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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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eigenen Söhne zum Wohle des Staates befahl. Er soll anschließend untröstlich gewesen sein.« Mittlerweile waren wir vor der Villa des Bankiers angekommen und stiegen aus der Sänfte, während die Träger geduldig Platz nahmen. Nachdem ich um meinen Überfluß an lokalen Feinden wusste und überdies bereits einmal angegriffen worden war, hatte ich zwanzig Mann von meinen Soldaten als Eskorte mitgenommen. Hermes hatte ich zurück gelassen, damit er ein wachsames Auge auf die Marinebasis hatte. Weitere Sabotageakte konnte ich nicht gebrauchen, und ich vertraute den Männern keineswegs so vorbehaltlos, wie ich vorgab. »Senator! Julia! Willkommen in unserem Haus!« Flavia war in ihr übliches Gewand aus koanischer Seide gehüllt, wenn schon nicht verhüllt, mit teuren Kosmetika herausgeputzt und mit etlichen Pfunden massiven Goldes, Perlen und Juwelen behängt. Ihr Haupt wurde von einer blonden Perücke gekrönt, einem mit Goldstaub gepuderten, hochaufragenden Kunstwerk aus verwobenen Locken und eingeflochtenen Staubperlenbändern. Sie spähte an uns vorbei. »Konnte dein Freund Milo nicht mitkommen?« fragte sie sichtlich enttäuscht. »Er wird in Bälde hier sein«, versicherte ich ihr. »Er musste sich noch um ein paar Dinge auf der Marinebasis kümmern und bittet, seine Verspätung zu entschuldigen.«
    »Wie wundervoll«, frohlockte sie. »Und jetzt müsst ihr mitkommen und unsere anderen Gäste kennenlernen.« Sie ergriff Julias Arm und zerrte sie mit sich, so dass mir nichts anderes übrigblieb, als den beiden auf die breite Terrasse mit Blick aufs Meer nachzueilen. In die Mitte der Terrasse war ein Teich eingelassen, der jetzt jedoch leer war und von kretischen Tänzerinnen als Bühne benutzt wurde. Darum herum hatte sich zwanglos eine ansehnliche Gästeschar versammelt, zwischen denen sich Sklaven mit Tabletts voller Getränke tummelten. Sergius Nobilior machte mir ein Zeichen herüber zu kommen. Er stand mit zwei Männern da, deren einen ich wieder erkannte: Es war Antonius, der Metallhändler. Der andere war ein sehr großer und schlanker Mann in edlen, farbenprächtigen Kleidern. Er hatte feine Gesichtszüge, sehr dunkle Haut und riesige schwarze Augen. Ich nahm an, dass es der von Flavia angekündigte äthiopische Prinz war. Ich blickte mich um und sah, dass Flavia sich mit ihrem Fang in eine Gruppe edel gekleideter Damen gestürzt hatte, darunter auch Kleopatra. »Sei gegrüßt, Senator«, sagte Nobilior. »Von nun an wird man es mit Flavia gar nicht mehr aushalten können. Sie hat Julius Caesars Nichte ganz für sich«, seufzte er.
    »Wessen Nichte?« fragte der äthiopische Prinz.
    »Endlich!« rief ich. »Ein Mensch, der noch nie von ihm gehört hat. Ich glaube, wir werden uns gut verstehen.« »Senator«, besann sich Nobilior auf seine Gastgeberpflichten, »ich glaube, meinen Freund Decimus Antonius hast du bereits kennen gelernt. Und dies ist Prinz Legyba von Äthiopien. Er ist gekommen, um an den Feiern teil zu nehmen.«
    »Ihr seid weit gereist, Prinz«, sagte ich. »Ich weiß wohl, dass Homer von den ›frommen Äthiopiern‹ spricht, aber Ihr seid der erste, den ich treffe, der einen solch beschwerlichen Weg zu Ehren der Götter auf sich nimmt.«
    Er ließ ein strahlend weißes Lächeln aufblitzen. »Mein Volk ist stets neugierig, etwas über die Götter und religiösen Praktiken anderer Völker zu erfahren, aber eigentlich bin ich im Namen meines Vaters, des Königs, auf einer Handelsmission hier.« Er sprach ein ausgezeichnetes Griechisch, allerdings mit dem merkwürdigsten Akzent, den ich je gehört hatte, fast eine Art Singsang.
    Ich wollte mich gerade höflich nach dem Stand des Handels in seinem Königreich erkundigen, als ein betrübt aussehender Mann zu unserer Runde stieß, den ich als Nearchus, den Archon von Paphos erkannte. Auf Zypern bedeutete das, dass er der Vorsitzende des Stadtrates war, ein Amt, das in hellenistischen Städten meist von einem der reichsten Grundbesitzer bekleidet wurde.
    »Senator«, wandte er sich umgehend an mich, »sosehr ich es hasse, einen gesellschaftlichen Anlaß wie diesen mit geschäftlichen Problemen zu belasten, würde ich trotzdem gern kurz unter vier Augen mit dir sprechen.«
    »Aber jederzeit«, erwiderte ich jovial. »Meine Freunde, ihr entschuldigt uns?«
    »Wenn ihr zum Essen wieder bei uns seid«, sagte Sergius. »Es muss gleich fertig sein, Nearchus, und wenn der Senator ein wenig getrunken hat, lässt er sich sicherlich leichter ein paar

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