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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Kommando wurde nie in Zweifel gezogen. Du hast hier freie Hand. Also nutze sie.«
    »Er hat recht«, erklärte Julia mir. »Du musst begreifen, dass du, wenn der Senat dir einen überseeischen Auftrag erteilt, selbst einen so kleinen wie diesen, deine eigenen Machtbefugnisse festlegen kannst, bis sie einen anderen mit einem größeren Auftrag schicken. Diese jämmerliche Angelegenheit wird erledigt sein, noch bevor der Senat aus seinem kollektiven Nickerchen aufwacht und irgendwas mitkriegt.«
    »Dann ist das also abgemacht?« fragte Milo.
    Dass die beiden sich gegen mich verbündeten, war ein wenig beunruhigend, weil sie für gewöhnlich auf entgegengesetzten Seiten standen. »Also gut«, brummte ich und fühlte mich vage überrumpelt.
    »Ausgezeichnet.« Milo strahlte. »Und wenn ich schon dabei bin, werde ich auch ein paar Antworten aus diesem Harmodias heraus quetschen, der für den Marinestützpunkt und die Lagerbestände verantwortlich ist.«
    »Ich zweifle nicht daran, dass er sich ein paar Sesterzen mit dem Verkauf von Regierungseigentum verdient hat, als niemand hingesehen hat«, suchte ich meinen tatendurstigen Freund zu bremsen, »aber ich habe noch nie einen kleinen Beamten getroffen, der das nicht getan hätte. Oder auch einen hohen.« »Trotzdem hat er sich für einiges zu verantworten. Für diese verdammte Farbe zum Beispiel.«
    »Was?« fragte ich überrascht. »Im Gegensatz zu Schiffen, Proviant sowie Ausrüstung und fast allen Waffen ist Farbe das einzige, was da ist.«
    Doch Milo wollte nichts weiter zu dem Thema sagen.

XI
    Wir begannen am Tempel der Aphrodite. Ich hatte meine kleine Flotte der furchteinflößenden Aufmerksamkeit von Titus Milo überlassen. Sollte sie nur zittern, denn sein Ruf hatte sich auch bis in die östlichen Meeresgefilde herumgesprochen. Julia wollte den Tempel sehen und erklärte mir, alle wichtigen Leute auf der Insel seien so kurz vor Beginn der Feierlichkeiten dort, aber ich wusste, dass sie eigentlich einen anderen Grund hatte, unbedingt dorthin zu wollen. Die Julier waren für ihre Unfruchtbarkeit berühmt und brachten nur wenige Kinder hervor, von denen die meisten bei der Geburt oder im Kindbett starben. Die überlebenden Nachfahren waren zumeist Mädchen. Jahre später wurde Caesar in Ermangelung eines Erben sogar gezwungen, den Enkel seiner Schwester zu adoptieren. Auch Julia hatte noch nicht empfangen, und das bereitete ihr endlose Sorgen. Ich hatte ihr schon vor langer Zeit versichert, dass ich mich wegen Unfruchtbarkeit nie von ihr scheiden lassen würde. Es gab ohnehin schon viel zu viele Metelli, und Männer meiner Klasse adoptierten bereitwilliger Söhne, als dass sie sie selbst zeugten. Trotzdem empfand Julia die Tatsache, dass sie noch kein Kind geboren hatte, als Makel. Patrizische Frauen hatten die unangenehme Angewohnheit, einander an Zahl und Gesundheit ihrer Sprößlinge übertrumpfen zu wollen und konnten gehässig sein wie die Waschweiber. Julia hoffte, durch die Teilnahme an der jährlichen Zeremonie der Aphrodite mit Fruchtbarkeit gesegnet zu werden, und meine Traumvision hatte diese Hoffnung noch bestärkt.
    Einheimische und zu Besuch weilende Würdenträger sowie weitere Leuchten der Gesellschaft waren ausgeschwärmt, ebenso wie die zu erwartenden einheimischen Händler, Bettler und Müßiggänger. Letztere boten sich allenthalben als Führer an. Da ich jedoch schon eine Führung genossen hatte, konnte ich den Part selbst übernehmen.
    »Es ist eine ziemlich seltsame Statue«, meinte Julia, als sie das kultische Bild der Göttin sah.
    »So können die Straßenhändler einem zumindest nicht dauernd Miniaturkopien davon aufdrängen«, erklärte ich ihr, »wie sie es an anderen berühmten Tempeln, die ich besucht habe, tun.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht«, meinte sie nur, »aber die Statue ist trotzdem sehr ergreifend.« Wir verließen den dunklen Raum, und ich führte sie zu den goldenen Netzen. Im Garten wies ich auf lone, die mit einer Gruppe sehr edel gewandeter Menschen sprach.
    »Oh, was für eine wundervolle Frau!« rief Julia und musste sich beherrschen, nicht entzückt in die Hände zu klatschen. »Komm und stell mich vor.« Die kleine Gruppe machte ihr Platz, wie es Menschen für Mitglieder ihrer Familie ständig zu tun schienen. Sie verbeugte sich tief vor lone, und die Priesterin ergriff ihre Hände.
    »Ich sehe, die Frau des Senators ist eingetroffen.« Ich machte die beiden miteinander bekannt, während die übrige Gruppe sich

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