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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bringend, hatte jeder etwas unternommen, nach seinem Geschmack und seinen Neigungen. Oberhalb vieler Türen prangten Schilder, deren Inschriften besagten, daß hier ein Schlosser, Maurer, Tischler, Schuhmacher oder Schneider sein Handwerk ausübe. Unglücklicherweise wollten sich keine Kunden einstellen. Und selbst wenn ihre Erzeugnisse verkauft worden wären, was hätten sie mit dem erworbenen Gelde anfangen sollen? Es war ihnen ganz unmöglich, es in irgendwelcher Weise zu verwerten; insbesondere konnten sie keine Lebensmittel dafür kaufen, deren Anschaffung, in den gegebenen Verhältnissen, von größter Wichtigkeit war.
    Vielleicht waren aus diesem Grunde diejenigen klüger zu nennen, welche ihre Talente nicht verwerteten, sondern einzig und allein auf die Beschaffung von Lebensmitteln bedacht waren. Nachdem sie keine Feuerwaffen besaßen, konnten sie nicht auf die Jagd gehen, auch den Ackerbau konnten sie infolge ihrer totalen Unkenntnis nicht pflegen, so erhofften sie denn alles vom Ertrage des Fischfanges und hatten sich – dem Beispiel vieler Genossen folgend – auf die Fischerei geworfen.
    Außer dem Kawdjer hatten sich auch Hartlepool und seine Matrosen des »Jonathan« gleich in den ersten Tagen auf den Fischfang verlegt. Die fünf Seeleute hatten nach dem Muster der Wel-kiej eine Schaluppe derselben Größe erbaut und ehe sie ganz fertiggestellt war, bedienten sie sich leichter Pirogen, die sie nach Art der Feuerländer rasch hergestellt hatten.
    Der Kawdjer, Hartlepool und seine Matrosen bewahrten die Fische, deren sie zum täglichen Gebrauch nicht bedurften, in Salz auf. Auf diese Weise beugten sie der Gefahr des späteren Hungerleidens vor.
    Von ihren Erfolgen angelockt, war es einigen Arbeitern gelungen, zwei kleine Fahrzeuge herzustellen und nun warfen auch sie Angeln und Netze aus.
    Aber das Fischen ist eine Kunst wie jede andere; wer dabei vorwärts kommen will, muß sie durch lange Übung erlernt haben. Die Dilettanten machten trübe Erfahrungen. Während die ausgeworfenen Netze Karrolys und seines Sohnes, Hartlepools und seiner Matrosen unter der Last der gefangenen Fische zu zerreißen drohten, waren die ihren meistens leer. Sie sahen bald ein, daß sie sich auf diese Weise keine Nahrungsvorräte schaffen konnten, höchstens brachten sie in ihre tägliche Speisekarte ein wenig Abwechslung. Aber selbst dieses bescheidene Resultat konnten sie höchst selten aufweisen und kamen oft mit ganz leeren Händen zurück.
    Eines Tages, als sie wieder nach längerem Verweilen auf dem Wasser einen Mißerfolg zu verzeichnen hatten, begegneten sie die Wel-kiej, welche Halg und Karroly von ihrem gewöhnlichen Ankerplatz brachten; auf dem Deck der Schaluppe lagen, schön in Reihen geordnet, etwa zwanzig Fische, einige unter ihnen von außergewöhnlicher Größe. Dieser Anblick erweckte den Neid der weniger begünstigten Fischer.
    »He, ihr Indianer!« rief sie einer der Arbeiter an, die das Fischerboot bemannten.
    Karroly ließ sie herankommen.
    »Was wollt ihr? fragte er, als sie sich der Wel-kiej genähert hatten.
    – Schämt ihr euch nicht, eine derartige reiche Ladung für euch selbst zu behalten, während so viele arme Teufel fast am Hungertuch nagen müssen?« fragte scherzend derselbe Arbeiter.
    Karroly lachte. Er war zu lange Zeit mit den altruistischen Ideen des Kawdjer bekannt, um um die richtige Antwort verlegen zu sein. Was ihm gehörte, darauf hatten auch andere ein Recht. Wenn man im Überflusse lebte, war es ganz natürlich, den Ärmeren, Mangel Leidenden abzutreten, das schien ihm selbstverständlich.
    »Fang’ auf! sagte er.
    – Wirf nur herüber!«
    Die Hälfte der erbeuteten Fische flog aus der Wel-kiej durch die Luft in das kleine Boot.
    »Danke, Kamerad!« riefen die erfreuten Arbeiter einstimmig und legten sich wieder in die Ruder.
    Obwohl Halg seinen Feind Sirk in dem Boote erkannt hatte, widersetzte er sich nicht diesem Akte der Großmut seines Vaters. Sirk war ja nicht allein und dann soll man niemandem eine berechtigte Bitte verweigern, auch dem Feinde nicht. Der Schüler des Kawdjer machte den Lehren seines Meisters alle Ehre, wie man sieht.
    Während ein Teil der Kolonisten auf diese Weise die Zeit zunutze machte, lebten andere in völligem Nichtstun. Bei einigen schien dieses Sichgehenlassen ganz normal. Was hätten Fritz Groß und John Rame machen sollen; der erstere war durch seinen übermäßigen Alkoholgenuß physisch ganz heruntergekommen, zum bloßen Tier erniedrigt und

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