Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
zurückzuweisen.
    Das zu Ende des Winters ausgegebene Gesetz hatte alle drei Punkte in Rechnung gezogen: Das Recht der Ausbeutung mußte in Gestalt einer Konzession erkauft werden, die Maximalausdehnung dieser Konzession wurde auch bestimmt und ferner festgesetzt, daß ein Viertel des gegrabenen Goldes zum Besten der Gemeinsamkeit in die Staatskassen abgeliefert werden müsse. Diese Konzessionen wurden nur an Hostelianer ausgegeben, und auf diesen Titel konnte nur jemand Anspruch erheben, der länger als ein Jahr die Insel Hoste bewohnt hatte, die Genehmigung des Gouverneurs blieb vorbehalten.
    Jetzt war das Gesetz verkündet, nun mußte es befolgt werden.
    Es stieß gleich anfangs auf große Schwierigkeiten. Die Kolonisten sahen nicht die Vorteile, die es ihnen bot, sondern fühlten bloß das Unangenehme heraus. Warum erst eine Konzession verlangen und bezahlen, wenn man das Gold nur zu nehmen brauchte. Jeder Mensch hat das Recht, in der Erde zu graben und Sand zu waschen. Warum sollte man ein Viertel der Frucht dieser Arbeit abliefern müssen an solche, die sich gar nicht damit befaßt hatten! Eigentlich teilte ja der Kawdjer diese Anschauungen; aber wer die furchtbare Mission auf sich genommen hat, seine Nächsten zu leiten, muß seine persönliche Vorliebe zum Opfer bringen können, wenn nötig. Es mußte doch in die Augen springen, daß die braven, klugen Kolonisten, die der Ansteckung tapfer widerstanden, eine Ermutigung verdienten, und diese Ermutigung bestand darin, daß ihnen der Kawdjer auch einen, allerdings kleinen Teil der Ausbeute sicherte.
    Wurde dem Gesetze nicht gutwillig Folge geleistet, so mußte der Zwang in Kraft treten.
    Der Kawdjer verfügte in Liberia nur über fünfzig Mann der stehenden Polizei, aber neunhundertfünfzig andere Hostelianer standen auf der Liste verzeichnet, aus der die ältesten immer durch jüngere Kräfte ersetzt wurden. Gegen tausend bewaffnete Männer konnten immer rasch versammelt sein. Ein Aufruf berief sie zusammen.
    Nur siebenhundertfünfzig Hostelianer fanden sich ein. Die anderen zweihundert waren Abtrünnige, die sich auch in die Placers begeben und am Golden Creek ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Der Kawdjer teilte seine Kräfte in zwei Gruppen. Fünfhundert Mann wurden an die Küste entsendet, um sich der heimlichen Ausfuhr des Goldes zu widersetzen. An die Spitze der dreihundert anderen stellte er sich selbst, teilte sie in zwanzig Gruppen, deren jede unter den Befehl ihm ergebener, verläßlicher Männer gestellt war und begab sich mit ihnen in die Gegend der Placers.
    Die kleine Armee wurde über die Halbinsel verteilt und zog von den Sentry Boxes gegen Norden, indem sie alles vor sich hertrieb. Die unterwegs aufgegriffenen Goldgräber wurden unbarmherzig mitgestoßen, wenn sie nicht Gehorsam versprachen.
    Diese Methode hatte Erfolg. Einige wurden gezwungen, den Kaufschilling in barem Gelde zu erlegen und ihr gewähltes Arbeitsfeld wurde genau abgegrenzt.
    Aber die Majorität besaß nicht die für die Konzession zu bezahlende Summe und mußte auf ihr Unternehmen verzichten. Die Anzahl der Goldwäscher verringerte sich daher bedeutend.
    Aber bald wurde die Situation ernst. Diejenigen, welche die Konzession nicht kaufen konnten, umgingen während der Nacht die vom Kawdjer befehligten Truppen und ließen sich am Golden Creek an derselben Stelle nieder, von der man sie verjagt hatte. Und das Übel wuchs noch mehr an. Durch die Erfolge der ersten Kolonisten angeregt, langte eine zweite Serie Hostelianer auf dem Schauplatz an. Nach den dem Kawdjer zugegangenen Nachrichten war die ganze Insel infiziert.
     

    Die Goldsucher erkundigten sich wegen der Vorschriften. (S. 561.)
     
    Der Krankheitsherd war nicht mehr der Golden Creek allein, unzählige Goldsucher durchforschten die Berge der Mitte und im Norden.
    Man hatte geschlossen, daß nicht allein die Stelle bei den Sentry Boxes die einzig goldführende sein könne; alles ließ vielmehr vermuten, daß auch in anderen Wasserläufen, die demselben Bergsystem angehörten, das Metall sich finden müsse. Sie jagten nun von allen Seiten darnach, von der Spitze der Halbinsel Hardy und den Ausläufern der Halbinsel Pasteur bis zum Darwin-Sund.
    Einige Grabungen hatten zu kleinen Erfolgen geführt, was das allgemeine Fieber vermehrte. Die Faszination, die das Gold auf die Gemüter ausübte, wurde immer mächtiger. In wenigen Wochen war Liberia völlig geleert und auch die Bauernhöfe und einzelnen Hütten wurden von ihren

Weitere Kostenlose Bücher