Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
der Insel Hoste nicht mehr die Rede war, mußte man sich doch etwas besser einzurichten trachten als im Vorjahre.
Der Kawdjer hatte Karroly schon seinen Willen kundgetan, die Neue Insel nicht mehr zu betreten.
Nachdem noch ein freies Land existierte, wollte er bis zum letzten Lebenstag darauf verweilen. Halg war entzückt von diesem Entschluß, der mit seinen eigenen Wünschen so gut übereinstimmte. Was Karroly betrifft, so fügte er sich wie immer dem Willen desjenigen, den er als seinen Herrn betrachtete, ohne Widerrede, obwohl er von seinem neuen Wohnort nicht mehr viel zu Lotsendiensten zugezogen werden würde. Dieser Nachteil war dem Kawdjer nicht entgangen, aber er wollte die Folgen tragen. Auf der Insel Hoste mußte man einfach nur von dem Ergebnis der Jagd und des Fischfanges leben; wenn das nicht genügte, mußte man sich eben mit der Zeit einen anderen Ausweg ausdenken. Entschlossen, alles sich selbst allein zu verdanken, weigerte er sich, seinen Anteil von den Vorräten annehmen zu wollen.
Aber er trieb seine Entsagung nicht so weit, auch die zerlegbaren Läufer zu verschmähen, deren viele durch das Fortziehen ihrer einstigen Bewohner leer geworden waren. Eines dieser Häuser wurde stückweise an das linke Flußufer transportiert, dort aufgerichtet und durch Doppelwände verstärkt, die in wenig Tagen fertiggestellt waren. Einige der Arbeiter hatten aus eigenem Antrieb dem Kawdjer ihre Dienste angeboten, was dieser ohne Umstände annahm. Nach beendeter Arbeit dachten die Leute gar nicht daran, einen Lohn zu verlangen, und nachdem diese Ansicht ganz mit den Grundsätzen des Kawdjer übereinstimmte, dachte er gar nicht daran, ihnen eine Entschädigung anzubieten.
Nachdem das Haus fertig dastand, fuhren Halg und Karroly auf der Wel-kiej nach der Neuen Insel, von wo sie drei Wochen später die Möbel ihrer früheren Wohnung brachten. Ein Lotsendienst hatte Karroly unterwegs aufgehalten und die Abwesenheit der Indianer verlängert, dafür aber dem Feuerländer die Mittel gebracht, sich mit Lebensmitteln und Munition in genügender Menge zu versehen, um im nächsten Winter damit versorgt zu sein.
Nach seiner Rückkehr ging das Leben seinen gewöhnlichen Gang weiter. Karroly und sein Sohn waren mit Fischfang beschäftigt und schafften Salz herbei, um den Überfluß ihrer täglichen Beute gleich einsalzen zu können. Während dieser Zeit durchstreifte der Kawdjer die Insel auf der Suche nach Wild.
Durch diese ununterbrochenen Streifzüge blieb er in steter Verbindung mit den Kolonisten, die er fast alle der Reihe nach besuchte. Er konnte gleich anfangs bemerken, daß bedeutende Unterschiede sich bei ihnen fühlbar machten. Ob nun diese Unterschiede in einer ungleichen Verteilung der Fähigkeiten der einzelnen bestanden, ob der eine mehr Glück, größere Ausdauer als der andere hatte, der Erfolg wie der Mißerfolg ließen sich schon jetzt bei dem einen wie bei dem anderen deutlich erkennen.
Die Unternehmungen der vier Familien, welche sich als erste abgesondert und die Arbeit gleich in Angriff genommen hatten, gediehen prächtig und mußten zu den glänzendsten gerechnet werden. Das war nicht zu verwundern, denn sie arbeiteten schon am längsten. Die Säge Rivières war schon lange in Betrieb, die bereits geschnittenen Bretter hätten zwei bis drei große Schiffe zum Transport gebraucht.
Germain Rivière empfing den Kawdjer mit aufrichtiger Freude und erkundigte sich nach dem Ergehen der Bewohner des Lagers; er bedauerte nur, nicht bei der Wahl der Regierungsform anwesend gewesen zu sein. Welche Art der Organisation hatte die Majorität für den jungen Staat ins Auge gefaßt? Wen hatte sie zum Oberhaupt gewählt?
Groß war seine Enttäuschung, als er hörte, daß nichts derartiges vorgefallen war, daß die Emigranten, einer nach dem anderen, fortgezogen waren, ohne irgendeine Regierungsform zu besprechen. Noch größer wurde sein Staunen, als er zu bemerken glaubte, daß der Kawdjer, für den er so warme Gefühle aufrichtiger Dankbarkeit und unbegrenzter Achtung hegte, ein so unvernünftiges Beginnen ganz in der Ordnung zu finden schien. Dann zeigte er diesem die mächtigen Stöße der geschnittenen Bretter, die er am Flußufer in langen Reihen aufgestapelt hatte.
»Und mein Holz? fragte er vorwurfsvoll, wie soll ich denn mein Holz verkaufen?
– Warum, sagte der Kawdjer, sollen es Leute an Ihrer Stelle verkaufen, welche doch keinen Gewinn dabei haben. Ich bin übrigens gar nicht beunruhigt, sondern
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