Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
»Du bist gerade angekommen, und wir sind schon seit Urzeiten hier. Ihr müsst heute abend zum Essen zu uns kommen. Ich weiß, dass Sergius bereits den Archon von Paphos und einen äthiopischen Prinzen eingeladen hat, dessen Namen ich nicht aussprechen kann. Kleopatra wird auch da sein, wenn sie nicht mit deinem Mann auf Piratenjagd gehen muss.«
    »Oh, es wäre nicht gerecht, von dir zu verlangen, dass ihr uns so kurzfristig empfangt«, wehrte Julia scheinheilig ab. »Ich bin sicher, eure Sofas sind längst voll.«
    »Aber keineswegs!« beharrte Flavia. »Und wenn, stellen wir noch ein paar dazu. Wir sind hier schließlich nicht in Rom!« »Dann wird es uns ein Vergnügen sein!« erklärte Julia. »Wundervoll!« Flavia glühte förmlich. Julia hatte recht gehabt. Diese moralisch durch und durch verkommene Frau fühlte sich ob der Aufmerksamkeit einer Patrizierin geschmeichelt. Sie wandte sich mir zu. »Senator, du musst deinen Freund Milo bitten, ebenfalls zu kommen. Ganz Paphos wird mich beneiden, wenn ich euch drei als Gäste in meinem Hause begrüßen kann.«

    Das sind die Anforderungen des gesellschaftlichen Lebens in der Provinz. Was Milo anbetraf, hatte ich keinerlei Bedenken, ihn der unersättlichen Flavia vorzustellen. Er konnte es mit allem und jedem aufnehmen, mit Ausnahme der geballten Feindseligkeit des Senats.
    »Jetzt«, erklärte Julia auf dem Rückweg in die Innenstadt, »müssen wir für heute abend eine Sänfte mieten, wenn man so was in dieser Stadt kriegen kann.«
    »Zu mieten gibt es bestimmt keine mehr«, erwiderte ich, »nicht, wo jeder Schnösel der östlichen Hemisphäre zu Besuch auf der Insel weilt. Ich werde mit Doson sprechen, Silvanus' Majordomus. Er wird uns gegen ein kleines Schmiergeld die Sänfte des Statthalters zur Verfügung stellen. Das Personal hat im Moment ohnehin praktisch nichts zu tun.«
    »Gute Idee. Und dann musst du mich zu Kleopatra bringen«, legte sie den weiteren Besuchsplan fest.
    »Aber ja, meine Liebe.« Ich war keineswegs aus Ängstlichkeit unterwürfig. Es war nur so, dass Julia nicht nur ziemlich stur, sondern auch furchterregend kompetent in derlei Operationen war.
    Nachdem wir uns die Sänfte für den Abend gesichert hatte, trafen wir Kleopatra an Bord ihres Schiffes an. Genauer gesagt, erwartete uns ihr goldenes Boot schon am Kai.
    »Sie hat einen Sklaven abgestellt, um uns aufzulauern, sobald wir in Sicht kommen«, bemerkte Julia. »War das nicht aufmerksam von ihr?« Sie ließ sich auf die bunten, wohlriechenden Kissen sinken, während ich stehenblieb und versuchte, das Bild eines mit allen Wassern gewaschenen Marinekommandeurs abzugeben. Es gelang mir sogar, die ganze Strecke bis zu dem prächtigen Schiff auf den Beinen zu bleiben. »Julia!« rief die Prinzessin, als meine Frau von einer Gruppe hilfsbereiter Sklaven an Bord gehievt wurde. »Wie schön, dich wieder zu sehen!«
    Julia wollte sich verbeugen, doch Kleopatra umfing sie in einer schwesterlichen Umarmung.
    »Prinzessin, Ihr überwältigt mich«, hauchte Julia. »Ihr könnt Euch doch kaum an mich erinnern. Ihr wart noch ein kleines Mädchen und mein Mann lediglich Assistent an der römischen Gesandtschaft.« Es ärgerte mich ein wenig, dass Julia in derartigen Situationen immer wusste, wie sie sich zu benehmen hatte. Ich kletterte nach ihr über die Leiter an Bord und hielt den Mund.
    »Unsinn«, wehrte Kleopatra ab. »Ich kann mich sehr gut erinnern. Du und deine Freundin Fausta wart die beiden ersten römischen Damen, die ich je getroffen habe, und ihr habt einen tiefen Eindruck hinter lassen.«
    Fausta bestimmt, dachte ich, sagte jedoch nichts. Sie bat uns an einen Tisch, der auf dem Oberdeck unter einer gestreiften Markise aufgestellt worden war. Sklaven mit Palmwedeln fächerten uns frische Luft zu. Diese Fächer sind weit wirkungsvoller als die schönen, aber ineffektiven Straußenfedern, wie sie bei Menschen, die den orientalischen Luxus nachzuäffen suchten, häufig zum Einsatz kamen. »Ihr schmeichelt mir, Prinzessin.« Mir fiel auf, dass Julia sich spürbar ehrerbietig gebärdete. Sie war zwar eine römische Patrizierin, aber Kleopatra war immerhin griechisch-ägyptischer Königsadel.
    »Keineswegs. Ich habe in meinen Breiten mein Leben lang unter königlichen und adeligen Damen gelebt. Die meisten sind stumm, verschüchtert und ignorant wie Bauersfrauen, nur viel alberner. Römische Damen sind so viel intelligenter und selbstbewußter. Ich sehne mich danach, eurer Gesellschaft

Weitere Kostenlose Bücher