachmittags hatten die Patagonier, nach einer Totalleistung von sechzig Kilometern, die Höhe des Engpasses erreicht, den die Straße beim Überschreiten der zentralen Bergkette der Insel berührte. Seit drei Stunden stiegen sie ohne Unterbrechung empor. Menschen und Tiere waren entkräftet. Ehe sie den Engpaß durchschritten, machten sie halt. Der Kawdjer postierte sich mit seinen Leuten ein Stück weiter vorwärts.
Seine Truppe hatte sich jetzt bedeutend verstärkt und verfügte über sechzig Gewehre. Er stellte die Männer an einer Seite der Straße auf, wo die Felsen am steilsten abfielen. Hinter riesigen Steinblöcken wohl verborgen, brauchten die Hostelianer die feindlichen Geschosse nicht zu fürchten.
Kaum setzten sich die Patagonier in Bewegung, als die verderbenbringenden Kugeln von der Felswand ihre ersten Reihen niedermähten. Sie wichen zurück und gaben auch eine Salve ab, aber ohne allen Erfolg. Das ging während zwei Stunden so fort. Wenn die Patagonier auch tapfer waren – durch Klugheit zeichneten sie sich nicht aus! Erst als viele der ihrigen gefallen waren, erinnerten sie sich an das Manöver der letzten Nacht. Jetzt schlossen sich ihre Reihen, dann kam Bewegung in die Masse und im sausenden Galopp schossen sie vorüber. Die Erde zitterte, als die vielen hunderte Hufe über sie hindonnerten; natürlich spien die Gewehre der Hostelianer jetzt mehr Tod und Flammen denn je.
Eigentlich war es ein prachtvolles Schauspiel! Nichts hielt die Windeseile dieser wilden Reiter auf. Verlor einer die Steigbügel, so wurde er von den Hintermännern zerstampft; fiel ein Pferd tot hin oder verwundet zu Boden, so stürzten die anderen achtlos über das Hindernis im wütenden Dahinrasen hinweg.
Aber an das Bewundern dieses
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